"Oh Gott sei Dank", Sirgal, die neben ihm am Boden kniet, lässt die Stirn auf Allisters Brustplatte sinken und schließt die Augen. Ihre Hand liegt an seiner Wange und ihr Daumen streicht unbewußt darüber. "Vergib mir." Sie fragte sich, wie er ihren Gedankengang mitbekommen hatte, aber das war grade völlig egal.
"Ich wollte Dir niemals Schaden..." flüstert sie unglücklich. Das hätte auch schiefgehen können.
Traz beobachtet die Szene mit etwas schiefgelegtem Kopf.
Sirgal schält Allister schließlich aus der Rüstung - so konnte sie kaum herausfinden, was ihm passiert war. Es dauert ein wenig, denn das ist schließlich keine normale Rüstung, die sie hunderten von Kriegern inzwischen an oder ausgezogen hatte. Sie findet bei der magischen Überprüfung als wirklich körperliche Schäden allerdings nur ein paar Brandblasen am Rumpf, dort wo sich der Stoff seiner Kleidung verschoben hatte und die Rüstung die Haut berührte.
"Du musst hier weg. Es ist zu kalt..."
Traz kommt dazu. "Unten im Torraum ist es geschützt und warm."
Sirgal nickt. Sie fragt sich noch, wie sie Allister dahin bekommen soll, aber Traz ist bereits zur Stelle und hebt den Magus problemlos auf.
Sirgal trägt den gelösten Panzer nach und folgt beiden nach unten.
Traz bringt Allister in einen der Ruheräume, wo früher die Torwache geschlafen hatte. Er legt Allister auf eines der Betten. Hier ist es wirklich warm, so dass Sirgal ihren Mantel auszieht und ihn damit zudeckt. Dann setzt sie sich zu Allister und wiederholt die untersuchung, diesmal gründlicher. Sie schließt sie Wunden, wo sie kann und spürt dann den Schmerzen in der Muskulatur nach, die sich zwangsläufig ergeben haben. Sacht glättet sie die Spitzen - es ist das Geringste, was sie tun kann. Sirgal bleibt hinter Allister sitzen, ein Bein untergeschlagen, auf dem sein Kopf ruht. Ist es wirklich erst zwei Tage her, dass sie schon einmal - aber in wesentlich entspannterer Athmosphäre - so gesessen hatte, ihn vor sich, allerdings halb entkleidet und mit dem leichten Kräutergeruch des Massageöls umgeben? Ihre Hand liegt auf seiner Stirn. "Ich hätte nie annehmen dürfen, diese Art von Technologie zu verstehen", sagt sie leise und streicht ihm über die Haare. "Ruh dich etwas aus." Sie würde ihn in losem Rapport behalten, um sicherzugehen, dass alles in Ordung war.
Traz Schmunzeln hätte man auch als Zähnefletschen deuten können, aber Sirgal sah es nicht. Der Gator nickt sacht, dann zieht er sich zurück.
Als er nach einer halben Stunde zurückkommt, bittet Sirgal Traz leise, Ox zu unterrichten, dass alles in Ordnung ist. Sie ordnet den Zwergen als Allisters Vertrauten ein, und als den, der sich zunächst um alles kümmern würde. Das war sicherlich nicht jemand wie John Zim.
Nachdenklich bewacht Sirgal Allister.
Ihre unüberlegte Aktion hätte den Freund beinah das Leben gekostet - dabei hatte sie das Gegenteil erreichen wollen. Nun, auch auf diesem Weg hatte er seine unkontrollierte Wut aufgegeben, aber der Preis war viel zu hoch. Auch die Tatsache, dass Allister ihren Gedanken hatte folgen können, machte sie etwas unsicher. Hatte all das, was sie an Schmerz und Leid auf sich genommen hatte, so gar keinen Effekt gehabt? Hatte sie einen Freund völlig umsonst um diesen grausamen Gefallen gebeten? Aly'triss selbst hatte darunter zu leiden gehabt, was das Haus der Dornen mit ihr angestellt hatte, um sie zum Sprechen zu bringen... Die Bilder stiegen wieder in ihr auf. Das, was man ihr vorgegaukelt hatte. Kar'Yann auf der Folterbank, ihr Sohn und das, was sie dem Kind antaten... Sie hatte geschwiegen. Und jetzt? Jetzt lagen ihre Gedanken offen vor Allister, wie ein Buch. Alles umsonst? Wie bitter war dieser Gedanke. Essentielles Versagen in einem schwachen Moment. Genau das, was sich jeder Feind zu Nutze machen würde. Sie brauchte jemanden, der das Prüfen konnte - und das durft nicht Allister sein!
So vieles ging ihr durch den Kopf und die Zeit verstrich. Längst war es ihr vertraut, seine 'Signatur' bei sich zu spüren, unbewußt und ohne Zutun auf Herz und Atmung zu lauschen. Es wurde zu einem vertrauten Gefühl - zu etwas, dass sie vor Jahren schon einmal verloren hatte, als ER starb... Hass erwachte in ihr. Hass auf Arandil, dessen Schuld Owens Tod war. Hass auf Bassrad, der sie so lange verfolgt hatte. Heiß glühten ihre Wangen bei der Erinnerung und die dunklen Augen blitzten vor Zorn, als sie sich eine kurze Zeit dem Gefühl hingab. Hier in der Stille, wo niemand sie sah oder hörte.
Sirgal schließt kurz schweigend die Augen, den Hass wieder weit versteckend, dort, wo er sie nicht stören würde, bis sie ihn eines Tages brauchen würde.
Als sie dann auf Allister hinuntersieht, wirkt sie wieder entspannter. "Es... gibt Dinge, die geschehen sind, die auch mich wütend machen. Nach so vielen Jahren immer aufs Neue."
Wieder streicht ihre Hand ihm sanft über die Haare.
"Lass mich Dir versprechen, Dich nie wieder ungefragt zu berühren, wenn Du Rüstung trägst." sagt sie schließlich mit stockender Stimme. "Ich hätte dich fast umgebracht..."
Allister versucht ein lächeln... "Nu sagen wir mal so, ich hab die ganze energie der Umgebung aus dem Prallschild der Rüstung an den einzigen ort geleitet wo er dir nicht schaden konnte.. Das wir auf der Akademie gelernt.." 'macht mit Kater gleich doppelt spass'
"alles in allem geht es mir gut.
sag mal hat traz nicht eine warme Quelle oder sowas erwähnt mir ist grade sehr nach nem Warmen Bad.."
Sie verhält sich ruhig, weicht allerdings mit dem Oberkörper etwas zurück, zumal Allister ihr quasi noch im Schoß liegt.
Ihn beobachtend wird ihr einiges klar. 'Das, was Viktor im letzten Jahr versuchte... es zwickt? Für mich tat das weh... hm. Er kann es willentlich entladen.' nachdenklich sieht Sirgal ihm zu.
Einerseits freut es Sirgal, dass es ihn so gut geht - andererseits macht es sie mißtrauisch. So führte sie selbst sich auf, wenn sie das Energiefluid zu sich genommen hatte. Und der Zusammenbruch im Hintergrund drohte wie das Damoklesschwert...