Amira nickt. "Ich versuch's.", antwortet sie und will schon die Graue wenden, als sie dann doch zögert und sich nochmal Kyrillas zuwendet. "Falls doch etwas schief geht...Sag' bitte Falk, dass ich ihn liebe.", meint sie leise und treibt dann die Stute an, ohne eine Antwort abzuwarten.
Es dauerte nicht lang und sie war in der Ferne verschwunden. Die Zeit verging und schien sich ewig hinzuziehen...Schliesslich kam der Wachwechsel und von Amira noch keine Spur...
Kyrillas beobachtete den Wachwechsel und schaute sich um. Keine Spur - nichts. Er fluchte vor sich hin. Die Anweisung die sei gegeben hatte waren klar, aber auf der andern Seite...
Er ging zum Pferd, strich ihm über den Hals und stieg auf.
"Ich hasse es, verflucht..."
Langsam ritt er auf das Tor zu, noch immer in der Hoffnung das Amira gleich kommen würde.
Die Waffen des Grabenkämpfers waren alle geladen und bereit
Der grosse Dunkelbraune spürte die Nervosität des Grabenkämpfers und warf erneut den Kopf hoch, als dieser aufstieg. Einen Moment lang versuchte das Tier in die entgegengesetzte Richtung zum Tor zu drängen, gab das Vorhaben jedoch schnell wieder auf und steuerte mitsammt Reiter folgsam auf die grossen Torflügel zu- im Moment waren sie noch geöffnet, was sich mit dem nächsten Wachwechsel jedoch ändern sollte. Es würde Kyrillas nur schwerlich entgehen, dass das Pferd unter ihm gespannt war wie eine Feder und bereit war jederzeit loszuschnellen.
Kyrillas sollte das Tor nahezu passiert haben und vor sich bereits die nachtdunkle Weite der Wüste sehen können, als hinter ihm auf der Hauptstrasse ein regelrechter Tumult ausbrach. Das schnelle Stakkato donnernder Hufe war zu hören. Menschen sprangen bei Seite, als plötzlich ein Graues Pferd mitsammt Reiter hervorschoss. Tief über den Hals gebeugt und in den Steigbügeln stehend, würde er Amira erkennen können. Ihr Turban hatte sich zum Teil gelöst, sodass Stücke des Blauen Stoffes zusammen mit ihren Roten Haaren hinter ihr herflatterten. Sie näherte sich rasch...
Vom Lärm überrascht drehte sich Kyrillas im Sattel und um schaute zurück. Ein Gemisch aus erleichterung und FReude huschte über sein Gesicht. Er zog kurz an den Zügeln damit das Pferd stehen blieb, sodas er ,mitten im Tor stand, die Soldaten konnten - sovern sie es wollten das Tor schlecht schliesen. Falls es nötig wurde war er bereit das Geweher zu ziehen.
Je näher sie kam, desto eher wurde ersichtlich, dass ihr wohl mehrere Reiter folgten. Amira fixierte den Grabenkämpfer und ein Wort hallte in seinen Gedanken wider. "LAUF!"
Dhashur tänzelt nervös auf der Stelle und geht ein wenig mit der Vorhand in die Höhe, dabei leise wiehernd, auf das Kommando wartend- denn wenn es nach dem Pferd ginge, gäbe es längst Fersengeld...
Der Dunkelbraune wieherte schrill und stob durch das Tor davon- es war erstaunlich wie schnell das grosse Pferd schon nach wenigen Metern auf eine irrwitzige Geschwindigkeit kam. Die Wachen auf dem Tor hatten kaum Zeit zu reagieren, trotzdem nahmen sie die flüchtenden mit Armbrüsten unter Beschuss- vergeblich.
Der von Kyrillas abgegebene Schuss krachte über den Platz und in einen der Verfolger, welcher von seinem Pferd stürzte. Amira trieb die Graue bis zum Äussersten und jagdte im letzten Moment durch die sich schliessenden Torflügel dem Grabenkämpfer hinterher.
Dhashur wusste es. Zunächst sah es so aus, als würde er kopflos in die Nacht rennen, doch nach einiger Zeit wurde ersichtlich, dass er einen weiten Bogen in eine andere Richtung schlug. Der Wind würde Kyrillas die Tränen in die Augen treiben- nun würde er wohl wissen, was Amira an dem Tier fand. Das grosse Pferd rannte noch eine ganze Weile in seinem berauschenden Tempo weiter, eh es irgendwann von selbst wieder langsamer wurde, sodass Amira edlich aufschliessen konnte- denn die Graue hatte mit Reiter kaum eine Chance gehabt die vorgegebene Geschwindigkeit überhaupt zu erreichen, geschweige denn zu halten. Schwer atmend kam Amira neben Kyrillas. "Danke...", japste sie in der beinahe vollkommenen Dunkelheit atemlos, "Das war verdammt knapp...Trotzdem dürfen wir bis zu den Ruinen nicht anhalten und rasten...Unter keinen Umständen...Hier draussen sind wir leichte Beute..." Sie klang sehr gehetzt.
Kyrillas Augen tränten. Mit einer Hand versuchte er die Augen zu schüttzen und den Kragen hoch zu ziehen. Er lies das Pferd einfach gehen, es wusste was es tun musste.
"Keine Ursache....oke.."
Er sah sie nur kurz an, dann musste er husten vom sand
Wortlos reichte sie ihm eine Flasche von ihrem Gürtel- ihre Hand war bröselig von mittlerweile getrocknetem Blut. "Wasser.", meinte sie knapp, als er abermals husten musste, "Nimm' ein paar Schluck, dann wird es gleich besser."
"Ich fürchte ja.", antwortet sie ehrlich, "Es war eine Falle- sie haben offenbar gewusst, dass ich kommen würde. Und ja, es ist der selbe Matouf von damals- ich bin nicht nah genug an ihn rangekommen." Schnaubend gehen die Pfede nebeneinander her; dankbar für die kleine Atempause.