Drinnen nahm sich ein Heilkundiger Amiras an. "Bitte legen sie sich hin, Lady. Aber zeiehen sie erst die nassen Sachen aus." Er reichte ihr eine Decke und ein frisches Hemd.
"Nur zu gerne...", murmelt sie bibbernd und schält sich umständlich aus der klatschnassen Kleidung, welche achtlos zu Boden fällt- allmählich kam der Schmerz durch. Auf dem Haufen landeten auch allerlei versteckter Klingen, die man auf den ersten Blick wohl nicht gefunden hätte.
Schliesslich stand sie wieder da, das Hemd hochgekrempelt und die Decke so um ihre untere Körperhälfte gewickelt, dass die Wunde frei lag, der Rest allerdings bedeckt war. Den linken Arm hatte sie abgespreizt und betrachtete skeptisch den Splitter in ihrer Seite knapp unterhalb der Rippen. "Und jetzt?"
Einige schnelle und deutliche Befehle folgten, dann bat er Amira gelassen: "Kommt mit mir. Wir gehen in ein anderes Behandlungszimmer." Er nahm sie mit in einen Raum, wo sie besseres Licht hatten. Amira bekam einen Becher gereicht. "Bitte. trinkt das."
Es fällt auf, dass sie sich wie eine Fremde bewegt, welche zum ersten mal an einen neuen Ort gekommen war.
"Was ist das?", fragt sie, nimmt den Becher und riecht skeptisch daran, nachdem sie in das separate Zimmer gefolgt war, "Und was passiert mit meinem Zeug?"
"Das Mittel wird die Schmerzen lindern, so dass ich den Splitter entfernen kann. Ihre Kleidung wird man richten. Trinken und dann bitte wieder hinlegen. "
In einem Zug stürzt sie das Gebräu hinunter und verzieht das Gesicht- offenbar hat es ihr nicht geschmeckt.
Anschliessend legt sie sich vorsichtig auf die rechte Seite, sodass die Misere gut sichtbar oben lag. Amira war ganz ruhig, ihre Bewegungen irgendwie fahrig- ihr selbst kam es so vor, als würde sie träumen. "Was geht hier eigentlich vor?", murmelt sie unbewusst, "Wo bin ich hier eigentlich?" Sie hoffte nur, dass der Heiler wusste, was er tat.
Das Betäubungsmittel wirkte Schnell und massiv. Amira würde schlafen - ob sie wollte oder nicht. Man versorgte die Kopfwunde und entfernte das Holz aus ihrer Flanke um dann alles zu säubern und zu vernähen. Mehr war nicht möglich. Aber der Heilkundige wusste, wer sie war - und hatte Falk suchen lassen.
Als Amira später reichlich verbunden im Bett lag, saß er bei ihr, hielt ihre hand. Man hatte ihn vorgewarnt.
Sie sträubte sich zwar, doch der Schlaf kam massiv und mit grossen Schritten und so dämmerte sie rasch weg. Amira bekam nicht mit, was um sie herum geschah- war wohl auch besser so; spätestens beim Entfernen des Splitters hätte sie Dampf gemacht.
Als sie später wieder erwachte, war das erste was sie mitbekam, ihr Kopf- es fühlte sich beinahe so an, als würde er bersten; die verbundene Site hingegen machte keine Probleme, solang sie sich nicht allzusehr bewegte. Grummelig verzieht sie das Gesicht, ehe sie die Augen öffnet. "Ou...mein Schädel...", nuschelt sie vor sich hin, "...Himmel noch eins...is mir schlecht..." Sie blinzelt und versucht sich im Raum umzuschauen, um sich zu orientieren, wobei ihr Blick zwangsweise auf Falk fällt. Leicht irritiert mustert sie den blonden Mann. Diese Augen. "Was ist passiert?", fragt sie heiser- das Wasser hatte seine Spuren hinterlassen.
Sein Daumen strich sanft über ihre Hand. "Du hast Dir mal wieder etwas eingefangen, Stjarna. Langsam. Bleib lieben und beweg Dich nciht zu viel. An was erinnerst Du dich? Weißt Du, welcher Tag heute ist und wo Du bist?" Auch Falk war Feldscher...
Ihre Hand liess sie ruhig liegen, denn das Gefühl war nicht unangenehm- im Gegenteil, es gab ihr ein gewisses Gefühl von Sicherheit, auch wenn sie gerade herzlich wenig wusste, weshalb.
Nachdenklich runzelt sie die Stirn, als sie angestrengt in ihrem momentan eher dürftigen Erinnerungsvermögen kramt. "...Das Pferd...mein Pferd...", beginnt sie und lässt die freien Fingerspitzen an einer Schläfe kreisen, während sie die Erinnerungsfetzen in Worte zu fassen versucht, "...Das Seitentor war schon zu...die Graue war direkt hinter uns...Jemand sass hinter mir auf meinem Pferd...ein junger Mann...weiss seinen Namen nicht- muss ihn unterwegs aufgegabelt haben, schätze ich...Wir sind hinter die Festung geritten und haben an der Mauer Schutz gesucht...Dann kam das Wasser und eine Weile lang nix...Das Nächste was ich sicher wieder weiss, ist dass wir wieder festen Boden unter den Füssen hatten und in die Festung gelangt sind- den Rest müsstet Ihr kennen, schätze ich...Welcher Tag? Äh...Samstag?" Sie ist gerade ziemlich durch den Wind.
Falk nickte langsam. Der verdacht des Heilkundigen war bestätigt. "Amira, es war Kyrillas, den Du bei Dir hattest. Du brauchst jetzt erst einmal viel Ruhe und solltest Dich gründlich ausschlafen. Ich, Falk, bin da, Liebes." er flocht seinen Namen ein, damit sie einen Anhaltspunkt hatte.
"Kyrillas?", echot sie, "Hm...Kann sein- ich bin mir nicht sicher. Zumindest schien er mich zu kennen...Ebenso wie Ihr...Falk..." Amira's Blick ruht forschend auf seinem Gesicht. Wieder ein angestrengt nachdenklicher Ausdruck auf ihren Zügen. "Eure Augen...Bitte verzeiht, doch irgendwie...Hm...seltsam...", fährt sie nachdenklich fort.
"Schlafen?", fragt Amira weiter und stemmt sich knurrend hoch, "Nee- viel zu viel zu tun. Habt Ihr gesehen, wie es da draussen aussieht? Die Verletzten? Die Trümmer? Meine Beine und Hände sind in Ordnung, also kann ich auch was tun." Dickköpfig wie eh und je.
Nachdem sie sich mit steifen Bewegungen in eine sitzende Position gebracht hatte, bekam sie grosse Augen, als sei ihr gerade etwas unheimlich Wichtiges wieder eingefallen. Forschend schiesst ihr Blick zu Falk, auch wenn sie die abrupte Kopfbewegung kurz darauf bereute. "Wo sind Meister Bakal und Sakkara?", sprudelt es aus ihr heraus, "Ein Mann mit schwarzen Haaren und dunklen Augen, einen guten Kopf grösser als ich und wohl etwas älter, als ihr und ein Pferd, ziemlich gross- so wie meines- mit dunklen Beinen und Langhaar und ansonstem fahlem Fell."