Sirgal löste den Verband an seiner Schulter. Jetzt, da er wusste, dass Kharen da war, dürfte auch ihre höfliche Distanziertheit klar sein... nichts mehr von dem vertraulichen Du der letzten Nacht. "Das ist der Trank von heute morgen." erklärte sie schlicht. "In ein paar Tagen solltet ihr ihn nicht mehr brauchen - nehmt ihn aber unbedingt mindestens drei Tage zu Euch."
Sie begann zügig die Fäden aus seiner Schulter zu entfernen. Die fünf kleinen Stiche sollte er kaum bemerken. Außer ein paar hellen Punkten würde es nicht einemal eine Narbe geben - dafür hatte sie mit dem Zauber gesorgt.
Dann meinte sie so leise, dass wirklich nur er es hören konnte: "Falls ich für den Fall eines Falles noch etwas über Unverträglichkeiten wissen sollte, sagt es mir demnächst. Qualla."
"Ach so.. Brennessel.. " meinte er leise, grinste kurz und sah für einen kleinen hauch Unschuldig, bevor er sein Minenschpiel aus seinem Gesicht wischte.
Ihre Antwort war ein langer Blick und dann leise: "Ich hasse es, jemanden so zu quälen." Sirgal rieb seine Schulter mit einer Salbe ab und reichte ihm dann eine Tunika.
Rel'nag war aufgestanden und dazugekommen. Sirgal sagte ihm: "Alle fünf Tränke nehmen, keinen vergessen, keinen auslassen. Die Verbände sollten täglich gewechselt werden..."
Er sah sie nur eine Weile an und stand auf als sie fertig war, um sich die Tunika überzuziehen. "Wie steht es mit dir? brauchst du hier noch etwas?" Er wollte die übermüdete Sirgal nicht einfach so zurück lassen.
Sirgal wandte sich wieder Aly'Triss zu. "Nau, jabbuk - rilbol zhah jal ditronw. Jhal qualla doer rath wun natha stath tangin lu'ori'gato uns'aa inbal natha lor a dos.*" Ja, Sirgal war müde. Ohne nachzudenken antwortete sie in D'eshineth, etwas, dass sie sonst vermied. Sirgal deutete auf den Beutel. "Xuat gotfrer ol - nindel's kleel.**" Sie würde sich noch um die Reparatur der Fenster kümmern müssen - und dann an die Umsetzung der Pläne gehen. Am liebsten hätte sie mit Aly'Triss, dem Großen und Triss' Freund Silbermond darüber gesprochen... aber nun würde sie es eben allein erledigen. Auch das Gespräch mit Khyl'lian, Aly'Triss und dem Großen musste wohl warten.
* Nein, Jabbuk - es ist alles in Ordnung. Aber bitte kommt in ein Paar Tagen vorbei, damit ich mir das noch mal ansehen kann. ** Vergesst das nicht - es ist wichtig!
Sirgal sah ihn nur an - sie stand in einem Schritt entfernung von den beiden Männern. Keine Geste, kein Blick verriet die Vertrautheit, das, was sie erlebt hatte, was sie wusste. "Bwael - dann ist es wohl an der zeit, dass ich Euch heimschicke. Tut nicht zu viel - und qualla - keine schweren Arbeiten derzeit. Nicht noch so eine Nacht." Nur diese letzten fünf Worte verrieten, was sie beschäftigte, und dass sie dennoch in Sorge war.
Auf der Straße vor dem Haus verlangsamte T'risslay ihren Schritt, als sie sah, wer das Haus verließ - und wie. In einiger Entfernung blieb sie stehen. 'Der Göttin sei Dank...' dachte sie, und erst jetzt wurde ihr bewußt, dass sie wirklich angst gehabt hatte.
Triss hinkte noch, das waren aber auch Auswirkungen die sich nie so ganz richten ließen. er verheimlichte das solange Kharen anwesend war, jedoch wer ein Auge für Gangbild hatte sah es. Sanft legte er die Hand in den Rücketn Izz'dorls so ohne Armschlinge fühlte er sich auch gleich wohler. Er hatte sich vorgenommen Rel'Nag nach hause zu bringen, bevor er mit Izz'Dorl hoch in das Gebäude der Sondereinheit gehen würde. Targo bei Fuß. Dort oben im Gebäude wusste er mehreres vereint. Erstens eine hervoragende bewachung und zweitens. Er hatte Hilfe!
T'risslay stand am Straßenrand, schweigend, ernst. Sie sah der Gruppe einfach nur zu, wie sie den Weg nach oben wählten, in Richtung des haueses der Hohepriesterin.
"Du musst nicht mitgehen, Triss. Es ist in Ordnung!" wehte Rel'nag die Begleitung ab. "Du hast noch genug zu tun..." Als der sich jedoch nicht davon abbringen ließ, gab er auf.
T'risslay folgte ihnen langsam.
Und nicht nur T'risslay. Sie waren die ganze Zeit da. Zwei paar Augen für das Haus der Botin - andere, die für Schutz und Ruhe sorgten, bei Aly'Triss und Rel'Nag. So etwas durfte nicht noch einmal passieren.
Sirgal ließ sich unterdessen auf das Sofa fallen, stützte die Ellenbogen auf den Knien ab und legte das Gesicht in die Hände. Sie kämpfte schwer um ihre Beherrschung. So ging das nicht. Sie erhob sich. "Kharen - ich muß hier mal raus. Ich brauch ein bisschen Ruhe. Willst Du bleiben? Wenn nicht, zieh hinter Dir einfach die Tür zu, okay?" Sie wartete nicht lange auf eine Antwort, sondern ging hinaus...
Ziellos wanderte sie durch die Straßen von Gullminne.
Eine gute Stunde später kam Sirgal zurück - völlig durchnässt und jetzt kalt und sehr, sehr müde. Es war früher abend, grade nach der sechsten Stunde.
Sie rief nach Kharen, nicht wissend, ob die noch im Hause war - verschwand dann aber ins Bad in den Zuber, um sich wieder aufzuwärmen.
In ein Hadtuch gewickelt und mit sehr kleinen Augen holte sie das Buch mit dem Auge und der Hand aus dem Arbeitszimmer, verschloss die Tür und ging zu Bett. Das Buch schob sie schichtweg unter das Kopfkissen - da kam keiner dran. Ihr fielen so schnell die Augen zu, dass sie nicht einmal die Decke richtig hochzog... geschweige denn ihre Blöße mit Kleidung bedeckte. Halb auf der Seite lag sie wie betäubt und gefangen in einer abgrundtiefen Erschöpfung.
Ein schwarzer geschmeidiger Schatten schlich durch die herraufkommende Nacht. Wenn etwas Licht auf ihn traf war es als würde sich ein kohlrabenschwarzes größeres Tier, auf allen Vieren laufend durch die gasse bewegen so als gehörte es da hin. hier und da schnupperte es an einer Hausecke um schließlich im nächsten Moment einfach zu verschwinden. Es war absolut lautlos wie es sich so bewegte. Die Kontur Katzengleich. Ganz leise kam es durch ein Fenster herrrein das es in das Behandlunsgzimmer führte wo noch am Morgen Rel'Nag und Alytriss gelegen waren. Es schlich auf allen vieren leise über den Boden und zur Türe schnüffelte nach drausen und ging dem Geruch nach durch das Gebäude. Eine Weile hielt es im Behandlungsraum inne und durchschnüffelte die dortigen Tinkturen, oberflächlich. Glitt unter dem Tisch hindurch sprang darauf roch und schlich wieder nach draußen, den Gang hoch, hinauf in das nächste Stockwerk heimlich still und leise bewegte es sich langsam und grazil auf Sirgals Gemach zu und stecke die Nase durch den Spalt. Es witterte und schob sich auf allen vieren durch die Türe, ganz langsam vor bis zu ihrem Bett dann richtete es sich zu seiner vollen größe auf den Hinterbeinen auf und betrachtete das was es sah. Die Witterung stimmte. Sie war es die es suchen sollte. Ein zufriedenes Lächeln, dann befreite es etwas aus einem umhänge Gurt etwas längliches Wickelte es aus dem Tuch und legte es neben Sirgal auf den Nachtisch. Anschließend nahm es eine Decke und ließ siese ganz leise und hauchzart über Sirgal ab, bis diese zugedeckt war. Dann schlich es hinaus auf dem gleichen Weg den es gekommen war. schloss das fenster wieder und verschwand durch die Gassen.
Zurück blieb eine zugedeckte Sirgal und eine weiße Rose auf dem Nachtisch.
Als Sirgal - wie jeden Morgen - in aller Herrgottsfrühe erwachte, war es noch dämmrig. Sie schlug die Augen auf und sah... die Rose. Sie lächelte. "Kar'Ya..." dann entgleisten ihr die Gesichtszüge. Rose... Weiß... Ungläubig richtete sie sich auf und sah sich um, griff als erstes in den Bezug des Kopfkissens. Es war da. Sie zog die Decke um sich und schaute lange die vollkommene Blume in ihrer makellosen Schönheit an. Erst ein schwarzer Stein, jetzt eine weiße Rose.
Sie musste mit Aly'Triss reden.
Ganz dringend.
Und bei Aly'Triss fiel ihr noch ein Gast ein. Donnerhall!