Amira registriert die Einzelheiten ihres Gegenübers- nicht zuletzt, dass er sie als gleichgestellt behandelte, was ihr auch einen Grossteil ihrer Scheu nahm. Sie stellt die Tasse ab. "Wie gesagt.", meint sie erneut und deutet auf die Karte, "Möglicherweise habe ich die Lösung hier direkt vor mir. Ich will ehrlich sein- es ist auch gut möglich, dass ich mich hier in was verrenne, weil ich Sirgal unbedingt finden will. Doch wenn ich Recht habe, dann habe ich eine gewisse Ahnung wohin sie das Tor geschickt hat." Amira's Augen spiegeln einen gewissen Kampfgeist und Kar'Yann würde erkennen, dass er jemanden vor sich hatte, für den das Wort 'Aufgeben' nicht existierte.
Amira nickte. "Ich weiss.", antwortet sie und blickt den Drow vor sich ruhig an, "Da das Tor in Neu Igraine in Ordnung ist und dieses hier scheinba ebenfalls, kann im Grunde nur ein 'Irrläufer' vorliegen- eine spontane Fehlfunktion wenn Ihr so wollt..." "...Wollt Ihr Euch nicht lieber setzen?", fragt sie schliesslich vorsichtig, ihre Ausführungen unterbrechend.
Er legte den Kopf etwas schief und lächelte, bevor er sich erhob und dann in den anderen Sessel setzte. "Ist es so schwerwiegend, was ihr mir sagen wollt, Amira al Khalif?"
Amira lächelt einen Moment lang schief und schüttelt den Kopf. "Nein. Im Grunde ist es simpel- wenn auch nur eine vage Theorie.", fährt sie fort, "Der ehrwürdige Traz- unser Mann am Tor in Neu Igraine sagte, dass es eine Vielzahl von verschiedenen Toren gibt- solche wie hier, die mittels Wählscheiben gesteuert werden, solche die mit einer Art von 'Speicherkristallen' funktionieren, aber auch solche, die man offenbar gedanklich steuern kann. Er meinte auch, dass eine solche Fehlfunktion wie jetzt das letzte Mal vor unglaublich langer Zeit passierte, was vorliegenden Fall noch aussergewöhnlicher macht. Wie dem auch sei, meine Vermutung ist, dass Sirgal's Gedankenwelt in dem Augenblick als sie hier das Tor betrat, den Verlauf irgendwie beeinflusst hat." Amira blättert die letzte Zeichnung auf und deutet auf das Datum. "In Caspia herrscht Krieg.", erklärt Amira ernst, "Und das hier ist das neuste Werk in diesem Buch. Ich denke es ist gut möglich, dass sie das hier noch in ihrem Kopf herumspukte, als sie durch das Tor ist. Wenn meine Vermutung stimmt, ist sie irgendwo in Cygnar gelandet- es gibt dort eine Vielzahl aktiver und inaktiver Tore...Ausschlaggebend ist natürlich wo sie dort gelandet ist- längst nicht alle Orte sind sicher..."
"Sie steht also mal wieder mitten in einem Krieg... und das in einem land, dass sie nicht kennt, und das ihr fremder ist, als alle Gegenden, die sie je bereiste. Kleidung und Bewaffnung, wenn nicht sogar ihre Sprache werden sie verraten..." Kar'Yann schaltete sehr schnell und ließ sich selbst keine Zeit, darüber nachzudenken, ob sie überhaupt noch lebte.
Amira nickt und atmet dabei tief durch. "Das wäre ein mögliches Szenario.", gibt sie zu, "Es tut mir leid, doch das scheint mir im Moment noch der stichhaltigste Hinweis auf ihren Verbleib zu sein." Sie blickt Kar'Yann direkt an. "Ich werde sie finden.", verspricht sie ihm, "So oder so. Wenn ich näher an ihr dran wäre, könnte ich versuchen sie aufzuspüren, doch dafür muss ich erstmal da hin. Ich will nicht unhöflich sein, doch ich würde gern wieder aufbrechen, um meine Vermutung zu bestätigen."
Er nickte. Kar'Yann hatte seinen Tee nicht einmal angerührt. Noch mit den schweren Beinschienen und den Stiefeln bekleidet saß er in dem Sessel und es wollte ihrendwie so gar nicht zu ihm passen. "Braucht ihr irgend etwas von ihr, um sie aufzuspüren?" Solche Suchaktionen nach Sirgal hatte es ja nun schon zur Genüge gegeben.
Amira überlegt kurz. "Das Buch könnte schon ausreichend sein- sie achtet darauf wie auf ihren Augapfel, die Verbindung dürfte sehr stark sein.", meint sie, "Wenn Ihr jedoch etwas wüsstet, was eine noch tiefere Bindung zu ihr haben könnte und ich noch in meinen Taschen unterbringen kann, wäre das wohl hilfreich." Weiterhin sitzt sie ruhig und aufrecht in dem Sessel; der Mantel in Cygnar's Farben stand in krassem Kontrast zu ihrem Feuerrotem Haar und ihren ungewöhnlichen Augen.
"Der Ring an ihrer linken Hand. Aber sie legt ihn niemals ab. Sie trägt ihn wohl seit ihrer Kindheit. Das Graue Buch... aber das ist in Tal'Ankir." er schüttelte den Kopf. "Den Drachen trägt sie derzeit, die Eule auch. DAs kleine Messer hat sie bei sich, ebenso wie den Elbendolch. Bestenfalls noch ihr altes Schwert. Das ist hier. Oder der Bogen."
Einen Augenblick zieht Amira die Brauen zusammen. "Sie hat keine Waffen abgesehen von den beiden Klingen mitgenommen?", versichert sie sich, "Nun, in dem Fall wäre es wohl gut, wenn ich eines von beiden mitnehme, für den Fall, dass meine Theorie stimmt."
"Vielleicht solltet ihr aber erst mach hause zurückkehren, bevor ihr irgendwelche Experimente wagt", sagte der heiler mit einem besorgten Unterton in der Stimme. Er erhob sich und trat zu einem Waffenhalter hinter der Tür, von wo er eine kurze aber immens scharfe Klinge aus dunklstem Metall holte, die ganz eindeutig aus den Unterreichen stammte. Er reichte die Klinge Amira. "Naut Elg'cahl", meinte er.
Mit einer leichten Verbeugung nimmt Amira die Klinge entgegen. Sie glaubte sie bereits einmal in der Hand gehabt zu haben- das Gefühl, als sie den Griff berührte war ihr ungewöhnlich vertraut, kam ihr beinahe vor wie eine Verlängerung ihres Armes. Sie nickt. "Wenn es mit dem Buch nicht funktioniert, dann hiermit.", meint sie und mustert die dunkle Klinge bewundernd.
Amira überlegt kurz. "Das Nötigste habe ich dabei.", findet sie, "Wenn Ihr jedoch noch eine Scheide für das gute Stück hier hättet, die ich am Sattel festmachen kann, wäre ich Euch noch mehr verbunden."