Die Graue zitterte ebenso wie Dhashur am ganzen Körper. Auch sie hatte einiges an Risswunden davongetragen- das sah zwar ziemlich hässlich aus, sollte aber bei entsprechender Versorgung gut wieder abheilen.
Amira's Blick wanderte weiter und die Mauer hoch.
"Vielleicht finden wir dort drinnen Hilfe.", meinte sie und nimmt ihren Schal ab, um ihn schwankend an den Grabenkämpfer weiterzureichen, "Hier, legt dem Tier das am Genick um den Hals, um es führen zu können." Abermals schweift ihr Blick über die Umgebung, als müsse sie sich orientieren. Die Stille war ihr nicht geheuer. Alles in Allem benahm sie sich gerade recht seltsam. Oder war das nur der Schock?
"Wir sollten versuchen da rein zu kommen.", schlägt sie vor, "Ich für meinen Teil will nicht hier draussen sein, falls noch so ein Ding hier anrollt. Wenn ich an Eurer Stelle wäre, würde ich mitkommen."
Im ersten Moment zuckt sie ein wenig zusammen. Die Platzwunde am Hinterkopf war unübersehbar, ihre linke Seite war durch den Mantel verdeckt und somit nicht einzusehen.
In ihrem Kopf ratterte es beinahe hörbar, als sie zuerst auf Kyrillas' Hand und dann in sein Gesicht blickt. "Wie hat der mich gerade genannt?...Amira?...Hm...Na ja, er scheint mich ja zu kennen, sonst würde er mich kaum derart vertraut anreden...Obwohl...", geht es ihr durch den Kopf.
"Öhm...ja...ich denke schon, dass alles...in Ordnung ist...mehr oder weniger.", versichert sie wenig glaubhaft und deutet auf die Festung, "Wir sollten uns beeilen..."
"Eins nach dem Anderen.", entgegnet sie und spuckt aus. "Scheiss Salzwasser...", grummelt sie vor sich hin und führt Dhashur am Zügel neben sich her, wobei das grosse Tier ihr nach kurzem Zögern vertrauensvoll folgt. Der Dunkelbraune lahmt ein wenig auf einem Hinterbein, zeigt ansonsten keine Schmerzzeichen. Amira hält kurz wieder an und untersucht schnell und sicher das rechte Hinterbein- ein tiefer Riss klaffte am 'Unterschenkel'. "Hoffentlich sind die Sehnen noch heil...", murmelt sie halblaut, ehe sie das Pferd wieder weiterführt.
Der Weg führt um das Ende der Mauer herum, von wo aus man auch wieder die Wachtürme des Seitentores sehen konnte. Augenscheinlich hatte man den Betrieb auf der Mauerkrone wieder aufgenommen. Der Ret der Umgebung glich einem Tümmerfeld- überall lag diverses Zeug herum, welches die Welle anderswo mitgerissen und hier angeschwemmt hatte.
Kyrillas folgte ihr mit der Grauen vorsichtig. Er wich den grossen Trümmern aus und lies das Pferd den Weg suchen, den es am besten hielt.
Seinen Augen glitten gehn Himmel. Es war tatsächlich dunkler geworden und als er zur Mauer hoch schaue zeigten die Licher, die man enzündet hatte, ihm das er nicht der einzige war der es memerkt hatte.
Mit den veränderten Lichtverhältnissen hatte sie überhaupt keine Probleme. Zwar schwankt Amira beim Laufen etwas, aber das war in Anbetracht der vorangegangenen Ereignisse auch kein Wunder.
Das Seitentor hatten die vier relativ schnell erreicht. Scheinbar war man gerade dabei es zu öffnen. Dhashur streichelnd wartet sie mehr oder minder geduldig ab.
Fox musste vorn, vor dem Tor, ihr gezappel aufgeben. Allein kam sie nciht frei. So stützte sie einen Ellenbogen in einen Haufen Modder und Holz, stützte das Kinn in die Hand und trommelte mit den Fingern der anderen auf einem Stück Balken herum.
Der Himmel war grauschwarz und ein dunkles Zwielicht lag über der Insel und der See. Die Luft war rauh und begann in der kehle zu kratzen.
Viktor schickte auch aus den anderen Toren Trupps raus. Der Trupp aus dem Seitentor nahm gleich Amira und Kyrillas in Empfang und einer von ihnen begleitete die Beiden zum Verwundetensammelplatz
Aber die meisten verliesen die Festung durch das Haupttor und fingen an sich durch die Trümer vor zu arbeiten und nach denen zu suchen die es nicht mehr in die Festung geschaft hatten. Natürlich fanden sie auch Fox, befreiten sie und brachten sie zurück in die Festung.
Amira folgt gehorsam. Hier schien man sie tatsächlich zu kennen, was sie zum Teil beruhigte. Zumindest solang, bis man sie von ihrem Reittier trennen wollte. "Nix da- das Pferd geht vor!", protestiert sie. "Ohne ihn hier...", die Frau streicht dem Tier über die Nüstern und deutet anschliessend auf Kyrillas, "...wären wir beide abgesoffen." Die Luft kratzte allmählich im Hals und brachte sie neben den Salzwasserrückständen erneut zum Husten. Beinahe witternd hob sie den Blick gen Himmel. "Ist das etwa...Asche?", kommt es verwundert und ungläubig über ihre Lippen.
Sie musste ein Bild für die Götter gewesen sein. Schlammbeschmiert, die weißen Haare wirr und offen über dem dunklen Rest des Schopfes hängend, die helle Tunika mit dem langen Rockschoß völlig verschmutzt - und dann diese Haltung. Als ob sie auf die Fensterbrüstung aufgesützt gelangweilt auf eine Straße hinunterblickte... Fox verriet keinen Schmerz, gab keinen Laut von sich. 'Toller einstand', dachte sie nur. 'Hoffentlich war Kaye noch in der Feste.' davon ging sie aber aus.
Man gab Kyrillas einen knappen überblick - bisher hatte es noch keinen Toten gegeben. "Ja, Lady. Der Vulkan auf der Insel der Pferde muß verrückt spielen..."