"Magst Du den Rest wieder einpacken?", fragt Amira hinter mittlerweile geschlossenen Lidern. Für den Moment war sie noch am 'Krafttanken'. Einfach nur ruhig sitzen, tief atmen und in die Umgebung lauschen. Sie wirkt leicht Grau im Gesicht, was jedoch auch an dem spärlichen Licht liegen könnte...
Ihre Bewacher waren eindeutig in dem besseren Zustand- selbst der eine, dem sie seine Kraft geraubt hatte, war weitestgehend wieder auf den Beinen undbeobachtete sie gerade misstrauisch vom Stalleingang her. Amira spürt den Blick und öffnet die Augen, um den Mann direkt anzusehen. "Wie fühlst Du Dich? Ist Dir immer noch so kalt?", richtet Amira die Frage mit leiser Stimme an Sirgal.
Die wirft Allister daraufhin einen kurzen und etwas verschämten Blick zu. "Bei der Wärme? Nein, es geht schon." Sirgal packt das Essen zusammen. Ihr tat jeder einzelne Knochen weh und die nassen Schuhe waren auch nciht gerade das Beste. "Hast Du eine Ahnung, wo sie mit uns hinwollen? Wenn mich meine Orientierung nciht täuscht, gehen wir in Richtung Fluss..."
"Ich glaube auch.", antwortet Amira. "Na ich hoffe mal, die wollen uns nicht zum Schwimmunterricht treiben...", fügt sie leicht grummelnd hinzu, "Noch sind meine Füsse trocken und es wär schön, wenn das auch so bleibt." Sie schaut Sirgal an und fährt dann bedeutend leiser fort, sodass nur sie die folgenden Worte hören konnte. "Ich könnte versuchen mich in den Kopf von einen von denen einzuklinken, um mehr herauszufinden...", schlägt die Frau vor, "Aber zum Einen müsste ich dazu näher ran und zum Anderen ist das Risiko zu gross, dass sie es merken, was wohl eher nicht so gut wäre."
Sirgal schüttelt den kopf. "Lass es. Lass es einfach. Das ist viel zu gefährlich und Du hast schon genug Schaden genommen. Amira, irgendwann kann ich Dir nciht mehr helfen..."
Ihr Blick wird dunkel. "Ich weiss...Und ich danke Dir von Herzen dafür, dass Du es trotzdem tust.", entgegnet sie leise, "Ich kann auch was Anderes versuchen,was mir in dem Fall überhaupt nicht schadet und ebenso Informationen bringen kann, wenn das Ziel nur redseelig genug ist. Alles was ich hierfür brauche, ist ein Moment Ruhe."
"Wenn ich absaufen soll, wüsste ich das schon gern im Vorraus.", meint sie mit einem schiefen Grinsen, lehnt sich wie zuvor an die Stallwand und schliesst die Augen. Rein äusserlich sieht es so aus, als würde sie dösen- allerdings tut Amira etwas gänzlich anderes. Hochkonzentriert lauscht sie auf ihre Umgebung, blendet alle störenden Geräusche aus- das Rascheln von Stroh, die Geräusche der Tiere, das Klappern des Geschirrs, welches noch im Gebrauch war. So fährt sie fort, bis nur noch die Stimmen der Menschen übrig sind. Sie 'hüpft' von Gespräch zu Gespräch, bis sie sicher ist, bei zwei Wachen hängengeblieben zu sein, die nahe der Tür standen...
"Wie lange noch? "Lass sie noch essen." "Gut. Der Hauptmann ist schon voraus." "Was meinst Du, wie lange sie brauchen?" "Schwer zu sagen. Sind schlecht zu Fuß." ... "Könnte bis zur Abenddämmerung dauern." Ein Stöhnen. "Noch mal?" "Du hast mcih doch gefragt..."
"Interessant...", murmelt sie vor sich hin und versucht noch mehr mitzubekommen. "Na komm' schon...sag' was ihr mit uns vorhabt...", geht es ihr dabei durch den Kopf.
Doch am Tor herrschte daraufhin schweigen. Ein Dritter kam wenig später. Seine harte Stimme war auch so gut zu hören. "Bringt sie auf die Beine. Es geht weiter!"
"Mist.", kommt es leise von Amira. "Es geht gleich weiter. Der Hauptmann ist schon vorraus. Sie denken, dass wir wohl wieder bis zum Abend unterwegs sein werden, da wir nur langsam vorankommen.", gibt sie die Infos knapp an die Gruppe weiter, "Einen konkreten Zielort hat keiner von ihnen erwähnt." Amira schaut Sirgal an. "Ich...öhm...bräuchte dann meinen Mantel und den Schal zurück..."
Viktor hatte sich bei Ruf zum Frühstück erhoben und gestreckt, dann hatte er den Stall ebenfalls kurz verlassen und war wieder gekommen als Amira das Essen verteilte, und nahm sich seine Portion. Er würde ungefähr die Hälfte gleich essen und den Rest mitnehmen, da er annahm das es auch heute erst am Abend wieder was geben würde. Er war schon glücklich das die drei Tage in denen er Medikamente nehmen musste hinter ihm Lagen und er die nächsten Nächte auch ohne Pillen überstehne würde.
Insgeheim bewunderte Sirgal die Männer, die mit den Widrigkeiten so problemlos zurecht kamen - fragte sich aber auch, was sie so hart gemacht hatte. 'Früher warst Du selbst nicht anders', ging es ihr dann durch den Kopf und sie verzog bitter das Gesicht. Sie gab Amira Schal und Mantel, kam dann wieder mühevoll auf die Füße und lehnte erst einmal eine Weile an der Stallwand. Dann nahm sie ihr Gepäck auf und ging mit den anderen hinaus in den eiskalten Morgen.