"Vielleicht sollte ich besser gehen.", antwortet Amira kopfschüttelnd, "Ich brauche kein Licht, das die Dinger anlocken könnte, um mich hier zurecht zu finden." Sie begann die Prozedur mit dem Glas abermals von neuem, um sich so nach und nach die Handkante entlang bis zum kleinen Finger vorzutasten.
Sie tat Fox weh - ziemlich sogar. Doch die alchemistin schwieg verbissen. "Keine Chance. Tut mir leid - sie sind viel zu wichtig, Amira. Die Männer kann ich nicht ohne Versorgung lassen. Ich selbst kann es nicht!"
Amira grummelte etwas Unverständliches vor sich hin, ehe sie meinte: "Na ja- wenigstens sehe ich es, wenn etwas hier her kommen sollte...Aber das Feuer würde ich in dem Fall lieber löschen- es ist auch so genug Material vorhanden, die zwei warm zu halten." Inzwischen war sie fast bei der Kuppe und damit unverletzten Teil des kleinen Fingers angekommen.
"Ist in Ordnung. Das Überlasse ich ihnen. Wir brauchen nur schnellstmöglich einen Weg hier hinaus - und da keine sichtbaren Abzweige vorhanden waren, muss es einen Weg durch die Höhle geben." Sie bewegte den Kopf vorsichtig und es zog bis in den linken Arm. "Elende Mistviecher."
"Wenigstens reagieren sie empfindlich auf Feuer.", entgegnete Amira und deutet auf Fox' Hals, wo die zweite Schwellung unübersehbar war, nachdem sie deren Hand gesäubert und in ein klates, feuchtes Tuch gewickelt hatte, um der Schwellung wenigstens ein bisschen beizukommen.
Von den beiden Männern hörte man keinen Ton, abgesehen von Pip's gepresstem Atem...
Eben dieses Schweigen lag Fox wie ein Gewicht auf den Schultern. Fox machte sich etwas kleiner, damit Amira sich auch das ansehen konnte. Irgendwie war sie in Fox Augen nicht die klassische Heilerin, weswegen sie keine Scheu hatte, sich ihr in die Hände zu begeben.
"Ist mit den Beiden wirklich alles so weit in Ordnung?" fragte sie sehr leise.
"Für Masterson kann ich im Moment nichts mehr tun mit dem was ich hier zur Verfügung habe, aber er macht sich.", antwortet sie ebenso still, während sie sich geduldig um die Stelle an Fox' Hals kümmert- auch hier arbeitet sie wie an der Hand mit Öl und Glas, "Was Jenkins betrifft, kann ich's noch nicht sagen. Das Zeug ist raus und wir werden abwarten müssen, wie er es verkraftet- jeder Organismus reagiert anders auf äussere Einflüsse und Substanzen."
"Bin gleich fertig.", kam es von Amira bei ihrem neuerlichen Zähneknirschen, "Dann sehe ich ihn mir nochmal an." Sie hält Wort. Noch alles gut säubern und auch hier ein heruntergekühltes Stück Stoff von ihrem Gürtel drauf, ehe sie sich nochmals Pip zuwendet.
Amira legt ihm eine Hand auf den Arm und der Mann braucht einen Moment, ehe er reagiert und mit glasigen Augen und halb abwesend aufblickt- selbst in dem warmen Licht des Feuers wirkt er mit einem Mal blass und eingefallen. Die Rothaarige Frau runzelt die Stirn und tastet seinen Puls, schüttelt daraufhin den Kopf und fühlt seine Stirn, woraufhin ihr Gesicht um Einiges ernster wurde. "Schmerzen?", fragt sie leise und Pip nickt ganz langsam. Amira löst den kleinen Wasserschlauch von ihrem Gürtel und reicht ihn Fox. "Den bräuchte ich randvoll mit dem kaltem Wasser aus dem Spalt dort hinten.", bat sie sie mit ruhiger Stimme, ehe sie sich daran macht ein zweites Lager für Pip zu errichten...
Fox wagt nicht, Pip unbedacht zu berühren, als sie aufsteht und geht, um dem Wunsch nachzukommen. Sie hatte eine Ahnung von Fieber - so kam Pip ihr jedenfalls vor. "Ich bin gleich zurück."
Amira arbeitete schnell und sicher und als Fox zurückkam, lag Pip- nun wieder mit Hemd und Mantel bekleidet- auf einem weiteren Lager, wo Amira ihn gerade zudeckte. Der Mann lag halb auf der Seite mehr oder minder zusammengekauert und atmete nun eher flach und zitternd- es war mehr als offensichtlich, dass es ihm rapide schlechter ging...
Sie hatte länger gebraucht, weil sie das Wasser mühevoll umleiten musste und es sich fast außer Reichweite befand.
Ernst, Traurigkeit und das Bewußtsein, dass das hier alles in ihrer Hand lag, spiegelten sich in ihrem Antlitz. Sie brachte Amira das Wasser. "Ich mache mich direkt wieder auf den Weg." sie klang etwas rauh.
Dankend nahm Amira den Schlauch entgegen und plazierte ihn sacht an Pip's Stirn, was diesen zu einem Zusammenzucken nötigte. "...Kalt...", kam es bibbernd über seine Lippen. "Ich weiss.", kam es überraschend sanft von Amira, als sie ihm eine Hand auf den Arm legte, "Es wird bald besser...Vertraut mir..."
Sie blickt auf und damit zu Fox. Ihr Gesicht war viel zu ernst für die sanfte Stimme von eben. "Achtet gut auf Euch.", bat sie die Frau, "Und denkt daran- Ihr werdet das hier nicht allein durchstehen müssen. Ihr könnt Euch auf mich verlassen."
"...Fox...", kam es leise zitternd von Pip, "...Bitte...sei vorsichtig..." Blake schlief allem Anschein nach.
"Passt gut auf sie auf - sie sind alles, was ich noch habe." Damit wandte Fox sich ab und kehrte zu dem Tunnel zurück. Ihre Handschuhe hatte sie wieder angezogen und das Halstuch dichter hochgebunden, den Schmerz der Beule ignorierend.
Sie kehrte in den Tunnel zurück und benutzte diesmal etwas anderes, um die Höhle auszuleuchten. Es brannte hellweiß, zischend und war unglaublich heiß. Die Fackel fiel lange und kam wohl rund vierzig Meter unter ihr auf Felsen zu liegen. In der Ferne war ein stiller See zu erkennen. Aufmerksam beobachtete Fox, ob sich etwas um das Licht regte...