Unwillkürlich versteift sich Sirgals Haltung etwas, als würde sie erwarten, dass das Ungetüm geradewegs hereinmarschieren würde... Sie lauscht mit leicht schiefgelegtem Kopf und ein paar steieln Falten auf der Stirn.
Amira etnfleucht ein wohliges Seufzen und sie dreht leicht den Kopf in Richtung seiner Hand, wagt es aber nicht, sich weiter zu bewegen, weil sie ihn nicht wecken wollte- der Schlaf würde Falk sicher gut tun.
Die grobe Skizze in ihrer Hand ist mittlerweile fertig. Sie zeigt eine Art Gürtelkorsett mit verstärkter Polsterung auf der Innenseite. Falk meinte ja, dass er ein Prinzip nur im Stehen bzw. Sitzen das Gefühl wieder verlor und es im Liegen nach einiger Zeit wiederkommen würde. Dann kam diese seltsame Stelle, die wie Gel nachgibt, hinzu- bevor Amira da beigehen und etwas aufpieken oder -schneiden würde, würde sie es auf anderem Weg versuchen. Das Korsett würde sie aus festem Leder fertigen lassen, die Masse würde sie schätzen müssen, aber das konnte sie ganz gut- sollte also kein Problem werden. Amira war es in den Sinn gekommen, dass dieses weiche Etwas eine Flüssigkeitsansammlung sein könnte, die sich bei einer Haltungsveränderung verlagert und so wieder die Nerven abklemmt. Wenn es ihr nun also gelingen würde, durch eine entsprechende Konstruktion der Substanz vorzugaukeln, der Körper würde liegen und sie so an einer Umlagerung hindern konnte, bis sie sich von selbst zurückgebildet hat, wäre das definitiv risikoärmer, als Falk einfach aufzuschneiden, um die Flüssigkeit abzulassen- ausserdem würde das Ganze die Muskeln entlasten, was unter Umständen auch die Schmerzen etwas dämpfen würde. Gut, es blieb dann immer noch eine weitere Möglichkeit, doch das konnte sie zu dem Zeitpunkt nicht machen, da sie selbst voll einsatzfähig sein musste und Falk es wohl ohnehin nicht zulassen würde, dass Amira seine Verletzung in ihren eigenen Körper zog. Doch sie würde sich die Option für den Fall der Fälle offen halten; quasi als letzte Möglichkeit.
Entspannt schliesst sie die Augen und schickt ihre Sinne auf die Reise. Das leise Atmen von Falk hinter sich, das Rascheln von Kleidung in der Entfernung, ihr eigener Atem- Alles in Allem ein ruhiger friedlicher Moment. Ganz langsam wurden ihre Sinne schwerer und schliesslich nickt sie ganz ein. Den Kopf weit nach hinten gebogen und auf der Bettkante abgelegt, die Kehle entblösst, ein sanftes Lächeln auf dem Gesicht, die Zeichnung in der einen, die Feder in der anderen Hand und das Tintenfässchen auf dem unbequemen Schemel abgestellt...
Mit dem nach hinten sinken des Kopfes legt Amira ihn quasi auf Falks Hand ab, der sie sanft und ganz selbstverständlich zu streicheln beginnt. Er döst selbst weiter, ohne wirklich aufzuwachen, ebenso gefangen in Entspannung und Ruhe.
Angenehme Dunkelheit umfängt sie. So ruhig. So schön ruhig. Ihr Atem kommt gleichmässig. Amira steht auf und sieht sich um und die Schwärze wandelt sich zu einer Festungsamauer. Die Festungsmauer von Neu Igraine. Doch diesmal hatte sie sich nicht der Aussicht auf die Hafentore zugewandt, sondern hält sich auf der Rückseite zum Inselinneren auf. Amira lässt ihren Blick über die relativ karge Landschaft streifen- lag heute denn kein Schnee? Ein vertrauter Schrei lässt sie aufblicken. Ihr Falke war neben ihr auf einer Zinne gelandet und fiepst sie mit grossen dunklen Augen an. "Da mein Grosser?", spricht sie ihn an und streichelt ihm das Brustgefieder.
Dann schlägt sie unvermittelt die Augen auf und hätte beinahe einen Riesensatz gemacht, als sie den Raubvogel erkennt, der gerade dabei war seinen Schnabel in das noch geöffnete Tintenfass zu tunken. "Lässt Du das wohl bleiben, Freundchen?", zischt sie dem Tier leise zu, da Amira Falk nicht wecken wollte. Der Vogel hingegen hebt den Kopf mit tiefschwarzer Schnabelspitze und fiepst sie mit schiefgelegtem Haupt und grossen Augen leise an.
Die Hand des Kriegers, der sie eben ruhig gehalten hatte, nimmt seine sachte Bewegung wieder auf und krault sanft Amiras Nacken. Von dem Vogel bemerkt er nichts.
Ganz leicht beugt sie den Kopf etwas nach vorn, damit er besser an sie hernkam, jedoch ruhen ihre Augen weiterhin auf dem Vogel. Amira schwankt gerade zwischen wohliger Entspannung und einer Schimpftirade den Falken betreffend. "Los- verschwinde!", raunt sie leise und wedelt leicht mit der rechten Hand in Richutng des Vogels, "Wenn Dich hier einer erwischt, dann setzt's was- also los- husch!" Der Falke hingegen denkt nichtmal daran, zu verschwinden. Wie fragend legt verdreht er den Kopf noch weiter und fiepst wieder leise, wobei er ein zwei Tintenkleckse auf dem Schemel hinterlässt, als er sich bewegt.
Als Allisters Blick etwas abwesend wirkt, sieht Sirgal ihn aufmerksam an. "Stimmt ewas nicht?" Sie hat keine Ahnung, was er gerade tut...
Die warme Hand des Kriegers streicht sanft weiter über Haut und Narbe, ohne einen Unterschied zu machen. Im Gegenteil. Er verbindet beides zu einem Ganzen und achtet das, was mit ihr geschehen war. Falk ist sich der Zärtlichkeit nicht bewußt. Er döst still vor sich hin und genießt einfach.
Allister lächelt verlegen. "Ich hab mich nur erkundigt wie es dem Jack geht. Er ist zu testzwecken hier, irgend etwas in seinem Schildarm stimmt nicht."
Amira zuckt leicht, als Falk mit der grossen Narbe in Berührung kommt- bei den Kleineren machte es ihr in der Regel nicht viel aus, doch bei der Grossen, die quer über ihren gesamten Rücken geht, ist es für sie immer noch etwas Seltsames, wenn sie dort jemand auf derart sanfte Weise berührt. Der Vogel schaut weiterhin neugierig auf die beiden, hatte das Fiepsen inzwischen jedoch eingestellt und lässt nun- zu Amira's Erleichterung- auch das Tintenfass links liegen.