Als sie das Tuch endlich los war, sah Sirgal sich um. Der metallische Geruch hatte ihr bereits von dem Blut verraten, bevor sie es sah. Sie konnte keine Wache sehen, darum wälzte sie sich herum und zog die Beine an, kam auf die Knie hoch - und musste erst einmal so bleiben, bis der Schwindel verging. Der Geruch verursachte ihr Übelkeit. Sirgal versuchte herauszufinden, woher das Wimmern kam.
Sirgal besah sich zunächst Boden und Wände. Was war das für ein Material? Stein? Was für welcher? Sie konnte sich nicht erinnern, dass es in Gullminne ein solches Verlies gab. Sie suchte nach scharfkantigen Bruchstücken.
Es war 'normaler' Bruchstein, schon mit etwas Moos bewachsen. Der Boden war ebenso mit Stein versehen, darunter sehr lehmhaltiger Boden. Sicher gab es scharfe Kanten, es war eben Bruchstein.
Die Hände frei zu bekommen war das nächste Ziel. Sirgal suchte sich eine Kante in passender Höhe und stellte sich mit dem Rücken zur Wand davor. Sie begann, die Fessel in mühevoller und ermüdender Kleinarbeit zu zerreiben.
Niemand hinderte Sirgal daran. Plötzlich war draußen vor ihrer Zellentür ein Heiden geschrei. Es waren Schmerzensschreie, die einfach nur widerlich waren.
Rhun lachte dunkel. "Dickschädel" Und weiter gings zur Hauptstadt.
Mit einem leisen Geräusch riß die Fessel und sirgal verscuhte die Hände auf die Ohren zu legen, doch die Schultern schmerzten nach der langen Ruhigstellung so, dass es ihr nicht gelang. Mit einem gequälten Geräusch senkte sie den Kopf und sprach ein leises Gebet zu ihrem grauen Herrn für den Versehrten.
Sirgal dachte im Moment nicht viel über ihre eigene Lage nach. Sie schwor sich nur, gut acht zu geben, denn um nichts in der Welt wollte sie das Kind gefährden, dass sie trug. Außerdem war sie bestrebt, einen Weg hier heraus zu finden - denn sie wollte doch nur ihren alten Freund Aly'Triss wiedersehen. Erfuhr der jedoch, was passiert war, würde er - wie und wen auch immer - beauftragen ihr höchst persönlich den Allerwertesten zu versohlen, da war sie sich sicher.
Rhun duckte sich so tief es ging, sagte aber nichts dazu. Er dachte sich lediglich ein 'Drecksack'. Gullminne kam bereits in Sicht.
Also zwischen den Gittern passte Sirgal nicht durch. Schritte kamen auf die Tür zu, und wenig später drehte sich ein Schlüssel im Schloss. Langsam wurde die Zellentür geöffnet.
Eine Druchii betrat den Raum, sah die zerschnittenen Fesseln und schmunzelte. "Botin, hm?" Sie verschränkte die Arme. "Warum versteckst du dich, Mensch?"