Janos blickte verwirrt drein und dachte erst etwas verspätet an den Blick den er Lukarde zugeworfen hatte. Mit einem entschuldigendem Lächeln sagte er: "Es lag mir fern, Eure Herkunft in irgendeiner Weise zu bewerten. Ich habe Katharina als Beispiel gewählt, um besser erklären zu können, wie die Regeln des Anstandes hier angewendet wurden. Das sollte keineswegs bedeuten, dass andere Anwesende nicht ebenso anständig handeln. Wie gesagt: Es war ein Beispiel." Direkt zu Lukarde sagte er: "Falls ich Euch mit meinen Worten gekränkt habe, so entschuldige ich mich dafür. Auch war ich mit meinen Gedanken an einem anderen Ort, als ich Euch ansah. Ich erinnerte mich an Euer Erschrecken, als es um Eure Herkunft ging."
Janos hob die Hände und sagte mit beruhigender und eindringlicher Stimme: "Lukarde...Ihr müsst mit mir nicht darüber sprechen. Ich bin ein Fremder in Euren Augen. Ich habe kein Recht, in Eurer Vergangenheit zu wühlen. Doch eines sollt Ihr wissen: Ich selbst habe Dinge erlebt, die ich gern aus meinem Kopf verbannen würde. Dinge, die nicht hätten passieren dürfen. Was ich damit sagen will ist: Ich habe durch meine eigenen Erlebnisse und mein Alter wenig Antrieb dazu, Eure Vergangenheit herunterzuspielen oder derartiges." Janos hoffte, dass sein Worte das aussagten, was sein elfischer Verstand besser ausdrücken konnte.
Lukarde sah Janos lange an. Dann erläuterte sie knapp: "Der Orden wurde vor langer Zeit zershlagen und viele Splittergruppen ließen sich in allen Teilen der bekannten Welt nieder. Von unseren ordenshäusern hat nur eines im Verborgenen überlebt. Unsere Gemeinschaft ist sehr klein geworden. Darum erschrecke ich jedesmal, wenn jemandem der Name Arserin zu geläufig erscheint. Vergebt mir."
"Zerschlagen sagt Ihr? Darf ich fragen, wer dafür verantwortlich ist und warum es getan wurde? Wie schon gesagt. Ich verbinde mit Arserin weder Erinnerungen noch weiß ich, wo es liegt. Der Name klingt nur ähnlich den zwei, aus meiner Muttersprache stammenden, Worten Ars Eryn. Vielleicht rührt daher die seltsame Vertrautheit." Der Elf versinkt kurz ins Grübeln und fährt dann fort: "Möglicherweise könnte Euch der Orden, dem ich angehöre, unterstützen. Dazu müssten wir allerdings alles wissen und nicht nur einen Teil der Ereignisse. Aber ihr würdet sicher einen starken Bündnispartner in uns haben. Dort wo wir herkommen, sind wir akzeptiert und werden unterstützt. Ihr hättet einen Zufluchtsort. Ich kann es Euch nicht versprechen, da ich nur ein nicht allzu hochranginges Mitglied des Ordens bin. Aber ich kann Euch versichern, dass es an die richtigen Ohren gelangt, wenn Ihr es wünscht."
Lukarde warf Katharina einen kurzen Blick zu, doch die überließ es ihr, zu sprechen. "Die Geschichte unseres Ôrdens ist nicht ganz unbekannt. Aufstrebend und mit Rittern aus allen möglichen Bereichen gesegnet, hat der orden viel Land und Reichtum zu seinem Besitz gezählt. Das wiederum mißfiel dem König und der ansässigen Kirche. Der Orden wurde zerschlagen, die Ordenshäuser geschleift und bis auf die Grundmauern niedergebrannt. So gut wie alle gerieten in Gefangenschaft. Viele überlebten die Folter nciht. Wir wenigen, die zurückkehrten, tragen die Symbole selten in der Öffentlichkeit und eher unsere Hauswappen oder Familienwappen."
'Menschen sind unendlich merkwürdig udn unlogisch in ihrem Tun...' dachte die Elbin in ihrem Stillen kämmerchen. ' sie versteifen sich zusehr darauf sich selber zu unterdrücken udn zu vernichten....'
"Arserin, Arth Eryn, ist wirklich ein aus dem Elbischen stammendes Wort und bedeutet, wie ihr wisst, soviel wie 'Hoher Wald'. Heute leben in Arserin nur noch wenige Elben, zurückgezogen an geheimen Orten und mah gilt als gesegnet, wenn man einen von ihnen sieht..."
Sie lauschte stillschweigend. Das die Elben an geheimen orten sich verborgen halten war nichst neues. Was ihre Aufmerksamkeit in ein anderes licht rückte war Lukas letzter Satz. Gesegnet sein? weil man einen Elben sieht?
"Nun, der Wortlaut war mir in der Tat bekannt." Janos dachte kurz nach und fügte hinzu: "Wieso gilt man als gesegnet, wenn man einen Elben dort sieht? Oder ist dies nur als Redewendung zu verstehen? Und...verzeiht, dass ich so viele Fragen stelle, aber was denkt Ihr zu meinem Vorschlag?"
"Die Elben verkörpern das Licht und das Gute in der Welt der Menschen. Ihre Erhabenheit und die Tatsache, dass sie sich den Menschen zuwenden oder auch nur ihnen zeigen, gilt als Geschenk sondergleichen. Deshalb ist der, der in Arserin einen Elben sieht, gesegnet vom Licht. Vielleicht eine Redewendung, aber sicher etwas, dass au eine alte Geschichte zurückgeht. Alle Sagen haben dort ihren Ursprung und so vermute ich es auch hier. Vielleicht hat einmal ein Elb einem Menschen mehr als das übliche Maß geholfen, so dass diese Geschichte entstand." Sie sah Janos an. "Ich bin nicht befugt, solche Entscheidungen zu treffen, ebenso wie ihr, Janos. Aber es lässt sich sicher ein kontakt unserer Orden in die Wege leiten."
Wieder lauschte die Elbin, verstand aber nicht alles von dem was Lukarde da berichtete. "Du denken alles Edhellensind Licht?" fragte sie leise Lukarde.
"Sicher nicht alle", meinte Lukarde, "Denn sicher gibt es auch unter ihnen das, was wir Menschen 'schwarze Schafe' nennen. Aber in Arserin ist nie einem Menschen von einem elben Leid widerfahren..."