Als die Fey die Kontrolle verlor, reagierte die Elfe wie seit Jahrhunderten. Aus ihrem Mund dragen tiefe, dunkle Töne, woben ein Lied so machtvoll, dass die Schwingungen körperlich zu spüren waren und zog den Mann am Tisch und die Frau hinter sich mit in den magischen Kreis. Sie bewegte sich dazu mit keinem Millimeter, wob ein Lied so, dass sich um beide ein schützendes Feld legte, wie stille Augen in einem Sturm. Die Elfischen Worte waren ebenso alt wie sie selbst und legten goldenes Licht um die beiden Menschen. Sie selbst stand wie in einem Sturmwind, der ihr die Haare aus dem Gesicht wehte und dem Schleiergewand ein Eigenleben verlieh. Um sich selbst hatte sie den ersten Schutz gelegt, der aber nur auf Angriffe abzielte, nicht auf magisches Wirken. Er war weit weniger stark, als das, was sie um die Menschen legte. Die Elfe konnte nicht einfach ein Feld hochreißen, wie sie es bei einem direkten Angriff getan hätte. Dazu saßen der Mann und die Frau zu weit auseinander. So stand sie mitten im Raum und wob uralten Klang. Diese Felder so aufrecht zu erhalten kostete sie immense Kraft. Sollte sich jetzt ein Zauber verirren oder jemand sie angreifen, würde sie dem nicht viel entgegenhalten können. 'Was ist dies nur für ein Ort', regte sich der Gedanke in ihrem Unterbewußtsein und sie wusste, dass sie hier nichts zu suchen hatte. Wenn dies überstanden war, würde sie gehen. Der Zauber legte sich wie eine Umarmung um Allister und Kaya. Sanft, vertraut und doch fremd, wie von einem Lieben, den man lange nicht gesehen hatte, wie eine Erinnerung an alte, ferne, bessere zeiten. Er band sie nicht, im Gegenteil. Die beiden würden sich frei im Raum bewegen können.
Die Verletzungen waren zu schwer gewesen, mit denen sie hier auftauchte, als dass sie eine ernstzunehmende Gefahr für die Fey darstellte. Auch wenn sie spürte, dass das Ende schon lauerte, hämisch in der Ecke saß und grinste, würde sie sich ihm nicht kampflos ergeben. Schicksal? Sowas gab es nicht. Sie war Wandel. Sie war Veränderung. Da war kein Platz für ein festgelegtes Schicksal. Alles um die Chaoshexe herum war gefroren und so sehr sie sich auch bemühte, sie schaffte es nicht, Kräfte aufzubringen um dagegen anzugehen.
Das Lied, die Melodie schien sie langsam wieder ins hier und jetzt zurück zu tragen, auch wenn es gar nicht für sie bestimmt gewesen war. Es war noch einer der kontrollierteren Ausbrüche gewesen, denn sie hatte ihn auf Tha'Risha konzentriert.
Bei den Göttern, ich wollte hier nur etwas Ruhe finden, ist das den nach all dem zuviel verlangt? Es war ein mehrklang an Stimmen, der ihr über die Lippen perlte während sie über der Chaos Hexe stand und die Arme um sich schlang so als sei ihr Kalt. Kurz huschte der Blick zu Allister und er war voll Scham und Abscheu über sich selbst. Sie hatte nie gewollt das jemand sie jemals so sah!
Schließlich kniete sie sich über Tha'Risah nieder und strich ihr sanft, binahe mütterlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht bevor auch sie eine leise Melodie anhob, dieses Mal einstimmig. Und dieses Mal schwangen Emotionen darin mit. Singen, das eines der wenigen Dinge die ihr Herz noch anrührte. Sie sang von Liebe, Schmerz und Leben während sie dabei Tha'rishas Wunden schloss und dem geplagtem Körper Heilung angedeihen ließ.
Nahtlos ging die Melodie in eine andere über.
Spirit of the wind carry me Spirit of the wind carry me home Spirit of the wind carry me home to myself
Als sich die Wogen glätteten, entließ dir Elfe die beiden Menschen aus ihrem Zauber und für einen Augenblick schien es, als würde sie wanken. Dann zog sie sich geräuschlos in die Schatten zurück und es schien wie ein Hauch von Nebel, der dort noch hing, bevor bei einem genaueren Hinsehen klar wurde, dass da gar nichts war.
Nur ein kleiner Gegenstand auf dem Boden, dort, wo sie gestanden hatte, erinnerte daran, dass überhaupt jemand hier gewesen war - und der Hauch von einer goldenen Spur, wie feinster Puder auf den Schultern von Kaya und Allister, sowie der Geruch von Weihrauch und Räucherwerk, der kaum wahrnehmbar blieb.
Jeder konnte diesen Ort erreichen. Manche kamen im Traum hierher, andere im Tod...
Vor dem Geist Vana'diels formte sich das Abbild einer Schlacht. Ein Gemetzel. Die Chaoswüste, ein Tempel. Krieger in messingfarbenen und roten Rüstungen, sie schrien und johlten. Es roch nach Blut, nach Tod und Angst. Magie enlud sich, dass die Luft selbst brannte. Überall gab es Tote und schreiende Verletzte. Gnade? Nichtmal das Wort existierte an diesem Ort. MIttendrin Tha'Risha, um ihr Leben kämpfend und mehr noch, um die Vorherrschaft ihres Gottes. Doch ein anderer sollte stärker sein. Unter den Angriffen ging sie irgendwann zu Boden, wie ihre Leute, Schüler und Jünger um sie herum. Der Tod hatte sie markiert und er würde sich nicht betrügen lassen, nciht einmal vom Chaos selbst.
Die Bemühungen der Fey waren vergebens. Ihre Magie verschaffte Tha'Risha nur Zeit. Zu schwer waren die Gefechte, zu massiv die Wunden. Sie waren tödlich. Immer wieder quoll dunkles Blut aus ihrem Mundwinkel. Die Lider zitterten...
Müde sah sie ihn an. Tha'Risha hatte ihn mal gekannt, von früher. Lange her, sehr lange her.Sie hatte vieles vergessen über die Zeit hinweg. Zeit - so ein blödes Spiel. Wieso war sie hier? 'Du bist gestorben, erinnere dich," rief da jemand in ihren Gedanken. 'HIerher findet man auf unterschiedliche Weise. Zwischen den Welten, zwischen Traum und Wachsein, zwischen Leben und Tod...'
Allister knieht sich neben sie, das objekt taxiert er kurz , so als wolle er erkennen ob es eine Problem werden könnte oder nicht, er dachte an eine Granate.
Tha'Risha, was ist passiert? 'So ein mist das, ..Moment, das ist wohl nicht unsere Tary..'
Es war flach und nicht größer als seine Handinnenfläche. Kleiner sogar, er würde es in der Hand vollständig verbergen können. Es musste wohl aus der Tasche gefallen sein. Ein Verschluss war im Moment nicht zu sehen.
Nein, das war nicht die Tha'Risha, die er kannte. Diese hier war wesentlich älter, ein paar Jahrhunderte sogar. Sie hatte schwere Wunden davon getragen. Schwerthiebe in den Flanken und ein größeres Loch in der Brust - vermutlich eine Lanze. Ihre Augen schimmernden violett und die Farbe verließ ihr Gesicht. Ein bitterer Gedanke formte sich in ihrem Kopf : 'Zahltag...' Nun würde Tzeentch das verlangen, was sie ihm schenkte und er sie dafür in ihrem Leben begünstigte. Der Atem wurde flacher und Tha'Risha verdrehte die Augen, Vana'diels Magie hatte ihr nur ein wenig Zeit gebracht. Doch die Fey war nicht ausschlaggebend für ihren Tod gewesen. Das nicht-Akzeptieren hatte sie hier her gerbacht und die Erkenntnis leitete das Unumgängliche ein.
Sie hasste diese Abkürzung, es klang nach einem Kanarienvogel oder einem Papagei. Doch irgendwie entlockte es ihr dieses Mal ein Schmunzeln. Da waren längst vergangene Erinnerungen aus Zeiten, an die sich kaum noch entsann. Grauer Drache... Dieses Fest... Wie hieß er noch? "Al...Ally..."