Ein harter Tritt gegen das Knie, das das Gewicht trug, folgte. So sollte schnell Ruhe sein...
Sirgal nahm Tha'Risha in den Arm und führte sie ohne ein weiteres Wort weg. Sie nahm sie mit sich nach Hause. Zu dieser Zeit war Kar'Yann für gewöhnlich im Haus der alchemie.
Khyl'Lian verzog das Gesicht und verlor entgültig den Halt. Dann Du'ryl fassend rutschte er den Abhang hinunter - Schiefer ist unheimlich scharfkantig.
Sie würden beide nicht unbeschadet davonkommen. Einzelne Bäume bremsten den Abrutsch, als die Männer die alte Halde hinunterstürzten. Es ging fast fünfzehn Meter steil in die Tiefe, an schiefen Bäumen vorbei und von dornigem Buschwerk gebremst. Dur'yl blieb unten benommen liegen, er hatte sich den Kopf angeschlagen, als der Stürzende Khyl'lian ihn nach vorn riß.
Sirgal brachte Tha'Risha zu sich nach Hause und drückte sie im großen Wohnzimmer, wo auch der schwere Schreibtisch stand, auf das Sofa. Den Mantel warf sie achtlos über einen Stuhl. Die Botin setzte sich zu ihrer Freundin und sah sie abwartend an. "Was ist los? Magst Du es erzählen?"
Khyl'Lian stürzte böse. Er hatte mehrere Schnittwunden, eine Platzwunde am Kopf... Doch das schlimmste war wohl, dass er mit dem Rücken an einem Baum hart bremste. Der Ust Sut'Rinos blieb besinnungslos liegen.
Tha'Risha schaute Sirgal an. Tiefer Schmerz stand in ihren Augen als sie leise sagte :"Es hat sich getrennt und eine andere gewählt."
Sirgal sah Tha'Risha eine weile nur an, dann öffnete sie wortlos die Arme...
Es dauerte geraume Zeit, bis Dur'yl wieder so weit klar war, dass er sich ohne das Gefühl erbrechen zu müssen, umdrehen und den Kopf heben konnte. Ganz langsam setzte er sich auf und stöhnte, als er sich des Schmerzes im rechten Oberschenkel bewußt wurde. Ein Blick dorthin zeigte ihm einen grauen Streifen unter der Haut und ein völlig aufgeschnittenes Bein - nicht nur der Hose. Er wagte nicht, das anzufassen, was sich da abzeichnete. Dann wurde er sich der Stille ringsum bewußt. "Khyl'lian?" Er sah sich etwas nervös um...
Dur'Yl drehte sich um und sah den Hang hinauf, wo sie abgestürzt waren. Seine Augen suchten das Gelände ab...
Sirgal zog Tha'Risha in ihre Arme, wie ein Kind. Sie hielt sie einfach fest. Wie sehr das weh tat, hatte sie bei Owen erlebt - obwohl der Tod diese Verbindung beendet hatte. Hatte er das wirklich? Manchmal war sie sich nicht sicher. Einmal glaubte sie, ihn gesehen zu haben - aber das konnte nicht sein. Khyl'lian hatte sich so schnell eine andere gesucht? War das unter Drow so üblich? Sirgal wusste, dass das dunkle Volk nicht sehr monogam war - aber das? Khyl'lian war immerhin der Vater von Yanni... was wohl aus dem Kind werden würde? Sha'yann erzählte manchmal von ihr.
Sirgal hielt sie einfach nur, streichelte ihr über die Haare, das kinn sanft auf ihrem Kopf abgestützt. Der Blick der Botin ging ins Leere. Sie hatte Zeit.
Dur'Yl fluchte. Nicht nur über sich. Er versuchte aufzustehen - aber das war im Moment so schmerzhaft, dass er kaum bei Bewußtsein blieb. Tränen vom Schmerz schossen ihm in die Augen, als der Steinsplitter sich tiefer in das Bein schob und sich in ihm bewegte. Keuchend wartete Dur'yl, dass der Schmerz weniger wurde. Dann wagte er einen erneuten Versuch - und benutzte nur das andere Bein und die Arme. Irgendwie gelang es ihm, sich die paar Meter zu Khyl'lian hochzuarbeiten. DAs Zeitgefühl hatte er inzwischen verloren. Ganz vorsichtig legte er dem Schattenmeister die Hand an den hals, um zu prüfen, ob er noch lebte...
Tha'Risha löste sich von Sirgal. "ich... ich...Ich hab noch...hmm.. zu tun..." Sie wirkte durcheinander. Khyl'Lian lebte noch, der Puls war allerdings schwach. Bis auf die Schnitt und Platzwunden blutete er auch nirgends.
Sirgal sah Tha'Risha an. "Magst Du nicht etwas bleiben, und ein wenig schwarzes Gold oder Schokolade mit mir trinken? Ist das so wichtig, was Du zu tun hast?"
Dur'yl war alles, nur kein Heiler. Allein sein scharfer Verstand sagte ihm - nicht zu viel bewegen! DAs könnte schief gehen! "Jabbuk?" er hatte sich Khyl'lians Kopf auf das un- oder besser nr wenig verletzte Bein geholt, so dass er nicht mit dem Kopf nach unten lag. Dadurch war der Rücken des Schattenmeisters auch etwas entlastet und sogar grade gelagert. Das Atmen sollte so auch leichter für ihn sein.
"In deinen Kopf geht im Augenblick nichts gescheites hinein, zumindest nichts, das hängen bleibt, Tha'Risha..." meinte Sirgal sanft. "Möchtest Du etwas trinken?"
Sehr vorsichtig legte Dur'yl ihm die Hand auf die Brust, vermied es aber, Druck auszuüben. Es war eher eine Geste von 'Hey, Du bist nicht allein...' Der junge Drow war das leibhaftige schlechte Gewissen.
Sirgal erhob sich. "Ich bin gleich wieder da." Wenig später kehrte sie mit zwei duftenden, dampfenden Bechern zurück, aus denen es süßlich roch...
Da der Schattenmeister leider recht hatte, schwieg Dur'yl und nahm die Hand wieder weg. Er brachte nicht einmal den Mut auf, sich zu entschuldigen - denn jedes Wort würde esnur noch schlimmer machen. Wütend war der Junge immernoch - aber im Moment überwog das, was er angestellt hatte. Er hatte Khyl'lian nicht wirklich Schaden wollen...