Sie waren alle fein säuberlich in Sirgals Handschrift Etikettiert. Sie hatte ihm einen Trank zum verschließen von Wunden bezeichnet, der direkt vor seiner Nase stand.
Sie konnte den Schal nicht nehmen, brach irgendwann zur Seite weg und krümmte sich zitternd im heißen Schmerz. Auf dem Boden hatte sich bereits eine Lache Blut gebildet, in der sie mit verzerrtem Gesicht und Schweißperlen auf der Stirn lag.
Bevor Blake wiederkam, marschierten acht Wachen auf, die den Toten in das Zimmer zurückbrachten, Waffe und Messer sicherten und den heilern den Wachmann und Sirgal überließen. Die Legendenweberin sah sich ihrem alten 'Freund' gegenüber - und konnte nichts tun.
"Da bist DU ja!", rief Blake aus, grapschte sich das Fläschchen und rannte zurück.
Schlitternd bog er um die Ecke und drängte sich abermals ohne Rücksicht durch die Wachen zu Sirgal, schob bestimmt den Heiler einfach bei Seite.
Mit noch blutigen Händen und teilweise eingesauten Klamotten- der Mann war ja direkt gegen ihn gerannt-, kniete Blake bei Sirgal nieder und holte sie sich an die Schulter, wie sie es bei ihm gemacht hatte. Die Phiole entkorkte er mit den Zähnen und spuckte den Stopfen zur Seite. "Sirgal! Hörst Du mich?! Es wird alles gut!", versuchte er ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, ehe er versuchte ihr den Trank einzuflössen, wobei er darauf achtete, dass sie sich nicht verschlucken würde...
Zitternd vor Schmerzen, die Hände auf den Leib gepresst und mit geweiteten Augen sah sie ihn an. "Auf... passen... Du musst ... auf dich... aufpassen... ich kann... grade nciht... nachsehen..."
"Nicht sprechen- mach' Dir keine Gedanken.", bat Blake sie sanft und leise, wobei er sie schützend im Arm hielt, "Mit mir ist alles in Ordnung." Gut, das stimmte zwar nicht wirklich, aber das war gerade egal...
Er wusste nicht so recht, was sie damit meinte, doch er hielt sie weiterhin fest, bis man sich richtig um sie kümmern konnte. Blake wusste nicht, was ihn nun erwartete. Das Ganze musste auf den ersten Blick ein ziemlich eindeutiges Bild abgeben- der verletzte Wächter könnte wohl zur Aufklärung beitragen, doch der schien ausser Gefecht zu sein. Gefasst harrt Blake der Dinge, die da kommen mögen. Die erneut zunehmende Schwäche seines Körpers verbarg er hervorragend...
Ihre Sinne standen weit offen und so sah sie es wie ein sich überlagerndes Bild. Er hielt sie im Arm, die Verbindung war eng. "Dae... bitte... hol Dir... einen solchen... Trank. Du bist ... in Gefahr..." dann wurde aus den Worten erst ein Zähneknirschen, dann ein unterdrückter Schmerzlaut, als die volle Wirkung des Trankes einsetzte und die Wunde sich schloss. Sie verkrampfte sich zitternd in seinem Arm.
Die Wachen blieben vor Ort und ließen keinen Gehen. An den Mann im Nebenzimmer dachte im Augenblich wohl keiner.
"Ich werd' Dich jetzt nicht allein lassen- das kannst Du gleich wieder vergessen.", widersprach er sanft und hielt sie weiterhin im Arm. "Zumal man mich jetzt wohl eh nicht weglassen würde...", geht es ihm durch den Kopf, da ihm die Wachen, durch die er sich ja durchgedrängelt hatte, nicht entfallen waren.
Zwei Tragen wurden gebracht und die beiden Verletzten daraufgelegt. Sowohl der Wächter, den man erst einmal stabilisiert und betäubt hatte, als auch Sirgal wurden in zwei Behandlungsräume gebracht, vor denen jeweils zwei Wachen Aufstellung nahmen. Den Toten hatten sie auf das Bett gelegt und zugedeckt. Der würde nicht weglaufen. Die Waffen Blakes waren im gleichen Zimmer unter Verschluss. Man bat ihn auf einem Stuhl platz zu nehmen, damit der Streifschuss gereinigt und verbunden werden konnte. "Man kümmert sich um sie, Lieutenant." Es war die junge Frau, die er nach dem Weg gefragt hatte.
Blake reagierte nur mit einem Nicken und sah der Trage hinterher, auf der man Sirgal wegbrachte. Sacht hatte er sie wieder freigegeben und darauf gebettet. Schweigend setzte er sich auf den gewiesenen Stuhl und wartete ab. Ihm wurde schwummerig, doch er schob dieses Gefühl als unbedeutend bei Seite- er hatte sich mit dem Weg hier rauf und dem Gerangel eben vergleichsweise ziemlich angestrengt, weshalb es ihn nicht verwunderte, dass sein Körper begann zu streiken. Blake zog sich den besudelten Mantel aus, von dem er wusste, dass Pip nicht unbedingt begeistert sein würde, und entledigte sich seines Hemdes...
Er schüttelte kurz den Kopf, um wieder klar bei Sinnen zu werden und schaute sie aus mehr oder minder klaren Augen an. "Es geht schon.", meinte Blake, "Machen Sie sich keine Sor-..." Mitten im Satz brach er ab und kippte völlig unvermittelt vom Stuhl...
"Was... Hilfe! Ben!" rief sie und fing seinen Sturz zumindest so weit ab, dass er nicht hart auf dem Boden aufschlug. Ein Träger kam. Er hob Blake wie ein kind spielend vom Boden auf und legte ihn im Nebenraum auf einen weiteren Behandlungstisch.
Bei Sirgal sah der ach so geliebte 'Freund' auf die rosige Haut, die den Einschuss überdeckte. "Gibts doch nicht..." sagte er nur und ließ die Tunika darüberfallen. Sie zitterte noch, aber das lag eher an dessen groben Händen. "Was ist ... mit Blake..." fragte sie leise.
"Er wird draußen behandelt. Keine Sorge."
Dann hörte Sirgal aber den ausruf. "Aufhelfen... schnell", sagte sie leise.