"Kein Problem.", meinte sie und stopfte ihre Haare unter den Hut, "Ich bin im Lazarett, falls noch was sein sollte." Damit verliess sie das Haus wieder und eilte in die Festung zurück- ob jemand ihren Ausflug bemerkt hatte?
Im Wohnzimmer war die Situation unverändert. Pip und Charly tranken ihren Tee, während Blake hingebungsvoll über die Schlafende wachte.
Fox kam zurück und machte eine langsame Runde durch das Wohn- und Arbeitszimmer. Am Schreibtisch blieb sie stehen und musterte ein Regal daneben an der Wand.
Wie es schien, hatte niemand bemerkt, dass sie eine Weile lang weg gewesen war. Schnell huschte Amira ungesehen wieder in ihr Zimmer und wechselte die Kleider, ehe sie sich wieder in's Bett legte, um erstmal zu verschnaufen. Ihre Gedanken kreisten um Sirgal und Blake. Was war da nur passiert?
Blake hatte sich irgendwie in eine bequemere Position gebracht und hielt weiterhin den sachten Kontakt zu Sirgal aufrecht. Man sah ihm an, dass er müde war, doch er hielt sich verbissen wach, auch wenn seine Augen immer kleiner wurden.
"Bist Du Dir sicher mit dem was Du da tust?", raunte Pip irgendwann leise an den Grünäugigen gewandt und auch Charly musterte den Freund aufmerksam. Der Angesprochene wandte seinen Blick kurz zu dem Longgunner, ehe er wieder auf Sirgal's, nun deutlich entspannteren, Zügen ruhte. "Ich weiss nicht, was Du meinst." "Verarsch' mich nicht." Blake seufzte leise. "Ich verstehe es ja selbst nicht ganz.", gab er mit leiser sanfter Stimme zu, da er Sirgal nicht wecken wollte, "Aber ja...Ich bin mir sicher..." Pip und Charly tauschten überraschte, aber auch ernste Blicke. "Du weisst, dass Du damit auf dünnem Eis herumspringst?" "Und wenn schon...", meinte er leise, wobei sein sanfter Blick auf der Schlafenden ruhte, "Sie ist es alle Mal wert, verstehst Du?"
Mühsam hob er den Kopf, um zu Fox schauen zu können. "Na und?", kam es mit nach wie vor leiser Stimme von ihm, "Macht sie das automatisch zu einem schlechten Menschen?"
"Nein - auf keinen Fall. Du weißt nur nicht, wie anders sie ist..." meinte Fox erstaunlich sanft und leise. Sie wechselte die Position, damit er sie leichter ansehen konnte.
Er legt den Kopf wieder ab, als sie die Position wechselt, und schliesst kurz die Augen, wobei sich ein sanftes Lächeln über seine müden Züge schleicht. "Ich kenne sie besser, als Du glaubst, Fox...", entgegnete er sanft und schaute sie mit tiefem Blick wieder an.
Fox Blick sprach daraufhin Bände. Was hatten die beiden schon miteinander getrieben?
Sie sah Pip an, dann wieder zu Blake zurück. "Ich lass euch mal ne Weile allein" meinte sie nur und sammelte dann Teller und Tassen ein, um sich damit in die Küche zu verkrümeln.
Der Gedankengang war garnicht so verkehrt, doch Blake würde einen Teufel tun und seinen Freunden das brühwarm auf die Nase binden- das ging sie nichts an!
"Ich muss mal kurz wohin.", meinte Charly gedämpft und wollte aufstehen, wurde von Pip jedoch am Kragen zurückgehalten. "Nix da- Du bleibst." "Blake, Du weisst, dass das, was Du im Begriff bist zu tun, eine sehr riskante Sache ist?", kam es eindringlich von Pip, "Du hast hier schon genug Feinde. Willst Du wirklich den Obersten dieser Garnison auch noch gegen Dich haben?" Der Grünäugige schwieg. Er hatte bereits darüber nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, das Risiko einzugehen. Was hatte er schon zu verlieren?
Sirgal schlief... aber ihr Schlaf war leicht. Segen oder Fluch - beides. Mit nur halbem Bewußtsein drang in ihr Ohr, was da gesprochen wurde. Träge regte sich ein Gedanke. Wollte sie Allister aufgeben? Hatte sie denn etwas aufzugeben? Lebte sie denn nicht nur von einer unstillbaren Hoffnung, die er nie bereit war zu erfüllen? sie würde ihn fragen müssen... Sie liebte ihn. Sehr. Doch war es die Liebe einer Frau zu einem Mann? Oder die Liebe eines Kindes zu ihrem Onkel? Oder eine Dankbarkeit, die sie als Liebe missverstand?
Fox war geflüchtet. Das war ein Gespräch, in dem sie nichts zu suchen hatte. Sie machte sich in der Küche nützlich. Die Frau, die da lag, verbarg so vieles. Ob Blake wusste, was sie sonst noch so tat? Wusste er, was das da in dem Regal für Utensilien waren?
"Antworte mir, Blake.", verlangte Pip leise und sein Blick bohrte sich in dessen Augen.
Der Grünäugige atmete tief durch. "Du kennst mich, Pip- und Du auch Charly...Ich tue nichts leichtfertig oder aus einer Laune heraus...", antwortet er auf die Frage, "...Ich bin bereit dieses Risiko einzugehen. Sie weiss, dass sie alle Zeit hat, die sie braucht...Und was unseren Gouverneur betrifft...Sollte sie sich tatsächlich für mich...Sollte sie sich mir zuwenden, dann werde ich persönlich bei Captain Caine vorsprechen gehen, wenn es sein muss..." Er machte eine kurze Pause. "Und wenn das bedeutet, dass ich Neu Igraine verlassen muss oder vor ein Erschiessungskommando gezerrt werde, dann ist das eben so..." Charly schwieg. Blake musste sehr tief für diese Frau empfinden, wenn er sowas von sich gab. Pip reagierte nicht ganz so 'gelassen'. Ungläubig starrte er den Freund an. "Hast Du Dich mal reden gehört?", fragte er mit mühsam gedämpfter Stimme, "Weisst Du, was Du da gerade gesagt hast? Weisst Du überhaupt wer sie ist? Kennst Du sie?" "Ich weiss, was ich wissen muss, Pip.", entgegnet Blake nach wie vor leise und sanft, "Bitte...Belass' es dabei."
Mit einem ganz leisen Geräusch, mehr ein versehentliches leises Stimmgeben beim Ausatmen, regte Sirgal sich, verzog das Gesicht und versuchte sich anders zu legen, was sie aber aufgab um dann wieder in reglose Starre zu fallen.
Blake wandte ihr sofort seine volle Aufmerksamkeit zu, als Sirgal sich regte. "Hilft mir mal einer?", fragte er leise und wollte sie beim Drehen unterstützen. Charly ging ihm wortlos zur Hand. Sacht und vorsichtig drehte er sie auf die Seite, auf die sie aus eigener Kraft nicht hatte kommen können. Pip schüttelte traurig den Kopf und ging mit einem gemurmelten "Ich geh' mir kurz die Beine vertreten." zu Fox in die Küche. Seufzend schloss er die Tür hinter sich und lehnte sich mit geschlossenen Augen dagegen. "Oh Morrow...Wo soll das bloss hinführen?", stöhnte er leise.
Fox kam zu ihm, nahm ihn in die Arme und legte ihm die rauhe Stirn an seine. "Er ist verliebt... nicht, dass ich es ihm nicht gönnen würde... aber warum die Frau des Gouverneurs?"