Ril'afay zuckte schwer zusammen. "Malla Jabbres ... verzeiht. ich bin noch unerfahren und muss noch viel lernen." sie senkte den Blick wieder und ließ ihn dieses mal unten.
"Ich hasse diese Winselei, Ril'afay. Sowas will Novizin sein, meine Novizin?" Ihre Stimme war schrill und strotze vor Zorn. "Du bist keine Novizin. Das, was ich da sehe ist ein Kind, ein jämmerliches Kind!" Sie trat nahe an Ril'afay heran und einer der Schlangenköpfe zischelte ihr direkt vor den Augen.
"Du widersprichst mir?" fauchte sie und der Schlangekopf schnappte nach ihr. Daraufhin erschallte ein widerliches Lachen. "Vielleicht sollte ich dich dahin zurückschicken, wo du herkommst." Es genügte eine Handbewegung und die Umgebung verschwamm. Alkoholgeruch lag in der Luft, gröhlende Männer, die alle Ril'afay anstarrten.
"Warum tut ihr das?" sie rang mit sich. Ihr tat der Bauch wieder weh und sie griff sich mit der Hand dort hin. "Was verlangt man von mir?" fragte sie schließlich.
Einer der Männer kam auf sie zu und hob ihren Kopf an. Als die Hand ihr Kinn berührte, war sie es und der Raum war auch wieder der alte. "Was ich verlange? Gehorsam, Demut und Treue....! Und gerade von dir :Stärke!"
"Vergiss nie. Ich hab dich hergerufen, ich kann dich noch viel schneller wieder zurückschicken. Du gehörst mir, Ril'afay, verstanden?" Ihr Standpunkt war deutlich. "Deine Gedanken kreisen allerdings über ein mehr als ärgerliches Thema!"
"Weil ich es nicht verstehen kann warum sie Euch den Rücken kehrt!" sie war ehrlich. "Tha'Risha war die erste die mir hier geholfen hat Fuß zu fassen, sie hat mir mut gemacht stark zu bleiben und mich dazu aufgefordert meinem Weg treu zu bleiben, so unnötig es auch war. Meine Gedanken kreisen deshalb darum weil ich partu nicht weiß wie ich in ihrem Fall mit dieser Sache umgehen soll."
"Es ist bedauerlich, wie sehr dieser Bastard doch einen Einfluss hat..." Eine Handbewegung und wieder verschwamm die Umgebung. Sie waren im Keller unter Ry'Kahs Haus und Ril'afay konnte sehen, hören und riechen, was vor einigen Monaten geschah :
Tha'Risha schüttelte den Kopf. "Ich bin kein einfacher Soldat..." sagte sie leise.
Ein Raunen erfüllte den Raum, dunkel und machtvoll. Sie war wieder zu spüren und fühlte den aufkeimenden Disput. Sie schien verärgert zu sein. Plötzlich verschwamm das Bild der Göttin an der Wand, es sah aus, als entstand eine Art Tor. Das Raunen im Raum wurde lauter und bedrohlicher. Ein Fauchen schloss sich an. Aus dem wabernden Tor, dass aus reinster Energie zu bestehen schien, trat eine Gestalt mit schnellen Schritten heraus. Die Gestalt war groß, überragte alles und jeden in dem Raum. Am Gürtel, der um einen körperbetonenden Panzer aus feinstem Adamantium bestand und mit silbernen Spinnenemblemen verziert war, hing ein Streitkolben, auf dem Rücken sah man ein edles und kunstvoll gearbeitetes Schwert. Seine Augen glühten gefährlich und sein langes weißes Haar war ähnlich dem von Khyl'Lian geflochten. Er war es, Lloth erster Krieger. Seine Kirche stellte in den Unterreichen die Inquisition Lloth dar. Mit schnellen Schritt war er bei Tha'Risha und umfasste ihre Kehle, hob sie ein Stück hoch und drückte sie erbarmungslos gegen die Wand.
Die Halbdrow umgriff mit beiden Händen das Handgelenk des Hünen, ihre Augen waren geweitet und sie versuchte krampfhaft zu atmen.
Er schaute ihr in die Augen. "Ginge es nach ihr, würdest du als Sklavin leben! Nimm die Gnade an, die man die gewährt!" Er drückte weiter zu, duldete keine Gegenwehr. Dann drehte er den Kopf zu Ry'Kah:"Sie beobachtet dich genau!" Sein Blick schweifte durch den Raum. "In den Staub mit Euch!" Verzwifelt versuchte Tha'Risha, sich aus dem Griff zu lösen. Sie hatte keine Chance, der Druck auf ihre Kehle wurde stärker.
"Wie kannst du es wagen, Sterbliche!" Er griff nach der Peitsche an seinem Gürtel. Der Hieb traf Ry'Kah über den Bauch. Er sah sich um, alle Sargtline auch Khyl'Lian knieten. "Warum schickt sie mich, Ry'Kah?" Die Frage kam donnernd und durchdringend.
Mit einem leisen Aufschrei ob der Kraft des Hiebes und der zusätzlichen Schmerzen krümmte sich Ry'Kah - aber sie beugte nicht das Knie vor ihm. "Ich diene der großen Mutter - und nur IHR. Sie schickt Dich, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, und deutlich zu machen, dass es IHR Wille ist, der durchgesetzt wird, Selvetarm. Und SIE Schickt Dich nicht, um IHRE Priesterin in die Knie zu zwingen!" Bei den letzten Worten hatte Ry'Kah sich aufgerichtet und stand gerade und stolz neben dem Altar - sich voll dessen bewußt, dass sie einem göttlichen Wesen die Stirn bot. Aber sie würde nicht noch einmal gegen die Mutter fehlen.
Er lachte. Beinahe hätte er wieder ausgeholt, er hätte sie am liebsten getötet. Doch sie wies ihn zurecht. Er schnaubte. "Ich bin nicht hier, um dir benehmen beizubringen, Priesterin!" Er ließ Tha'Risha los, die japsend und hustend auf allen vieren vor ihm und Ry'Kah kniete. "Wie erbärmlich!" Und wieder fuhr die Peitsche runter, diesmal allerdings auf Tha'Rishas Rücken. Diese zuckte zusammen. "Deine Gefühle stehen dir im Weg, Priesterin. Sieh her!" Er sah auf und sprach laut:"Jhan'afay, komm her, meine Dienerin."
Jhan'afay erhob sich langsam und kam zum Altar. Dort fiel sie erneut auf die Knie.
Er sagte nur eins :"Töte sie!"
Sie zögerte nicht, stand auf und zog ihren Dolch. Jhan'afay zwang Tha'Rishas Kopf in den Nacken und entblößte ihre Kehle. Dort setzte sie ihren Dolch an.
Tha'Risha schluckte und sah Ry'Kah angsterfüllt an.
"Du willst herrschen, Priesterin? Dann fang damit an!"
Diesmal war es Ry'Kah, die den Göttlichen anfauchte: "WIE KANNST DU ES WAGEN! SIE", und damit wies die Priesterin auf Tha'Risha, "Ist hier auf WUNSCH DER GÖTTIN! UND ES STEHT DIR NICHT ZU, IHR URTEIL ZU VERÄNDERN, SELVETARM! Es ist IHR Wunsch, dass Tha'Risha lebt. Wie also wagst Du es, hier den Befehl ihres Todes zu geben? Und außerdem - DEINE Dienerin Jhan'afay hier - sie ist das leuchtende Beispiel einer befehlsmissachtenden Sklavin!" Ry'Kah trat drohend auf ihn zu. Er lachte wiederrum. "Was glaubst du eigentlich, wer mich geschickt hat?" Er gab Jhan'afay ein Zeichen, sie solle sich entfernen.
Die Sargtlin kroch förmlich auf den Knien zurück an ihren Platz.
Er funkelte Ry'Kah und holte erneut aus. Zunächst schlug er Jhan'afay, bis sie besinnungslos in ihren eigenen Blut liegenblieb, dann schlug er so, dass sich die Peitsche um Tha'Rishas Hals wickelte. Er zog sie auf die Beine und noch ein Stück höher.
In Panik umgriff sie die Peitsche und ein leises Röcheln entfuhr ihr.
"Was willst du dagegen tun?"
Ry'Kah stand da, hoch aufgerichtet, stolz, keineswegs gebrochen oder kriecherisch. 'Was soll ich tun? Wenn ich ihn provoziere, tötet er Tha'Risha. Zeige ich desinteresse, tut er es auch... Angreifen kann ich ihn wohl kaum - oder doch?' Der Zwiespalt konnte nicht größer sein. Zudem machten ihr die Schmerzen das Denken schwer. 'Keine Schwäche!' zwang sie sich selbst. 'Keiner darf einen Funken von Schwäche sehen - sonst ist alles verloren, was Du erreicht hast...' Ruhig, ja fast kühl sagte sie dann: "Lass sie los. Du machst Dich lächerlich, Selvetarm. Sie ist es nicht wert, so viel Aufmerksamkeit von Dir zu erhalten." Dann wandte Ry'Kah sich ein Stückweit von ihm ab. Sie wusste, es war ein gefährliches Spiel.
"Schau hin, Priesterin. Sieh, wie ihr die Luft ausgeht, sieh, wie ihre Augen trüb werden, wie ihr Herz kaum noch schlägt, das Leben aus ihr weicht. Es ist immer ein interessanter Anblick, wenn der Tod nach einem Wesen greift."
Tha'Rishas Gegenwehr wurde weniger. Sie nahm um sich herum nichts mehr wahr. Nur noch ein dunkles Pochen und verschwommene Abbild des Raumes waren in ihrem Bewusstsein.
Er ließ Tha'Risha achtlos zu Boden fallen, löste aber keineswegs die Peitsche um ihren Hals. "Unserer aller Herrin Wunsch ist es, dass du herrschst!" Er zog kräftig an der Peitsche, löste sie dadurch und versetzte Tha'Risha einen weiteren Hieb. "Denkst du, sie wird dir dienen?"
Die Halbdrow stöhnte auf und griff sich voller Panik an den Hals. Der Striemen der Peitsche war deutlich zu sehen. "Es wird ihr nichts anderes übrig bleiben. Die Gegenwart Deiner Macht und deine kraftvolle Handschrift werden ihr sicherlich den rechten Anstoß dazu gegeben haben. Sollte sie mir nicht dienen, wird der Altar der Göttin zu einem guten Freund werden...." Ry'Kah hatte sich nicht von dem Schauspiel beeindrucken lassen. "Bwael, Priesterin," er nickte ihr zu. Auch die Göttin schien zufrieden. "Dann opfere sie, die du Schwester nennst." Ry'Kah konnte die Gegenwart der großen Mutter spüren, sie beobachtete die Priesterin.
Sie sprach zu Ril'afay:"Sieh hin, schau es dir genau an!"
Es war, als ob der Schlag der Peitsche sich nun um den Hals der Priesterin gewickelt hatte. All das für... Nichts? Sie sollte ihre Schwester opfern? Was für ein Spiel der Götter war das? Ry'Kah konnte es nicht glauben. Etwas stockend ging sie auf Tha'Risha zu - hatte sich aber nach zwei Schritten gefangen und sagte kalt: "Siehst Du, wohin Dein Widerwille Dich gebracht hat? Auf den Altar der Göttin. Du hättest es einfach haben können. Nun wird Dein Kind doch ohne Mutter aufwachsen und dein Mann eine Reinere finden. Steh auf! Oder willst Du auch diese Schmach noch erdulden, dass ich Dich wie ein Tier auf den Altar legen lasse?"
Selbst wenn sie es gewollt hätte, sie konnte nicht aufstehen. Tha'Risha schaffte es gerade so auf die Knie. Blut lief ihr über den Rücken, sie keuchte. Die Halbdrow hatte den Kopf gesenkt und flehte leise :"Vergebt mir, malla Jabbress."
Er stand daneben und schien ungeduldig zu werden, so wie er mit der Peitsche spielte.
"Sargtlinen - hebt sie auf und legt sie auf den Altar!" Dann sah Ry'Kah zu Tha'Risha hinab. "Dafür ist es nun zu spät. Du siehst, was die gegenwart der Götter bedeutet - und damit dürfte auch klar sein, wie lächerlich Dein Versuch war, selbst Ilharess des Hauses zu werden.
Die Sargtlinen waren schnell da und zogen Tha'Risha auf die Beine. Sie zeigte keinerlei Gegenwehr. Schnell legte man sie auf den Altar. Tha'Risha keuchte und schloss die Augen. Ihre Hand suchte zitternd die von Ry'Kah.
"Du siehst," sprach er. "Sie hat dich in der Hand. Sollte es nicht andersherum sein, Priesterin?" Selvetarm wirkte fast amüsiert. "Sie hat dich belogen, als sie vor dir kniete. Und nun, beende diese Farce!"
Ry'Kahs Züge erstarrten. Sie streckte die Hand in Richtung Shi'Nalas aus und ließ sich den Dolch von Khyl'Lian geben. Die Priesterin schwieg. Ihre Finger schlossen sich um den Griff des Dolches und sie setzte die Klinge Tha'Risha an die Kehle.
Dann geschah etwas... Ril'afay hatte den Opferdolch in der Hand und stand plötzlich an Ry'Kahs Stelle. Tha'Risha lag vor ihr zitternd und kraftlos auf dem Altar.