Er schaut kurz auf den Verletzten, welcher nach wie vor unverändert auf dem Rücken lag und friedlich und fest schlief. "Er ist doch stabil, oder?", versichert sich Charly und steht mit halb offenem Hemd auf.
"Ja - allerdings. Sonst würde ich nicht hier mit Euch Tee trinken." Auch Sirgal erhob sich, stellte aber eine Klangschale auf den Boden neben Blakes hand, so dass er nur die Finger würde bewegen müssen, um ein Geräusch zu machen. Sie tat das eher zu Charlies Beruhigung, als dass Blake es brauchen würde.
Dann bat sie den Mann in eine Nebenzimmer, dass einen Tisch in der Mitte und eine Arbeitsplatte unter dem Fenster hatte. Wie zu hause in Gullminne standen auch hier fein säuberlich beschriftete unmengen von Flaschen in einer Vitrine und über dem Fenster hingen getrocknete Pflanzenbündel. Es duftete nach Kräutern.
Es würde für sirgal bequemer sein - auch wenn sie hier noch nie jemanden versorgt hatte. Dennoch fragte sie ihn: "Möchtet ihr Euch setzen oder lieber hinlegen?"
"Was für Sie bequemer ist, Ma'm.", meinte er und zog sich dann das Hemd über den Kopf hin aus, wobei schnell ersichtlich wurde, warum er sich dabei so umständlich bewegte. Eine noch recht frisch anmutende Naht zog sich einmal von oben nach unten über dem gesamten Brustbein entlang- allem Anschein nach hatte man Charly gleich den ganzen Brustkorb geöffnet, um die Kugel entfernen zu können...
Sie studierte seine Bewegungen und legte eine Lederbezogene Matte, die dick gepolstert war, auf den Tisch und deckte sie mit einem sauberen Laken ab. Für den Kopf lag ein ebenso Lederbezogenes Kissen bereit. "Dann seid so gut und legt Euch hin, damit ich mir das ansehen kann. Langsam. Niemand treibt Euch... wir haben alle Zeit der Welt."
Charly tat wie ihm geheissen und legte sich lang auf den Rücken auf den vorbereiteten Tisch. Er bewegte sich- besonders beim Hinlegen selbst- sehr vorsichtig, da es ihm schon noch etwas weh tat, wenn er die Arme zu weit nach hinten nahm. Als er dann lag, schaut er aufmerksam nach Sirgal. "Und jetzt?"
Sie lächelte und berührte seine Schulter. "Das habe ich nicht vor. Keine Sorge." Sie kam etwas näher und musterte die Naht, die man da fabriziert hatte...
Er blieb ruhig liegen, als sie ihn berührte und hielt still.
Die Fäden waren tatsächlich erst vor Kurzem entfernt worden, wie die noch leicht wulstigen Ränder der Wunde zeigten. An und für sich schien die Naht stabil zu sein, auch wenn man sehen konnte, dass da mehr als einmal dran rumgeschnippelt wurde- im Feldlazarett hatte man mehr Flickwerk betrieben, erst in Orven hatte man sich dessen mit grösserer Sorgfalt angenommen. Auch waren noch ein Teil der Löchlein zu erkennen, aus welchem noch vor Kurzem die Drahtenden herausgeragt haben mussten, welche das bei der Op zersägte Brustbein zusammengehalten hatten, bis es wieder genug Eigenstabilität hatte...
Sirgal fuhr, da die Wunde nicht mehr abgedeckt gewesen war, sacht mit den Fingerspitzen darüber und spürte Verärtungen oder Flüssigkeitsansammlungen in oder unter der Haut nach.
Nur im unteren Bereich war die Naht auf einer Länge von etwa 3 Zentimetern leicht gewölbt und ein wenig warm, ansonsten war Alles wie es sein sollte. Charly zuckte leicht, als Sirgal in jenen Bereich kam. "Da hat es gestern noch ein wenig gesuppt.", meinte er.
Sirgal ahnte etwas. "Ich werde das erst einmal säubern. Keine Sorge, dabei passiert nichts. Nur bevor ich mir das da unten ansehe, wollen wir mal für gute Grundbedingungen sorgen." Sie war es gewohnt, zu erklären, was sie vorhatte.
Sirgal wandte sich ab und mischte in einer Schale einen frisch riechenden Kräuterabsud mit einem gelbbraunen Pulver, das metallisch roch und seihte es durch ein Tuch. "Ich hole nur grade warmes Wasser." Sie deckte Charly mit einer bereitliegenden Decke zu. "Bin sofort zurück..."