Kyrillas bleibt in würdevollem Abstand stehen. Es scheint ihm notwenig. Irgendwie hat er ein mulmieges Gefühl im Magen. Der Grabenkämpfer verharrt Still, dennoch gleitet sein Blick durch das von der Fackel belechtete Szenario
Alles in Allem sah der Raum sehr gleichmässig aus. Die Wände waren offebar von Menschenhand berbeitet, denn niemals wäre die Natur in der Lage gewesen, solch exakte und glatte Geraden und Flächen hervorzubringen. Die Feuer der Kerze und der Fackel zauberten ein warmes Licht und trugen mit ihren hervorgerufenen Schattenspielen zu einer ganz eigenen Atmosphäre bei. Nachdem Amira's Worte langsam verebbten, streckt sie leicht zitternd die linke Hand aus und legt aus ihrer knieenden Position heraus die Fingerspitzen ganz sanft auf den Rand des einzelnen Kästchens- wie alle anderen auch, war auch dieses verschlossen. Die senkt den Blick erneut und kämpft zusammengesunken sichtlich um Beherrschung, während ihr Daumen sacht über das kunstvoll geschnitzte Holz streichelt. Sie braucht einen Moment, bis sie sich wieder gefangen hat und den Blick hebt. nach wie vor knieend und damit Kyrillas den Rücken zugewandt, wischt sie sich kurz mit der rechten Hand über die Augen, ehe sie die Linke wieder von dem Kästchen nimmt...
Mit kontrollierten Bewegungen erhob sie sich schliesslich und verbeugte sich tief nahezu elegant vor der Niesche mit dem einzelnen Kästchen. Dann bewegte sie eine Hand über die Kerze , woraufhin die Flamme kleiner wurde und schliesslich ganz verlosch. Amira wendet sich daraufhin wieder Kyrillas zu. "Es tut mir leid, aber das musste gerade sein.", meint sie leise. Ihre Augen sind dunkel schimmernd und wirken um ein Vielfaches älter, als ihre Besitzerin eigentlich war. Alles in Allem wirkt Amira nun sehr ruhig und längst nicht mehr so nervös, wie zuvor. Eine Mischung aus Kälte und Stärke scheint sie zu umgeben.
Die Angesprochene nickt. "Ja.", antwortet sie mit rauher Stimme und dreht sich nochmals zu der Niesche um, ehe sie sich mit Kyrillas zusammen wieder auf den Weg in das verlassene Haus macht. "Leb' wohl.", raunte Amira beinahe tonlos über ihre Schulter und ein überraschend kalter Hauch umspielte sie und den Grabenkämpfer einen Moment lang, was Amira ein Lächeln entlockte, ehe sie mit dem Verschwinden des Phänomens wieder ernster wurde. "Packen wir's an.", meint sie gedämpft und geht abermals voran.
Sie war ihm dankbar, dass der Grabenkämpfer auf das Licht achtete, denn das absolut Letzte was Amira jetzt brauchen konnte, waren geblendete Augen vor denen Lichtpunkte tanzten.
Als sie wieder in dem Vorratskeller waren, verwischt Amira ihrer beider Spuren. Selbst das 'Schlüsselloch' der Geheimtür, welche die in die Krypta führte, kleisterte sie wieder mit Mörtel zu, indem sie das abgekratze Zeug mit ein paar Tropfen Wasser aus einem kleinen Fläschchen an ihrem Gürtel wieder geschmeidig machte. Beim Hinausgehen verwischt sie selbst ihrer beider Fussabdrücke im Staub- auch wenn es ohnehin nicht lang dauern würde, bis sie von selbst verschwunden wären. Wieder in dem verfallenen Innenhof angekommen, soltlen sie feststellen, dass es inzwischen stockfinster geworden war. Wie schon zuvor half Amira Kyrillas beim Überwinden der Mauer- wozu Trümmerteile doch gut sein konnten...
Kyrillas bewunderte wie geschickt Amira die Spuren ihrer Anwesenheit verwischte. Als sie drausen ihm Hof waren atmete er erst einaml tief ein, die kühlere Nachtluft tat gut. Dann gelangte er mit ihrer Hilfe wider über die Mauer. Noch immer fragte er sich was das ganze eigentlich war. Ein Familiengrab? Doch schwieg er darüber, sowas fragt e man nicht nach. Stattdessen meinet er
Sie nickte, rückte das weite Übergewand zurecht und steuerte dann den Viehmarkt an, damit sie die Pferde wieder abholen konnten. Die beiden Tiere standen halb dösend in dem umzäunten Bereich, wie sie sie verlassen hatten. Dhashur hebt den Kopf und brummelt ihnen entgegen, als er ihre Witterung auffing. Mit fliegenden Fingern befestigt sie wieder das Gepäck- schnallt die Taschen mit dem Verkaufserlös jedoch komplett auf Dhashur fest. Amira redet einen Moment lang beruhigend auf das grosse Pferd ein und reicht dann Kyrillas dessen Zügel, nachdem sie wieder in einer stillen Gasse waren. "Probier' mal bitte, ob Du aufsteigen kannst.", bat Amira den Grabenkämpfer und behält beide- sowohl Kyrillas, als auch das Pferd im Auge. Aufmerksam spielen die Ohren Dhashur's mal in Richtung Amira, mal zu Kyrillas. Mit grossen dunklen Augen blickt das Pferd den jungen Mann an und streckt im leise schnaubend den Kopf entgegen.
Der junge Mann streckt vorsichtig die Hand aus, sodas das Pferd daran schnuppern kann. Dann streichelt er das Tier. Erst als das "Begrüssungs Ritual" beendet ist, hält er sich am Sattelknauf fest und steigt auf.
Als er den fremden Reiter im Sattel spürt, legt der Dhashur einen Moment lang die Ohren an und wirft den Kopf hoch, doch als er die dazugehörige Stimme erkennt, wird er wieder ruhiger und schnaubt schliesslich ausgiebig. Amira lächelt. "Sehr gut.", lobt sie beide und steigt auf die Graue und schlägt dann den Weg zum möglichen 'Flutchttor' ein. In gemütlichem Schritt reitet sie neben dem Grabenkämpfer her und beobachtet Pferd und Reiter- allem Anschein nach akzeptierte ihr Pferd Kyrillas als Reiter. "Er ist es gewohnt, dass man mit ihm die Befehle im Zweifelsfall auch über die Stimme gibt.", erklärt Amira, "Kann manchmal schon nötig sein, wenn man selbst mehr damit beschäftigt ist, sich oben zu halten, statt ihn mit den Beinen zu lenken."
Amira lacht leise. "Keine Sorge- der passt schon auf Dich auf.", meint sie grinsend, "Nicht wahr, grosser Bruder?" Ein tiefes Brummeln von Dhashur und erneut ein leises Lachen von Amira. Grinsend schüttelt sie den Kopf. "Manchmal könnte ich schwören, er versteht, was ich sage."
Schon bald kamen sie wieder in de Randbezirke der Stadt, doch da es im Moment längst nicht so spät war wie bei ihrer Ankunft, trafen sie auch hier auf reichlich Menschen. So manches Mal mussten sie hintereinander reiten, um ihnen entgegenkommenden Wagen Platz zu machen. Ähnlich wie beim bereits bekannten Nordtor, gab es auch am Südtor eine Art Vorplatz, ehe die ersten Gebäude die Strassen säumten. In Sichtweite des Tores, vielleicht 20 Meter von den gewaltigen Flügeln entfernt, gab es eine Shisha-Bar mit offenem- soll heissen nicht umzäunten- Aussenbereich. Direkt daneben gab es wieder einen Brunnen mit Anbindemöglichkeit für die Pferde. Dort angekommen, bedeutet Amira Kyrillas mit unauffälligen Gesten abzusteigen. "Es reicht, wenn Du den Zügel nur einmal lose um den Balken wickelst- er kennt das so und wird nicht abhauen.", erklärt sie ihm vom Rücken der Grauen aus und deutet dann auf das Tor, "Jetzt ist gerade Wachwechsel- das machen sie in der Nacht alle drei Stunden. Wenn ich beim nächsten Wechsel nicht wieder hier bin, dann schau' bitte zu, dass Du wegkommst und sieh' nicht zurück- ich will Dich da nicht auch noch mit reinziehen."