Aufmerksam sah Blake hin und wirkte mehr überrascht, als schockiert, wie man es wohl eher erwartet hätte; doch obwohl es 'nur' ein Bild war, wurde der Griff um ihre Schulter einen Moment lang fester...
Sirgal zeigte ihm auch, dass sie unversehrt davon kam. Wie sie sich fassungslos abwandte als das Tor erlosch, durch dass sie ihn gestoßen hatte, wie sie Minutenlang stillstand und ins Leere starrte, unfähig, den Dolch loszulassen oder auch nur die gebrochenen Finger zu bewegen. Wie sie ganz langsam losging und immer wieder in die Knie brach, bis Allister und Viktor sie zwischen sich nahmen und zum singen trieben, was sie noch etwas länger aufrecht hielt... wie sie zu der Kaiserin kamen, die sich vor ihnen verneigte und Sirgal fast in Tränen ausbrach. Das letzte Bild war der Blick auf die blinden Augen eines Sehers, und ein gefühl von Angst.
"Wer war er?", fragte er leise und meinte damit nicht nur Inat, sondern auch den blinden Seher, als dieser ihn unwillkürlich an Sirgal's Augen erinnerte, als sie Erinnerung an das Schloss hochgekommen war.
"Inat Laronn ist kupferner Kriegsherr der ersten Welt - ein gnadenloser Unterdrücker, der eine blutige Spur durch das ganze land zog und die Völker gnadenlos unterjochte." Sie wusste nicht, dass er den Seher meinte.
"Halim... Seher vom Licht der Wahrheit. Er erste, der vom goldenen Kind gerettet wurde..." sagte Sirgal leise und es tauchte erneut eine Szene auf, wo viele an einem Tisch saßen, Halim an dessen Kopf. Doch Sirgal zeigte Blake außer sich selbst und dem Blinden seher nicht, wer dort noch saß. Es waren viele - bald zehn an der zahl. Rotgelbe Wappenröcke waren kurz zu sehen, ein dunkler Filzhut, eine gold verzierte Rüstung, eine tiefschwarze - doch niemals ein Gesicht.
"Er.. trug uns etwas auf, das so ungeheurlich ist... ich..." wieder war da blanke Furcht und ein ungeahnter Schmerz. "Es geschehen Dinge, Blake, die uns vernichten können... die Welten treiben aufeinander zu, vermischen sich... wenn ... wenn es dazu kommt... werde ich vergehen."
Und es entstand ein Bild, dass Sirgal sah, ein Blick in eine noch nicht geschriebene Zukunft, als das Bild einer Frau mit langem Zopf und spitzen Ohren, mit Silberschmuck im Haar, die ganz in Erdtöne gekleidet war, und deren Gesichtszüge trotz der Elfischen gestalt Sirgal unglaublich ähnlich waren, mit Sirgal verschmolz. Ein Aufschrei von unendlichem Schmerz hallte durch ihr Bewußtsein, bevor sich beide einfach auflösten und Nichts zurückblieb. Einfach gar nichts. Bilder verschwanden - Seiten eines Buches waren plötzlich leer...
Sirgal keuchte - auch im Außen und krümmte sich tief über Blake, auf dessen Rücken ihre Hände lagen.
Er hörte aufmerksam zu und betrachtete das Bild, auf welches sie ihm einen Blick gewährte. Ein kalter Schauer kroch bei ihren Ausführungen sein Rückgrat hoch und sowohl Schmerz als auch Schrei übertrugen sich bei der momentan sehr engen Verbindung auf Blake...Keuchend riss sich der Grünäugige zusammen und suchte Sirgal's Blick. Als er ihrer abermals weissen Augen gewahr wurde, wurde er ganz ruhig. Blake kam ganz dicht zu ihr, sodass sie sich seiner schützenden Nähe ganz gewiss sein konnte. "Was siehst Du?", fragt er sanft und leise.
Im Aussen wand er sich wie unter Schmerzen, hektischer Atem, rasendes Herz...
Stockend und leise berichtete sie ihm, was geschehen würde, wenn die Welten wirklich aufeinander trafen - und zeigte ihm so das qualvolle Ende der alten Seelen. Sie zeigte ihm ein großes Buch, dessen Schrift und Bilder plötzlich verblassten und dann das Bild in Allisters Büro. Der Ort, an dem sie dort stand, wurde heller und war einen Moment später einfach leer.
Blankes Entsetzen und der Schmerz standen Sirgal im Gesicht.
Mit zitternder Hand suchte er näheren Kontakt, als er Sirgal ganz sanft über die Wange streichelte. "Das darf und wird nicht geschehen.", sagte er ganz leise und eindringlich, als sei er fest davon überzeugt- was er ja auch war, "Du kannst mir alles antun- mich sogar töten, wenn es sein muss, doch bitte...Du darfst nicht verschwinden, Sirgal...Alles nur nicht das..."
"Wir müssen... DIESE Welt retten... nicht die Erste. Unsere Welt wird vergehen, wenn wir nichts tun. Sie werden sie einfach einnehmen und der Kupferne wird sich nicht auf die Inseln beschränken... Wir sind doch schon so lange tot..." stammelte sie.
"Ich... ich weiß es doch selbst nicht... so viel ist geschehen..." Zitternd lag sie in seinem Arm - und diesmal lag die Last zweier Welten auf ihren Schultern.
"Was ist geschehen?", fragte Blake sanft und die Umgebung änderte sich schlagartig. Ein gemütliches Heim. Und ein weiches Bett, in welchem er sie behutsam ablegte und zudeckte, ehe er ganz dicht zu ihr kam und Sirgal wieder in die Arme schloss. "Manchmal hilft es, wenn man über die Dinge spricht...", meinte er leise und strich ihr sanft über das Haar.
Sie sah es noch nicht, doch das weiche Bett war eindeutig. Zitternd lag sie in Blakes Arm.
"Seit drei jahren hat es den Anschein, dass die Welten aufeinender zutreiben und miteinander kollidieren. Ich habe von Anfang an immer wieder gewarnt, dass es Risse gibt, dass Dinge hier sind, die niemals hier sein dürften. Allein Dargass..." Sie erzählte vom König allen Wandels, und dass er sie freundlcih "beute" genannt hatte - vor erst ein paar Wochen.
Schweigend hörte Blake ihr zu und liess den sanften dichten Kontakt nicht abreissen. Es machte ihn sehr betroffen, was er da zu hören bekam und mit einem Mal kam er sich so dermassen klein und unbeudetend vor, dass er kaum wusste, was er erwiedern könnte. "Gibt es Möglichkeiten diese Entwicklung zu...hm...korrigieren?", fragt er schliesslich leise.