RE: NC - ...und Wunder gibt es doch - Teil 3 - 46

"Ich will nur wissen, ob ich ihn rufen kann, sollte ich Hilfe brauchen."

Sirgal hatte das Fenster geschlossen und Lichter entzündet, die von Spiegeln verstärkt wurden. Es war sehr hell im Raum.
"Ja, gemütlich auf den Bauch... Aber bitte das hier erst austrinken." Sie reichte ihm einen halbgefüllten Becher.
Mir einem sonderbaren Gefühl im Bauch tat sie es, denn das hier war das erste mal, dass sie den Effekt bewußt herbeiführen wollte. Und die Narbe war sehr alt.
Sirgal würde sie nicht beseitigen können. Frischere vielleicht, die von Blake bot sich an, aber auch bei denen von Fox hatte sie bedenken, denn das Fleisch schien bis auf den Knochen geschädigt zu sein.
Aber es war einen Versuch wert.

Sirgal lagerte ihn noch ein wenig anders, schob ihm die Hand nach oben, auf der Seite, an der sie arbeiten würde, den anderen Arm legte sie zurück neben seinen Körper.
So würde er keine eingeschlafenen Glieder haben, wenn er aufwachte.

Sie nahm das Besteck zur Hand, überzeugte sich allerdings erst, dass er stabil und wirklich weit weg war.

Dann entfernte sie das gewucherte alte Gewebe mit glattem Schnitt und schuf eine glatte, saubere Wundfläche.
Die Zauber, die sie wob, stoppten zunächst die Blutung, so dass sie sich das Umfeld der Wunde ansehen konnte...

Sorgsam prüfend, wie weit sie gehen konnte, entfernte sie noch etwas mehr von dem Narbengewebe - blieb jedoch immer so vorsichtig, dass sie ihn nicht gefährden würde.
Hier, in dieser Welt, hatte sie vollen Zugriff auf ihre Kraft und sie würde sie nutzen. Das hier war ihr Gebiet - auch wenn sie es so nie zugeben würde. Genug hatte man ihr deswegen schon vorgeworfen und immer wieder hörte sie die manchmal erboste, manchmal seufzend leidende Stimme der Yathre, die ihr vorwarf, zu viel zu tun.
Einen Moment lang war sie verbittert, schüttelte den Gedanken jedoch schnell ab und wandte sich wieder mit voller Aufmerksamkeit Pip zu.

Schließlich begann sie, das Gewebe schicht um Schicht wieder zu heilen.

Sirgal wob eine wesentlich hähere Energie in die Heilung, als sie eigentlich erfordert hätte.
Ihr war klar, dass das alte Bindegewebe nicht so reagieren konnte, wie sie es gern hätte. Bei Aly'Triss war es nicht anders gewesen...

Sie hatte viel entfernt und in der emaillierten Schale neben ihr lang ein regelrechter Trichter von verwachsenem Gewebe.
Von der Wirbelsäule weg hatte sie die Narbe weggeschält, zu seinem Rückgrad hin jedoch so viel stehen lassen, dass er nicht in Gefahr war, sollte jetzt etwas passieren und er keine Ruhe einhalten können.
Sie säuberte die langsam heilende Wunde immer wieder, so dass sie sich schließlich glatt schloss.

Es wurde auch zeit, denn lange würde die Betäubung nicht mehr andauern.

Doch - sie weckte ihn.

Sanft fasste sie ihn bei der Schulter, griff etwas zu.
"Pip? Zeit zum Aufstehen..."

Sie nickte.
"Magst Du weiter schlafen?" fragte sie leise und sanft.
"Dann lass mich Dir nur einen Verband zum Schutz anlegen."