Lukarde fing sie ab und als es daraufhin hörbar knirschte, keuchte sie auf und krümmte sich stöhnend über der Bewußtlosen. Sie legte Amira ab und bettete ihren Kopf auf die Tasche. Dann nahm sie den Wasserschlauch und benetzte Broms Lippen. Er trank langsam und murmelte: "Vergebt mir." bevor auch er sich in einer Ohnmacht verlor.
"Gnädig ist ER, der SEINE Hand über Euch hält. SEINE Gnade und SEIN Licht werden Euch schützen..." sprach sie leise einen Segen und versuchte, es den beiden so leicht wie möglich zu machen.
Sie war von der Bewusstlosigkeit irgendwann in einen traumlosen Schlaf übergegangen, was sich lediglich daran bemerkbar machte, dass ihr Puls und die Atmung jeweils ein wenig kräftiger und tiefer geworden waren...
Lukarde war lange genug Heilkundige, um das beurteilen zu können. Sie war zumindest mit Amira zufrieden. Angst machte ihr das fahlgraue Aussehen des Wächters. Er war kaum mehr ein Schatten seiner selbst.
Nach einer halben Ewigkeit- es musste inzwischen wohl früher Nachmittag sein, regte Amira sich ganz langsam wieder. Gähnend richtet sie sich allmählich auf und schaut etwas zerzaust drein. Grummlender Weise streckt sie sich, was ihren verspannten Schultern, sowie abermals den Handgelenken ein sehr hässliches Knacken entlockt. Mit kleinen Augen schaut sie sich um...
Lukarde saß seitlich an die Wand gelehnt und hatte die Augen fast geschlossen und die Arme um den schmerzenden Leib geschlungen. Sie schonte die verbundene Hand. Dabei hatte sie den Blick aber auf Brom und Amira geheftet. In ihrem Schoß lag ein kleines, rotes Buch, um das ein aus Metall geschnittenes Kreuz gewunden war.
Leise motzend kam die Rothaarige Frau auf die Knie- ja, sie hatte nach wie vor Kopfschmerzen und nein, das war ihrer Laune nicht unbedingt förderlich. Es dauerte einen Moment lang, bis sie klar im Kopf war; nun war sie zwar einigermassen ausgeruht- sofern man das unter diesen Umständen so nennen konnte-, jedoch nach wie vor angeschlagen. Amira sah Lukarde an der Wand sitzen und Brom quasi leblos liegen. Sie wendete sich dem Mann zunächst wortlos zu und prüfte seine Vitalfunktionen...
Lukarde hatte ihm aus den Resten des heruntergerissenen Hemdes einen kühlenden Umschlag gemacht. Brom lag in tiefer Bewußtlosigkeit, aber der schwere, rasselnde Atem war regelmäßig und der Herzschlag unerwartet kräftig.
Auch wenn es wohl unklug war die gerade wieder halbwegs zurückgewonnene Kraft erneut zu strapazieren, sah Amira sich genauer in dem geschundenen Leib um, um sich ein genaueres Bild zu schaffen. Wie zuvor war sie dabei sehr vorsichtig.
Er musste hier raus und das schnell. Amira dämpfte seine Schmerzen noch ein weni, jedoch nicht viel, sodass nicht erneut vollkommen erschöpft wäre. Wieder im Hier und Jetzt angekommen, schaut sie ernst auf ihn Brom herunter, sagte zunächst nichts; jedoch änderte sich etwas an ihrer Ausstrahlung...wurde dunkler...irgendwie bedrohlich...
Auch Lukarde war nicht in bestem Zustand und hatte leichtes Fieber, war aber wach und durchaus klar ansprechbar. Sie hatte den Ring, den sie anfags auf der behandschuhten Hand getragen hatte, jetzt auf das Band des Kreuzes gezogen. Die weißen ledernen Handschuhe lagen neben ihr.
"Halte durch, hörst Du?", raunte sie leise und sanft in das Ohr des Bewusstlosen, "Wir kommen hier raus. Alle zusammen." Dann richtete sie sich auf und ging vor Lukarde in die Hocke. "Wie geht es Euch?", erkundigte sich die Frau mit den verschiedenen Augen.
Lukarde hielt eine annähernd gute Maske aufrecht. Sie sah anders aus, als noch vor kurzem... Jetzt etwas wacher, sah sie Amira verwundert an. "Sagt, kennen wir uns nicht irgendwoher?"