Der Wächter blieb bei der Tür stehen, die er aber etwas nach hinten schloss, sie anlehnte. "Hütet Euch vor Zornbrecht", sagte er leise. "Er ist heute Nacht die Wache und hat bei gefangenen Frauen nur eines im Sinn... Auch der Pater ist gefährlich", sagte er eindringlich. Immer wieder huschte sein Blick auch zu Lukarde und dann zur Tür. "Ich bin morgen früh zur sechsten Stunde wieder da..."
"Hey Kleiner" sie stupste das Bündel mit dem Fuß an- nicht zu fest, wollte sie ja nicht weh tun.. aber wach war er ihr nunmal nützlicher, Kind hin oder her.
"Wer seid Ihr?", wispert sie mit kaum hörbarer und durch den Hall leicht unheimlicher Stimme, "Warum warnt Ihr mich?" Es stand völlig ausser Frage, dass sie die ganze Zeit über auf der Hut sein würde- Amira hatte zwar nach wie vor Kopfschmerzen, doch ansonsten war sie ausgeruht, mit Müdigkeit würde sie erst später zu Kämpfen haben...
"Brom vom Niedertann", stellte er sich knapp vor. "Nicht alles, was hier passiert, muß meine Zustimmung finden." Wieder sah er Lukarde an. "Wird sie es schaffen?"
Das Kind erschrak, als die fremde Frau es weckte. Der Junge setzte sich auf und sah sie an. "Was wollt ihr?" Lorrinde stand eigentlich gut sichtbar da, wo eben noch niemand gewesen war - und Viktor sollte sie kennen!
"Wenn sie hier in absehbarer Zeit rauskommt hat sie eine gute Chance.", antwortet Amira auf die Frage. "Doch so wie es jetzt ist...", sie schüttelt den Kopf und das Weitere wird wieder zu einem leisen Motzen, "...Mit diesen scheiss Ketten kann ich ihr nicht vernünftig helfen."
Lorrinde lächelte aus den Schatten der Kapuze zu dem Kind herab. " ich suche jemand der sich hier ein wenig auskennt. Ich bin auf Wanderschaft und frage mich was das da wohl für ein Ort ist.. ich wette du kannst mir was darüber erzählen" sie zog aus ihrer Tasche einen großen saftigen Apfel hervor, den sie noch vom Küchentisch gemobst hatte.
Der Blick aus Broms Augen wird weich, auch wenn sein Gesicht einer Maske gleicht. "Das kann ich nicht ändern", sagte er rauh. Dann zog er sich plötzlich schnell an die Tür zurück, verließ die Zelle und schloß die Tür.
Der Junge sah zu Lorrinde auf. "DAs ist Enkirch. Warum wollt ihr da hin, Dame?"
"Enkirch also- nun ich weiss noch nicht ob ich dahin will...gibt es da was besonderes ?" sie spielte mit dem Apfel " mögen sie dort Barden oder mag man keine Musik?, immerhin verdiene ich meinen Lebensunterhalt damit " Sie klang fast einwenig gelangweilt aber der Blick aus den Schatten heraus war sehr aufmerksam auf das Kind gerichtet.
Das er was dagegen tat, hatte Amira auch nicht erwartet. Sie war schon dankbar für die Warnung und das Wasser, welches er ihnen hatte zukommen lassen- das zeigte auch der Ausdruck in ihren schimmernden Augen, wenngleich ihre Miene neutral blieb. Sie sagte nichts mehr, erst recht nicht, als er die Zelle doch recht überhastet wieder verliess. Amira legte sich auf die Seite mit Blickrichtung zur Tür. "Zornbrecht, also, und der Pfaffe...", geht es ihr durch den Kopf, "Na das kann ja heiter werden..."
"In den Schänken ist immer Musik, auch wenn der Priester es nicht gutheißt." erklärte der Junge. "Musik und lautes Feiern wären Sünde, sagt er. Dabei singen sie ja auch in der Kirche. Das sagte mein vater immer, bevor sie ihn geholt haben." Es wurde dunkler. Die Dämmerung kroch über die leeren Felder.
Das, was sich derzeit in der Zelle zutrug, stand auf einem anderen Blatt.
Und es war gut dass Lorrinde davon nichts ahnen konnte, was sich dort zu trug...
"so dann ist dies ein gottesfürchtiger Ort mit einem sehr gewissenhaften Priester..sag als ich durch den Wald wanderte war es mir als hörte ich jagende Pferde..residiert ein hoher Herr mit seiner Jagdgesellschaft an diesem Ort ? vielleicht weiss er um die Schönheit der Musik", das was der Knabe um seinen Vater gesagt hatte behielt sie im Hinterkopf... solangsam machte sie sich ein Bild von dem Ort- und keines was ihr gefiel..
"Nein. Die haben Hexen gejagt." Flüsterte er so laut, dass man es gut hören konnte. Dennoch sah der Junge sich um. "Dabei hat die eine nur ein paar Leute vom Fieber geheilt!"
"Sie hat andere Dinge gemacht, als der Medicus aus der Stadt. Ihre Kräuter haben geholfen. Die, die der Medicus behandelt hat, sind sehr schwach geworden und trotzdem gestorben." Die hellen Augen des Kindes lagen auf dem Apfel, er nahm ihn aber nicht. "Ja, sie kamen mit zwei frauen aus dem Wald. Die andere hab ich hier noch nie gesehen. Hatte langes, rotes Haar, einen langen, langen zopf und trug dunkle Kleidung."
Lorrinde erinnerte sie an die zweite verschwommene Gestalt die sie in dem Traum des Kindes gesehen hatte- vielleicht eine Freundin von Lukarde, eine Weggefährtin.
" gibt es viele Hexen die gejagt werden in dieser Gegend ? dann haben sie bestimmt einen extra sicheren Ort wo sie sie hinbringen..." unterschwellig wob sie einen sanften Zauber in der Art wie sie die Worte ausprach- milde Beeinflussung, dass er es nicht mit der Angst bekam und weglief " und willst du mir vielleicht deinen Namen verraten...es wäre schöner dich damit ansprechen zu können als mit Kind" Namen haben Macht ....nur kurz spürte sie die mahnenden Worte, kleingeister würden dies bereits als dunkle Bardenkunst heissen....