Ril'afay zog den Atem tief ein. Sie schloss für einen Moment die Augen und sah Tha'Risha an. 'Sie hat ihr Kind verraten, sie hat Khyl'Lian verraten, sie hat Ry'Kah verraten, sie hat Lloth verraten, sie hat mich verraten... Warum und wofür? Sie hielt die Klinge fest in der Hand und drückte etwas zu, so das sie die erste Hautschicht anritzte.
Vor Ril'afay lag eine Halbdrow, die kaum noch die Kraft hatte, die Augen offen zu halten. Überall war Blut, sie war verwundet. Sie sah Ril'afay an, nichts weiter. Nicht flehend, nicht weinend, einfach nur so. Auf der anderen Seite stand SIE und betrachtete die junge Drow. "Deine Entscheidung!"
"Sie hatte die Wahl, wie du jetzt. Stößt sie den Dolch in das Herz ihrer Schwester und geht ihren Weg, um mehr zu werden, oder kneift sie, weil sie Angst davor hat, jene zu verletzen, die ihr nahe sind, und bleibt, was sie war." Sie legte den Kopf schief. "Und nun entscheide dich, Ril'afay!"
Sie sah loth lange an. "Ich bleibe an Eurer Seite, ich bleibe an Ry'Kahs Seite, dort ist mein Platz und dort werde ich das ausfüllen zu dem ich bestimmt bin, so es Euer Wille sein soll." sie senkte den Kopf, ließ den Dolch jedoch nicht von Tha'Rishas Kehle.
"Ich ärgere mich, dass ausgerechnet ein Halbblut mich dermaßen wütend macht und es ärgert mich, dass sie dich so beschäftigt." Sie ging um den Altar. "Doch sie hat nicht gezögert zuzustoßen und Ry'Kah, dir und dem ganzen Haus den Dolch ins Herz zu stoßen, Ril'afay. Im übertragenen Sinne, wenn du verstehst. Sie hat es für ihr persönliches Weiterkommen getan und ich will wissen, wie weit du gehen würdest, um unter mir mächtig zu werden. Ich weiß um deine Treue, aber das ist nicht genug! Ry'Kah hatte hier auch nicht gezögert, sondern meine Hand war es, die damals den Dolch aufhielt. Also, ein letztes Mal : Entscheide dich!"
Ril'afay schloss die Augen und richtete sich kerzengerade auf. Ihr Gesicht sollte eine Maske aus stein sein, aber es war es nicht. Sie war zerfressen. Tha'Risha war eigentlich ihre Dalninil! War sie wie Tha'Risha? vorann kommen um jeden Preis? Nein. Ril'afay legte den Dolch auf Tha'Rishas Brust. "Wenn es Euer Wille ist, werde ich es tun." sagte sie leise und behielt die Augen zu all ihre Muskeln angespannt.
Die Szene verschwamm wieder und sie waren zurück im Gemach von Ril'afay. Sie saß wieder auf dem Hocker und hatte die Beine übergeschlagen. "Hast du verstanden, was ich dir sagen wollte?"
Sie wendete sich ihr zu und hockte sich auf die Knie, saß aber ansonsten aufrecht. "Ich bin mir nicht ganz sicher." sagte sie ehrlich, ihr Bauch meldete sich auch wieder zurück. "Ich bin nicht dazu bereit meine Wurzeln und meinen Glauben an Euch in den Staub zu treten sondern handle so gut ich kann nach Eurem Willen. Tha'Risha ist nie so verankert gewesen in den Glauben an Euch, sie hat gezweifelt, und das tuhe ich nicht. Ich bewege mich, in dem was ich erreichen Will, in Eurem Sinne, so zumindest hoffe ich es und danach strebe ich. Ist es Euer Wunsch, Euer Wille wird das was geschehen soll geschehen, so wie mit der Drow die an Elistrae verviel. Aber ich bin nicht bereit mich gegen Euren Willen zu stellen, der einem Höheren Ziel entstammt."
"Oh Kind..." sagte sie. "Es geht hier nur um dich. Du hast eben nach dem gefragt, was ich verlange. Viele sind unter mir sehr tief gefallen, weil sie immer eines in ihrer unendlichen Verehrung und Demut vergessen. Ehrgeiz! Der Wille, oben zu stehen!" Sie kam auf Ril'afay zu. "Ry'Kah musste es lernen und du wirst es auch. Ich kann jedem von Euch alles ermöglichen, aber nur, wer auch den Willen hat, unnachgiebig meinen Regeln zu folgen, wird da oben stehen. Die anderen werden tief fallen. Ich will nicht, dass du als irgendeine Priesterin endest, ich will dich weit oben sehen und das bedeutet auch, dass du im Fall der Fälle auch jenen weh tun musst, die dir nahe stehen. Verstehst du das? Ich liebe ehrgeizige Novizinnen!" Sie legte die hand auf Ril'afays Bauch und er schien sich zu beruhigen. "Was dieses Halbblut angeht... Sie ist ehrgeizig, oder warum denkst du, ist sie nicht auf dem Altar gestorben. Sie ist sogar so ehrgeizig, dass sie alles, was sie hatte, wegwirft. Doch ich sehe weiter, als dein beschränkter Verstand es wahrnehmen kann. Die Bande mit dem Chaos sind stark und es wird dem Haus und dem Land gut tun."
Sie sah auf und nickte verstehend. Erhgeiz. Die Bande. "somit ist es Euer Wunsch, das der Kontakt zu ihr bestehen bleibt und wir sie... benutzen um unser Haus voran zu bringen?!" war eine wie eine Frage gestellte Annahme.
"Ich hasse es, Ressourcen zu verschwenden, Ril'afay." Ein etwas seltsames Lächeln gepaart mit einem bösartigen Funkeln in den Augen entstand in ihrem Gesicht. "Ich wünsche ein starkes, ehrgeiziges und treues Haus. Eure Bündnisse wählt ihr selber."
"Dieses Haus ist stark, ehrgeizig und treu! Auch jene die erst seit kurzem zu ihm gestoßen sind. Und so soll es auch bleiben!" sagte sie entschlossen. "und mit dieser Trisslay fang ich an!"
"Eine Sargtlin," lachte sie voller Spott. "Ich meine in erster Linie meine Priesterschaft und den Adel dieses Hauses. Die Sargtline wird die Peitsche gehorsam machen."
Sie sah auf. "Es ist nicht leichter an einem einfachen Sargtlin zu üben um das gelernte dann an den anderen älteren und erfahreneren anzuwenden?" fragte sie.