Schweigend betritt er mit ihr Seite an Seite das Gebäude und geht auf seinen Stock gestützt zielstrebig den Mittelgang fast bis zum Altar nach vorn. Ohne einen Schmerzenslaut von sich zu geben, geht er mit versteinerter Miene vorn auf ein Knie runter, wobei er das gesunde Linke am Boden aufstützt. Pip senkt den Blick und legt den Stock seitlich neben sich am Boden ab. So verharrt er in der Stille.
Fox setzte sich wie immer, nachdem sie eine Kerze entzündet hatte, auf den selben Platz seitlich in einer Bank und verharrte dort. Sie ließ Pip die Stille und die Zwiesprache mit dem toten Freund.
Minutenlang blieb er in dieser Position, ehe er wieder aufstehen wollte. Pip stützte sich auf seinen Stock und wäre beim ersten Anlauf um ein Haar gestürzt, als das kaputte Bein nachgab und der Stock auf dem verhältnismässig glatten Boden wegrutschte, als er sich mit dem ganzen Gewicht darauf stützen musste. Schliesslich kam er doch irgendwie wieder hoch und gesellte sich mit versteinerter Miene zu Fox auf die Bank, nachdem er ebenfalls mit zitternder Hand eine Kerze entzündet hatte. Sein starrer Blick war auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne gerichtet. So hatte sie ihn noch nie erlebt...
Schweigend lehnt er seinen Kopf an Fox an; unendlich dankbar, dass sie da war und ihm diesen Halt geben konnte, den er jetzt so dringend brauchte. Stumm presst Pip die Lippen aufeinander, als seine Augen auf einmal feucht werden und er seiner Trauer nun endlich freien Lauf lässt...
Sie hatte geahnt, dass es so kommen würde. Fox hielt ihn fest, strich ihm durch den nacken, als sie seine Tränen spürte. Sie sagte nichts, war einfach da. Vieleicht würde ihm später das Gespräch mit der Priesterin helfen.
Pip schloss die Augen und zwang sich, eine ruhige Atmung beizubehalten. Inzwischen hatte sich die Tür erneut geöffnet und Blake war lautlos hereingeschlüpft. Ebenso wie Pip zuvor ging er bis nach vorn und auf ein Knie runter, ehe auch er eine Kerze entzündete. Mit tiefer Trauer im Blick ging er an Pip und Fox vorbei und nahm drei Reihen hinter ihnen Platz.
Fox sah ihm nach und schloss die Augen. Warum musste alles so schwer sein? Warum durfte ein Freund nicht ein Freund sein und bleiben? Sie hielt Pip und hätte das Selbe gern für Blake getan.
Blake sass hinter ihnen und hatte ganz ähnliche Gedanken. Gern wäre er vernünftig für Pip da gewesen, wie er es verdienen würde, doch seine momentane Situation liess das einfach nicht zu. Er schloss die Augen und faltete die Hände. Stumm betete er dafür, dass der Vergangene nun in einer besseren Welt weilte und dass alles gut ausgehen möge.
Pip schluckt schwer und wischt sich mit einer Hand über die Augen. Blake hatte Recht, die Wege des Schicksals waren nicht immer schön und fair, doch es gab Dinge, die passieren einfach, ohne dass man was dagegen tun konnte, egal wie sehr man sich anstrengte. "...Ich danke Dir...", raunt er leise zu Fox.
Fox haftete bei dieser Nähe und im geschlossenen Raum ein leichter Geruch nach Pulver und Chemikalien an. "Ich bin immer für Euch da", sagte sie leise, aber so gut hörbar, dass auch Blake es mitbekommen konnte.
Und der hatte verdammt gute Ohren. Dankbarkeit stand in seinem Blick, als sie das sagte und er hoffte, dass er eines Tages auch hier bleiben durfte. In seinem Kopf begann sich bereits ein Plan zu formen, dies zu realisieren; doch er würde dafür den rechten Moment abwarten müssen...Die Zeit würde zeigen, ob er Erfolg haben würde...
Pip sah die Frau an seiner Seite dankbar an, denn dies bedeutete ihm unheimlich viel. Wortlos küsste er sie auf die Stirn.
"Nichts ist schlimmer, als Freunde zu verlieren..." sagte sie leise und ganz bewußt zweideutig. "Aber es ist gut, auch in den Schatten der Nacht keine Angst haben zu müssen, denn die Sterne leuchten immer, auch wenn man sie manchmal nicht sieht." Mehr konnte sie Blake nicht sagen, obwohl sie ihn am liebsten nochmals in die Arme geschlossen hätte.
Der Grünäugige vernahm die leise Botschaft und schloss verstehend und dankend kurz die Augen. "Möge Morrow für alle Zeit seine schützende Hand über Euch halten...", raunt er leise. Kurz darauf erhob er sich, da er wusste, dass er nicht ewig hier drin bleiben konnte. Draussen wurde er bereits erwartet- man liess Viele hier frei rumlaufen, aber keinesfalls jemanden, der augenscheinlich zu Stryker gehörte.
Pip sah ihm hinterher, als er das Gebäude veliess. Er wusste nicht, was die Zukunft bringen würde, doch er war sich sicher, dass Blake nicht kampflos aufgeben würde...