Amira legte den Kopf schief und mustert die Andere mit wachen Augen nun zum ersten Mal genauer aus ihrer hockenden Position heraus. Sie zieht die Brauen zusammen und in ihrem Kopf arbeitet es. "...Moment...", murmelt sie dann irgendwann halblaut, "...Das war doch erst vor ein paar Wochen, oder nicht?"
Die Rothaarige Frau lächelt und zuckt unwillkürlich, als sich die Nase wieder meldet. "Au...", grummelt sie kurz und schaut dann wieder auf. "Stimmt.", meinte sie, "Verzeiht bitte- ich habe Euch erst nicht erkannt..."
Amira seufzt missmutig. "Da hatte ich wenigstens vernünftige Ausrüstung dabei...", meinte sie und spielte dabei unter Anderem auf den langen Blauen Mantel und ihre eigentliche Bewaffnung an.
Lukarde schwieg. Das hier war so weit unter ihrem Stand, dass es ihr elend wurde. Sieben Jahre war es her, als sie sie aus den Folterkammern geholt hatten, nachdem der Orden zerschlagen worden war... Und nun begann es von Neuem. Gut - diesmal hatten sie sie nicht mißbraucht. Schamesröte stieg ihr ins Gesicht, bei der Erinnerung an die Pranke des Mannes zwischen ihren Beinen und dessen überraschten Ausruf. Ja, sie war keine Jungfrau mehr. Dafür hatte man gesorgt. Übelkeit kam ihr auf.
Aufmerksam beobachtete Amira Lukarde. "Wie geht es Euch wirklich?", fragte sie sanft und leise- lügen wäre zwecklos. Auch Amira war diese Situation nicht fremd, wie ein genauerer Blick auf ihren Rücken zweifelsfrei verraten würde- die weissen Linien, die unter Anderem die Peitsche damals dort hinterlassen hatte, waren immer noch sichtbar...
Lukarde war wach - und ihre Erziehung saß tief. "Ein paar Einschränkungen, aber nichts, was einer Diskussion wert wäre." sie fiel, trotz ihrer derzeit leisen, müden und geschwächten Stimme, in den gewohnt höfischen und eindeutigen Tonfall zurück.
Amira nickte und nagelte sie nicht fest. "Wenn die Probleme allzu gross werden, sagt mir bescheid- ich werde sehen, was ich tun kann.", meinte die Rothaarige Frau und erhob sich, um langsamen Schrittes die Zelle abzuschreiten, nachdem sie noch einen Blick auf Brom geworfen hatte.
Aufmerksam schaut sie sich um. Sie mussten hier raus, sonst würden sie über kurz oder lang hier drin verrecken- der Wächter wäre in dem Fall von der momentanen Situation ausgehend wohl der Erste. Amira kehrt zu den beiden anderen zurückund setzt sich zwischen sie und die Tür, sodass man erst an ihr vorbei musste, um zu ihnen zu gelangen. "Zeit heraus zu finden, ob hier wieder wer rumkraucht...", meinte sie leise und schloss die AUgen, um aktiv in die Umgebung reinzulauschen. Wie am Tag zuvor, nutzt sie dabei ihre gegebenen Fähigkeiten und nicht einen Fitzel Magie...
Außer der Tür hatten die Mauern keine Öffnungen. Es war ein Kellergeschoß. Nur die Gitterstäbe in der Decke waren da und von da aus ein matter Feuerschein.
Im Augenblick war niemand in der Nähe. So schien es. Es war nicht das Geringste zu hören, außer dem schweren Atem von Brom und dem unterdrückten Schmerz von Luka.
Die Frau 'horcht' auf das Gitter in der Decke. Da es momentan von Feuerschein erhellt wurde und es früher Nachmittag sein musste, müsste die Öffnung in einen weiteren Raum führen...Nur wohin genau? Die Wachstube vielleicht? Ein simpler Flur?
Amira kam wieder auf die Beine und nahm das Gitter in Augenschein, besah sich auch die Ketten und deren Befestigung in der Nähe der Tür. Raufklettern schien im ersten Moment eine gute Idee, auch wenn sie wohl nicht durchpassen würden, sofern sie denn das Gitter überhaupt lockern konnten, aber so könnten sie vielleicht herausfinden, was dort oben lag...Doch frei klettern an einer schwingenden Kette mit derart verspannten geschwächten Schultern? Das würde kaum funktionieren. Von einer plötzlichen Unruhe erfasst, tiegert Amira durch die Zelle. Sie versuchte Viktor zu erreichen, doch sie war zu unruhig, als dass sie einen Kontakt herstellen konnte...
Amira kam zur Tür und legte ein Ohr an das rauhe Holz. Sie schloss abermals die Augen und versuchte herauszufinden, ob sich dort draussen im Gang etwas tat...