Als er sie eingeholt hatte, legt Pip ihr die freie Hand auf die Schulter. "Liebes, was ist mit Dir?", fragte er sanft- die Aufregung nicht recht verstehend.
Fox ging mit ihm in die Stadt zurück, wo sie jene kleine versteckte Taverne aufsuchte, in der sie mit Kyrillas so manchen abend verbracht hatte. Um diese Zeit war es sehr ruhig, da es ja erst Nachmittag war. Sie winkte dem 'Doc', dem dicklichen Wirt mit der Schürze, der zu ihnen kam und fragte, was sie wünschten.
"Den Mist, wie immer, Doc. Und Du Pip?"
Der Wirt sah sie etwas schief an. "Bisschen früh heute, oder?"
Aufmerksam blickt er sich um, als sie die Taverne betreten- schien ihm recht gemütlich zu sein.
"Für mich auch bitte.", antwortet er auf die Frage. Pip war froh wieder einen Moment lang sitzen zu können, das Bein tat nach dem Herumlaufen wieder mal höllisch weh...
Wenig später standen zwei Gläser mit dunkel bernsteinfarbener Füllung vor den beiden. "Lass es Dir schmecken", sagte Fox fast etwas rauh. "Auf Dich, Pip, und dass Du annähernd Heil nach hause gekommen bist."
Pip erhob sein Glas. "Auf Dich, Fox, weil es Dich gibt...", entgegnet er und fügt dann nach dem Anstossen mit ihr etwas leiser hinzu, "...und Du mir das Leben gerettet hast..."
Er lächelt. "Zum Einen, weil die Gewissheit, dass hier jemand auf mich wartet mir die Kraft gab, das alles durchzustehen und zum Anderen, weil...", Pip angelt unter seinem Hemdkragen ein Lederband hervor, an welchem eine verformte, bzw. stark eingedellte, Kupfermünze baumelt, "...Du mir das hier geschickt hast..." Er nimmt das Band mit der Münze ab und reicht es ihr. "Zugegeben- das schlechte Pulver des Schützen und eine gehörige Portion Glück haben sicherlich auch geholfen, aber...na ja...", fährt er fort, "...Als man sie mir gebracht hat, bin ich direkt bei nächster Gelegenheit zum nächsten Schmied und habe mir eine Öse dranmachen lassen..."
"Nun...Der Bote, den ich geschickt habe, hatte mir Deine Nachricht und die Münze überbracht...", erzählt er leise, "Wie Du weisst war das kurz nachdem Charly...Naja...Am selben Tag, als der Schmied mit der Öse fertig war, gab es einen erneuten Sturmangriff. Ich war wieder oben auf den Mauern in praktisch vorderster Reihe...Wie dem auch sei...Ich war gerade am Nachladen als ich plötzlich einen Schlag mitten auf der Brust fühlte- hat Dich schonmal ein Pferd getreten?; so in etwa hat es sich im ersten Moment angefühlt...Ich weiss noch wie mir die Luft ein paar Sekunden wegblieb und ich nach hinten stürzte...Irgendwer hat mich rausgezogen und das Nächste, was ich mitbekam, war als ein Feldscher sich über mich gebeugt hat und irgendwas von einem Heer von Schutzengeln murmelte. Er half mir wieder hoch und zeigte auf die Münze um meinen Hals..." Pip hob eine Hand auf's Herz. "Bis auf eine gehörige Prellung und ein angeknackstes Brustbein habe ich dank Dir an dem Tag nichts abbekommen..." Er griff nach seinem Mantel und zeigte ihr die geflickte die Stelle an der die Kugel eingedrungen war. "Da...Schau." Dann griff er in seine Hosentasche und liess einen kleinen silbrig glänzenden, auf's Übelste verformten Gegenstand auf die Tischplatte wandern. "Das ist der kleine Übeltäter...", findet Pip und schiebt Fox das deformierte Geschoss hin...Es passte haargenau in die tiefe Einbuchtung der Münze...
"Als wir dann ein paar Stunden später eine Atempause hatten, bin ich direkt in's Lazarett und habe mich untersuchen lassen, als der nächste Heilkundige für mich Zeit hatte.", erzählt er weiter, "Der Heiler meinte, ich hätte wohl mehr Glück als Verstand; das Brustbein sei nur ein wenig angeknackst- aber Du musst Dir deswegen keine Sorgen machen, das ist längst wieder alles in Ordnung...Das Einzige, was noch Probleme macht, ist das rechte Bein, aber das ist auch erst 10 Tage her, dass das passiert ist..." Pip schwieg kurz und schaute Fox an. "Wie dem auch sei...Ich habe in Caspia Tag für Tag unsere Leute sterben sehen, mit dem Wissen, dass Blake sich irgendwo hinter den feindlichen Linien herumtreibt, um den einen oder anderen Befehlshaber auszuknipsen...Es mag wie eine Ausrede klingen, doch der einzige Grund, warum ich ihm nicht gefolgt bin war der, dass ich zum ersten Mal wirklich Angst hatte, durch eine solche Aktion das Zeitliche zu segnen...", spricht er leise weiter, "...Mit einem Mal gab es etwas, was ich um keinen Preis wieder verlieren wollte..." Ganz sacht legt Pip seine Hand auf die ihre. "...Danke..."