Blake beruhigt sich nur langsam. Er würde sie schützen, egal wovor und egal was das für ihn bedeutet... "Es ist nur eine alte Geschichte- ich erzähle sie Dir bei Gelegenheit.", meinte er mit noch leicht angespannter Stimme und weicht ihr nicht von der Seite. "Seit wann ist das so?", fragt er leise und streichelt sie wieder beruhigend...
"Seit ein paar Wochen. Genauer, seit der Reise in die Drachenlande. Es geschehen immer wieder sonderbare Dinge dort. In der ersten, wie in der zweiten Welt."
Sirgal wandte ihm den noch trüben Blick zu, doch in ihren Augen zeichneten sich bereits wieder matte Umrisse der Iriden ab.
Dann erzählte sie ihm, was vorgefallen war. Wie Allister zu ihr kam, als es Lorrinde so schlecht ging - wie der Sidhe dazukam, sie um Hilfe gebeten hatte. Wie sie schließlich zu dem Likeur griff und ihn trank - wie sie Bilder sah und den Fey besserv erstand, ja sogar etwas wie Achtung vor ihm hatte. Wie Allister zu ihr kam und von den alten zeiten sprach... sie erzählte Blake auch, dass der Graue sie schon so viele tausend Jahre immer wieder an seine Seite rief... Sirgal erzählte lange. Und langsam klärte sich ihr Blick, sah sie wieder normal. Sie hob die dunklen Augen zu Blake. "Dae, ich betrachte es als ein ganz besonderes geschenk, Dich kennengelernt zu haben..."
Schweigend hatte Blake zugehört und war im ersten Moment ein wenig überfahren von all den Informationen, die sie ihm gab. Doch es stand kein Unverständnis in seinem Blick, als sie aufsah; vielmehr eine Mischung aus Bewunderung und eine Art von Trauer. Es musste unheimlich schwer sein, immer wieder einen derartigen Dienst zu tun...vor Allem aber jedes Mal auf's Neue die Erkenntnis zu erlangen, dass das Alles praktisch schonmal dagewesen ist und vermutlich nicht das letzte Mal gewesen sein wird...
Der Grünäugige rang sich bei ihrer letzten Aussage ein Lächeln ab. "Ich danke Dir für Dein Vertrauen und Alles, was Du für mich getan hast.", entgegnet er mit sanfter Stimme, "Deine Offenheit und Dein Wesen ehren Dich auf's Höchste." Blake überlegte nicht lang. Nun war er am Zug. Sacht griff er nach ihrer Hand, als er ihr das folgende Angebot machte. "Nun habe ich eine ganze Menge über Dich erfahren...", fand er ruhig und schaut sie aufmerksam an, "...Was möchtest Du von mir wissen?" Mit einem sanften Lächeln fügt er hinzu: "Dir steht hier jede Tür offen..."
"Du fragst Dich vielleicht, woher meine Kraft stammt...", fand er leise und die Umgebung änderte sich, als er auf seine magische Quelle anspielt und ihm in den Sinn kommt, wie fasziniert Sirgal dreingeschaut hatte, als er sie dorthin geführt hatte. Nun sassen sie bequem auf einem Pier bei diversen Landungsbrücken. Die geschäftig umherlaufenden Leute nahmen die beiden offenbar nicht wahr. "Schau dort...", bat er sie und hob in einer seichten Geste eine Hand und wiess auf ein langsam näherkommendes Schaufelschiff mit einem Mann vorn im Bug. Vielleicht erinnerte Sirgal sich an die Sturmruferin in Neu Igraine, welche mit ihrer Magie die See geglättet hatte, als man die Botin nach dem Schiffsunglück aus dem eiskalten Wasser gefischt hatte...Der Mann im Bug sah Blake ziemlich ähnlich...oder vielmehr er ihm...Auch wenn die Gesichtszüge leicht verschwommen waren... "Bitte verzeih...", bat der Grünäugige sie leise, "Doch ich erinnere mich nicht mehr genau an sein Gesicht..."
Blake nickte und hielt den Blick auf die Gestalt im Bug gerichtet, ehe das Bild langsam verwischte. "Er war ein Sturmrufer im Dienste der Krone.", erklärt er leise, "Eines Tages kam sein Schiff nicht zurück. SIe haben bis auf ein paar Wrackteile nichts gefunden. Ich war fast 4."
Er zeigte ihr ein weiteres Bild, wobei sie beide auf einer Treppe in einem Wohnhaus sassen und von dort auf die Szene blickten. An einem Esstisch sass eine etwas kleinere Frau mit Hellbraunem Haar und eben jenen Augen, wie auch Blake sie besass. Die Frau putzte hingebungsvoll eine Pistole mit dunklem Holz, Silbernen Einlagen und einem im Griff eingelassenen Amethyst. Blake führte Sirgal näher heran, sodass diese mehr Einzelheiten würde sehen können. "Sie stammte aus Lael.", erklärt Blake und deutet auf die Waffe in den Händen der Frau, "Sie war einst ein Gunmage vom dortigen Orden der Amethystrose."
Sirgal hatte einen Arm um Blakes Taille gelegt - und dachte grade, wie es die Eltern wohl freuen würde, ihren Sohn so zu sehen, mit einer Frau im Arm...
Die Waffe kam ihr sonderbar bekannt vor.
Blake war also Sohn von zwei höchstbegabten Magiern... Gunmage und Sturmrufer. Zu was für Höchstleistungen er im Notfall wohl fähig war? Sie wagte kaum, sich vorzustellen, was passiert wäre, wenn er die Testperson gewesen wäre. Was, wenn er versehentlich auf das, was in ihm ruhte, zugegrifffen hätte?
Es war zwar nicht jene seiner Pistolen, welche sie verletzt hatte, doch die zweite Waffe, welche Blake nach wie vor führte. "Sie folgte ihm ein knappes halbes Jahr später...", kam es leise von Blake, als auch dieses Bild verwischte und das neue Bild, welches Gestalt annahm, war ganz eindeutig in einer Hafenstadt, wenn auch in einem ganz offensichtlich besseren Stadtteil. Nun standen sie vor einem grossen Haus, einer Art Villa. Die wirkte auf den ersten Blick dunkel und kalt, doch der äussere Schein trog. Blake führte Sirgal durch die offene Eingangstür hinein und drinnen wirkte es warm und freundlich. Er führte sie durch die Eingangshalle ein einen Salon, wo an einem grossen Flügel eine Frau unbestimmten Alters sass und das Instrument zum klingen brachte..."Darf ich vorstellen? Tante Sue.", meinte Blake und machte eine seichte Geste in Richtung der Dame...
Sirgal ging schweigend mit ihm durch sein Leben. Diese Frau schien die zu sein, die ihm die Liebe zur Musik nahgebracht hatte, vermutete die Legendenweberin. Wieder stand Sirgal dicht an Blake angelehnt, und sah zu, was er ihr zeigte.
Sirgal vermutete richtig. "Sie hat auch versucht mir das Klavier näher zu bringen, och mit der alten Violine dort-", er führte sie zu einem mit Samt ausgelegtem Glaskasten, in welchem das Intrument ruhte und dessen Klang sie bereits gehört hatte, "-kam ich auf Anheib viel besser zurecht." Blake lachte leise, als eine bestimmte Erinnerung wieder hochkam und das Bild sie wie einen Film abspielte, als der Grünäugige erzählte. "Einmal waren Pip und Charly zu Besuch und Pip meinte, dass das Klavierspielen doch garnicht so schwer sein kann, wie ich immer behauptet habe. Da hat er angefangen auf dem alten Teil herumzuklipmern- krumm und schief. Als dann Tante Sue mit einem mal in der Tür stand, dachte wir, jetzt gibt es ein Donnerwetter, doch statt uns auszuschimpfen, hatte sie gemeint, dass wenn er schon spielen will, er es gefälligst vernüftig lernen sollte. Von dem Tag an hat sie Pip und mich zeitglich unterrichtet- mich an der Violine und ihn am Klavier. Du müsstest Pip mal spielen hören- er ist ziemlich gut. Charly ist damals davogekommen- Tante Sue war irgendwie vernarrt in ihn; ausserdem hatte er eh einen Bonus, weil er der Jüngste von uns dreien war...Wir waren damals sieben oder acht- ich weiss es nicht mehr genau..."