Er hielt sie fest umschlungen und tröstete sie, wie er es mit Tha'Ya machte. "Ussta ssin. Wenn es Wille der Göttin ist, haben wir Sterblichen nicht viel dazu zu sagen. Du kennst die Hierarchien unseres Volkes. Es können niemals zwei an der Spitze stehen. Du bist etwas ganz Besonderes, ussta ssin. Und Du stehst in der Gunst der Göttin! SIE hat sicher eine Aufgabe für Dich. Und ich meine, Ry'Kah braucht Dich noch immer..."
"Im Moment halte ich meinen Arsch für das Reich hin!" kam die etwas trotzige Antwort. "Ussta Danthe, ich hätte genauso gut sterben können, wie jeder andere Soldat auch..."
Der ust Sut'rinos nickte. "Du sagst, Du hast Ry'Kah gesehen? Sie wäre auch fast gestorben... Und die anderen... Sieh Dir Wazag an. Sterblich sind wir alle... und austauschbar."
"Ich habe Sel Tac'Zil..." begann Tha'Risha und stockte, als die Tür erneut aufging. Sie löste sich von Khyl'Lian.
"Jabbuk, wir haben die genauen Zahlen der Verluste. Und die Bauarbeiten am Tor sind in vollem Gange."
Die Halbdrow verließ den Raum. Sie hatte ihre Befehle. Draußen beorderte sie zwei weibliche Sargtlinen mitzukommen. Gemeinsam gingen sie ins Haus der Gäste.
Als Tha'Risha gegangen war, drehte der Sut'Rinos sich abrupt zu dem Mann um, er sprang ihm regelrecht entgegen und griff nach dessen Kehlkopf. Er drückte den Mann an die Wand und knurrte: "Wenn Du noch einmal hier eintrittst, ohne anzuklopfen, werde ich dich töten!" Er war grade in der passenden Stimmung.
"Durchaus - aber lerne Deine Lektion!" Er stieß ihn kraftvoll zur Seite. Wütend verschwand er hinter dem Schreibtisch. "Ian soll sofort hier erscheinen! LOS!"
Als Ian kam, stand der ust Sut'Rinos mit beiden Fäusten auf den Schreibtisch aufgestützt in seinem Arbeitszimmer. Ohne Umschweife kam er zur Sache: "Warum hat Deine Garde unseren Gast nicht beschützt?"
Ian stand ihm ruhig gegenüber. "Das habe ich sie auch gefragt. Sie konnten mir keine Antwort geben, die mir gefiel. Allem Anschein nach hat man sie zu spät alarmiert. Der Drow, der bei der Elbin war, hat eines meiner Mädchen umgebracht. Er hat ihr das Genick gebrochen."
Khyl'Lian unterdrückte einen Ausbruch. Ian war nicht der Schuldige. "Du wirst dafür sorgen, dass diejenigen Deiner Leute, die dabei waren, in einer Stunde auf dem Marktplatz sind. Und such Dir schon mal andere!"
"Wie ihr wünscht." Ian wusste, dass es keine Widerworte geben konnte. Die Männer waren zu spät gekommen. Er ging, um sie der Strafe zu übergeben.
Der ust Sut'rinos atmete tief durch, dann ließ er Wazag kommen. "Berichte."
Abgekämpft, müde und mit Schmerzen in der Schulter stand Wazag vor dem Ust Sut'Rinos. langsam berichtete sie, was vorgefallen war und ließ nur unwichtige Details weg. Sie verbrachte fast eine Stunde bei ihm, um alle Fragen zu beantworten. Als Khyl'Lian sie schließlich entließ, wies er sie an, sich zur Ruhe zu begeben. Wazag nickte und verließ mit schleppendem Schritt das Arbeitszimmer um sich nach Hinten in den Anbau in die Quartiere der Aelkri zurückzuziehen.
Dort, in dem Kleinen Raum, der nur eine Bett, einen Sessel und ein Regal als Einrichtung hatte, setzte sie sich abgekämpft auf das Lager und stützte den Kopf in die Hände. So kaputt war sie schon sehr lange nicht mehr gewesen. Sie legte Waffengurt, Hose und Tunika ab und warf sich auf das Lager. Es war kühl und feucht hier, und die dämmrige Beleuchtung tat ihren Augen gut. Binnen kürzester Zeit schlief sie tief und fest.
Khyl'Lian ließ sich das gehörte durch den Kopf gehen. Hier waren durchaus Belobigungen fällig. Wie es schien, hatte der Wildhüter mehr Qualitäten, als erwartet... gut so. Und jetzt hatte er den Trupp sicher nach Hause gebracht. Dass er nun krank daniederlag war ärgerlich, aber ihm wurde beste Betreuung zuteil, das zumindest war Wazags Worten zu entnehmen. Auch Mindorl und Faris hatten sich wieder einmal bewährt. Er nickte. Wenn es ruhiger geworden war, würden sie dazu kommen. Die Ilharess würde entscheiden. Dazu kam noch, dass Tha'Risha ihren Trupp erfolgreich geführt hatte. Auch sie hatte mehr getan, als man von einem Sargtlin erwarten konnte - aber sie war ja auch mehr... viel mehr.
Er erhob sich und ging hinaus in Richtung Marktplatz. Er hatte etwas zu erledigen.