Der Mann unter ihren Händen entspannte sich eine Winzigkeit, als die Schmerzen wieder ein wenig nachliessen. Mit steigender Atem- und Herzfrequenz, presste er den Kopf nach hinten ins Kissen, wohl wissend, dass er es noch nicht ganz überstanden hatte...
'Vergib mir' dachte Sirgal, als sie die Worte erneut änderte und damit die Knochenheilung ganz anregte. Es würde nur wenige Minuten dauern, doch die waren nicht nett. Sie wünschte ihm den Segen der gnädigen Dunkelheit.
Blake zitterte vor Anspannung und halb unterdrückte Schreie drangen hinter zusammegebissenen Zähnen nach aussen, doch er hielt weitestgehend still- na ja, so gut es eben ging...Die erlösende Dunkelheit blieb ihm verwehrt...
Auch Sirgal gab etwas preis - was er aber wohl kaum mitbekam. Sie hoffte nur, dass jetzt niemand hereinkam. Ihn so zu quälen, war ihr ein Greuel. Sie hasste es. Und Tränen standen ihr in den Augen bei seiner Reaktion. Selten bewegte sie etwas so sehr - und selten ließ sie jemanden so nah an sich heran. Sie hatte keine Ahnung, was es war - doch irgendwie war dieser Mann besonders.
Sie ließ den Zauber ausklingen. Die Knochen würden dichter werden und dann stabiler, doch das brauchte Zeit bis zum nächsten Tag. Sirgal ließ sich schnell und völlg wieder in ihn fallen und griff diesmal direkt in den Schmerz ein. Sie leitete seinen Schmerz ab, wandelte ihn in Wärme und Entspannung um. Es brauchte einiges, ihn wieder zu beruhigen.
Nur langsam beruhigte sich Blake wieder. Er spürte, wie Sirgal seinen Schmerz im Inneren bekämpfte, doch es dauerte, bis seine Anspannung wieder nachliess und das Zittern seines Körpers völlig verschwand. Der Grünäugige lag völlig platt auf dem Rücken und atmete noch recht abgehetzt. Er hatte die Augen geschlossen und nur langsam gaben seine gekrampften Hände das Laken wieder frei...
Sirgal saß neben ihm, den Kopf gesenkt, die Augen geschlossen. Ihre Hände lagen nach wie vor an den beiden Stellen, doch das bläuliche Leuchten darunter war bereits verschwunden. Ihre Wangen schimmerten feucht und da sie über ihn gebeugt saß, würde er es wohl auch irgendwann auf dem bauch spüren, wo ihre Tränen ihn getroffen hatten.
Sirgal beruhigte das aufgebrachte Herz und glättete die Wogen der unangenehmen Erinnerung. Sie schob sehr viel ihrer Kraft in ihn hinein.
Blake brauchte einen Moment, bis er die Tränen auf seiner Haut spürte, doch als die Empfindung zu ihm durchdrang und Sirgal's Bemühungen ihm die Qual zu nehmen fruchteten, wanderte eine noch leicht zitternde Hand Blake's hinauf und legte sich auf Sirgal's. Stumm blickte er aus halb geöffneten Augen zu ihr auf und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem seichten Lächeln..."Ist schon gut.", schien sein Blick zu sagen.
Sirgal ließ erst ab, als sie eine ihrer Reserven erreichte und sicher war, dass er keine Schmerzen mehr haben würde. Dann erst wurde sie seiner Hand auf der eigenen gewahr. Sie hob den Kopf und sah ihn aus dunklen Augen an, die jetzt aber von farblosem Grau waren. Sirgal sagte nichts. Ihr Blick wanderte durch sein Gesicht, suchte es nach bestimmten Anzeichen ab, die sie aber nicht fand. Sie schien zumindest jetzt Erfolg gehabt zu haben.
Als die Schmerzen ganz verschwunden waren, war er um ein Vielfaches entspannter als zuvor, was auch für einen Laien unschwer zu erkennen gewesen wäre. "...Ich danke...Dir...", flüsterte Blake leise und überlegte bereits fieberhaft wie er sich bei ihr würde erkenntlich zeigen können- irgendwas musste es doch geben, womit er ihr eine Freude bereiten könnte...
Sirgal verzog das Gesicht. "Ich tue Dir weh und Du bedankst Dich auch noch..." Da wusste sie plötzlich, an wen er sie die ganze Zeit erinnerte. Sie waren sich sehr ähnlich - und doch grundverschieden.
"Hast Du noch schmerzen?" fragte sie aber nach, den Gedanken beiseite schiebend.
Blake schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. "...Ich wusste doch...was kommen würde...", antwortete er leise, "...Dank Dir ist es...jetzt gut...Bitte...Mach' Dir keine...Vorwürfe..."
Mit der fremden Energie, die sie ihm gegeben hatte, kam sein Körper relativ gut zurecht- anfangs war es zwar unangenehm, doch Blake's Organismus stellte sich recht schnell auf die neue Ressource ein, die Sirgal ihm gab. Der Grünäugige lächelt schwach und streicht- nach abermaligem Zögern- mit dem Daumen sacht über Sirgal's Handrücken. Er sagte nichts mehr, sah sie einfach nur still an. "Es ist in Ordnung.", stand in seinem Blick, "Mach' Dir keine Sorgen." Blake nahm es ihr in keinster Weise übel, dass sie ihn mit ihrem Heilungszauber zum Teil doch recht malträtiert hatte- es war ein notwendiges Übel gewesen und das war etwas, was er ihr einfach nicht vorwerfen konnte und auch nicht wollte.
Sirgal hielt dem Blick nicht stand. Sie sah auf ihre hand, die von ihm gestreichelt wurde. Das, was hier passierte, ging ihr sehr nah. Denn auf seine Art war Blake verletzlicher als Allister - oder als Allister es je zugeben würde. Sirgal betete darum, dem Mann, den sie liebte, niemals so weh tun zu müssen.
Sirgal wollte wiedersprechen, denn heimlich genoß sie die Stille und Nähe, öffnete den Mund, holte Luft - und schwieg. Sie hatte die hand auf seinem Bauch liegenlassen. Der besondere Moment schien vorbei zu sein.
Mit einem leisen Seufzer schliesst Blake langsam die Augen und lässt den Kopf schwer in's Kissen sinken. Seine Züge wirkten entspannt. Er wusste im Moment nicht, was er weiter sagen sollte, da er ihr nicht zu nahe treten wollte- was offenbar schon passiert war. Der Grünäugige war unsicher...