"Wartet einen Augenblick." Kar'Yann verließ das Arbeitszimmer und lief eine Treppe nach oben. Man hörte seine Schritte, als er den Flur entlangging und wenig später wiederkam. Er brachte ein schwarzes Tuch mit eingearbeitetem Leder, in das die Klinge genau passte und eine Halterung, die eigentlich am Gürtel getragen wurde. Sirgal hatte sie auf dem letzten Fest der Drachen als Rückenschlaufe benutzt. Er reichte Amira beides. "Sie benutzt nie eine Schwertscheide, besitzt auch keine."
Amira nickt. "Das wird gehen.", entgegnet sie und verpackt die Klinge sorgsam, "Vielen Dank." Die Frau macht eine Geste in Richtung der Tür. "Wollen wir?", fragt sie. Allmählich wurde ihre Ungeduld wieder stärker- sie musste einfach wissen, ob sie mit ihrer Vermutung richtig lag.
"Bitte." Kar'Yann ging voraus, griff im Vor+bergehen die Lederrüstung und zog sie mit einer viel zu geübten Bewegung wieder an - er hatte nur wenige Schnallen geöffnet, die er ebenso schnell wieder schloss. Sie verließen das haus, wie sie gekommen waren. Die Soldaten saßen auf, als sich die Tür wieder öffnete.
Auf der anderen Straßenseite stand eine frau, die das Ganze beobachtete. Sie war ebenfalls Drow, kräftig, was auch auf eine Sargtlin hinwies und trug Tunika und Hose - kein kleid. Die Haare waren im Nacken zu einem dicken Zopf geflochten. Kar'Yann warf ihr einen Blick zu, lächelte knapp und senkte dann den Blick.
Amira registrierte dies, machte sich jedoch keine Gedanken darüber- ihre Gedanken waren ganz wo anders. Der grosse Dunkelbraune stösst ein tiefes Brummeln aus, als er Amira erblickt. Die Frau tritt auf das Pferd zu und streicht ihm mit der freien Hand zur Begrüssung sacht über die Nüstern. Dann verstaut sie Sirgal's Buch sicher in einer der Satteltaschen- hierbei werden zahlreiche Blaue Päckchen sichtbar, die das gleiche Wappen trugen, wie Amira's Mantel auf dem linken Arm zeigte. Anschliessend verschnürt sie die Waffe der Freundin an der linken Schulter ihres Pferdes am Sattel- auf der rechten Seite hing ihre eigene Klinge-, um sich danach wieder in den Sattel zu schwingen. Das Pferd nimmt den Kopf hoch, wobei seine Ohren aufmerksam spielen; ungeduldig scharrt es mit einem Vorderhuf.
Kar'Yann sitz ebenso auf und das Pferd, dass er reitet, scheint ganz das gegenteil von Amiras zu sein. Obwohl auch ein Brauner, ist es eher grob gebaut, absolut stoisch und durch nichts zu erschüttern. Erst als der Reiter oben den Zügel aufnimmt, seint es zum leben zu erwachen. Der Trupp macht sich auf den Weg zurück zum Tor.
Eine knappe halbe Stunde später sind sie wieder oben. Der Rest des Trupps am Tor war abgesessen und stand in lockeren Gruppen auf dem Platz am Tor. Die Soldaten sprachen leise miteinander und scheinen nicht überrascht, dass die anderen Zurückkommen.
Dhashur ist recht gross geraten- Amira konnte geradeso über seinen Rücken sehen, wenn er keinen Sattel trug und sie sich auf die Zehenspitzen stellte- und trotzdem relativ feingliedrig; ganz offensichtlich ein Mischling- was genau, konnte wohl niemand sagen. Mit raumgreifenden Schritten hat er keine Probleme mit dem Trupp mitzuhalten.
Wieder oben angekommen, bremst Amira ihn leicht ab und am Tor schliesslich zum Halten. Im Sattel dreht sie sich zu Kar'Yann um. "Ich werde eine Nachricht schicken, sobald es etwas Neues gibt.", findet sie und nickt dann Aaron zu, "Es kann losgehen."
"Passt Auf Euch auf." sagte Kar'Yann und beobachtete Amira.
Aaron hatte Neu Igraine bereits angewählt und aktivierte das Tor. Wie immer stieg nebel in den Torbögen auf und schien wässrig zu schimmern. "Der Weg ist frei", sagte der Sutrinos. "Alles Gute."
Amira nickt dem Drow zu. "Das werde ich.", entgegnet sie, dann zu den restlichen Anwesenden, "Wünscht uns Glück." Dann richtet sie den Blick auf das aktivierte Tor und atmet tief durch. "Komm' Dhashur, gehen wir.", wendet sie sich leise an ihr Pferd, welche mit einem verhaltenen Wiehern zu antworten scheint und dann ohne zu zögern auf das Tor zuschreitet. Amira schliesst die Augen, als sie in den Nebel treten. Ihre Gedanken sind bei Sirgal und die Karte von Cygnar erscheint vor ihrem inneren Auge. "Wo bist Du nur?", geht es ihr durch den Kopf und einen Moemnt lang schien es ihr, als könne sie das Meer riechen.
Das Wiehern der Stute aus dem Stall begleitet sie - und sie kann das Meer riechen. Doch vor ihr liegt die regnerische Klippenlandschaft Neu Cygnars und gibt den Blick auf Neu Igraine frei, als sie das Tor durchschritten hat. Es ist kalt, Regen schlägt ihr ins Gesicht und Wind zerzaust ihr die Haare.
Ein Grabenkämpfer tritt auf sie zu. "Meister Traz erwartet Euch, lady."
Amira nickt und reitet direkt zur Halle hinunter. Draussen steigt sie ab und stellt Dhashur unter einem Unterstand im Trockenen ab- Sirgals' Buch holt sie aus der Satteltasche und verstaut es unter ihrem mantel, damit es nicht dreckig oder nass wurde. "Bitte habt eine AUge auf ihn und das Gepäck.", bat sie einen Grabenkämpfer und deutet auf ihr Pferd, ehe sie sich auf den Weg zu Traz macht. "Da bin ich wieder.", begrüsst sie den Gator und schwenkt das Buch, "Ich habe hier vielleicht etwas, was uns weiterhilft."
Sie legt das Buch kurzerhand auf ein Pult und schlägt die Seite mit der neusten Zeichnung auf. "Das hier.", meint sie knapp und beginnt zu erklären, "Ich weiss, es ist wohl ziemlich weit hergeholt, doch Du meintest ja, dass es Tore mit gedanklicher Steuerung gibt- ja ich weiss, dass weder das Tor in Sel'Tac'Zil noch unseres hier ein solches Modell ist, ABER, was wenn es eben aufgrund von Sirgal's Gedanken zu dieser Unregelmässigkeit gekommen ist? Gut, vielleicht sind auch mehrere Faktoren daran Schuld, doch was wenn Sirgal's Ablenkung das entscheidende Zünglein an der Waage war, das dazu geführt hat? Wenn meine Theorie stimmt, ist sie irgendwo in Cygnar gelandet- ich könnte versuchen sie aufzuspüren, wenn ihr mich nur dorthin lasst!"
Traz' Blick erfasst das Bild und er sieht sofort zu Allister. Seine orangefarbenen Augen mustern den Gouverneur. Jetzt hing es von seiner Entscheidung ab. "Möglich ist es - nur wie wahrscheinlich ist es?" sagte der Gator.
Die Szene zeigte einen erbitterten Kampf um das fallende Caspia... die kleinen Kommentare waren eindeutig.
Eindringlich schaut Amira Allister an. "Du weisst, dass es im Bereich des Möglichen liegt.", redet sie auf den Warcaster ein, "Gib' mir die Möglichkeit es zu beweisen. Ich werde auch allein vorgehen, um mich zu vergewissern- lass' mich nur hin und nachsehen gehen!"