Er wollte gerade zum Hieb ausholen, als er das Kommando der Heermeisterin hörte, aber zum Abbremsen war es zu spät. Aber er kam nicht dazu, den Hieb ins Ziel zu bringen: Die Angreiferin drehte sich um, und auf einmal wurde er geblendet. Es brannte wie das Licht der sonne in seinen Augen. Er kniff sie zu, taumelte zurück und liess dabei sein Schwert fallen. Und selbst, als dieser Lichtblitz vorbei war, konnte er immer noch nichts sehen. Während er blind taumelte, fluchte er unentwegt auf Deshineth. Auf jedenfall war er jetzt Kampfunfähig.
Cyrgaya wartete. Die Spitzen ihrer Klingen waren zu Boden gerichtet, aber jederzeit bereit, sich wieder in Bewegung zu setzen. Die Atmung der Alten hatte sich kaum verändert, die Hände zitterten nicht und hielten die Griffe der Schwerter leicht wie Vogelküken in den Händen.
Die Reste des Tageslichtes brachen sich auf den Schuppen ihres Gesichtes. Die langen dunklen und von weißen Strähnen durchzogenen Haare fielen ihr leicht und offen auf die Schultern. Die tiefe verletzung ihrer Stirn hatte sich nicht verändert - doch die kleinen Hörner auf der Stirn machten die Abstammung noch deutlicher. Dunkle Hände mit knochigen Fingern hielten golden schimmerne Klingen, der aus Goldbrokat gefertigte Rockschoß blähte sich leicht im sanften Abendwind. Trotz aller Kampfbereitschaft strahlte sie Ruhe aus.
Tha'Risha griff an. Das denken hörte auf und sie ließ ihren Instinkten freien Lauf. Das, was ihr früher im Weg stand, sorgte dafür, dass sie weiter kraftvoll auf Cyrgaya einschlug.
Seine Augen schmerzten immer noch. Erst langsam und allmählich kam sein Augenlicht zurück. Halbblind tastete er nach seiner Klinge. Aber er würde nicht eingreifen, der Befehl war zwar kurz, aber klar. nur, wenn die Heermeisterin es anordnete, würde er erneut eingreifen. Aber anscheinend hatte sie alles im griff.
Die Alte riß fließend die Klingen hoch und parierte aus ebensolchem Instinkt. Gelegentlich machte sie Bewegungen, als ob sie andere Körperteile einsetzen wollte - wandte Tha'Risha halb die Flanke zu und sah kurz über die Schulter... ein uralter Reflex, den sie nie ablegen würde. Langam ließ sie Tha'Risha immer näher an sich heran, drehte sich zum Teil so, dass sie ihr den Arm streifen konnte...
Mit einem seitlichen Tritt gab sie dem auf dem Boden liegenden Schwert einen Schubs, so dass es vor Mindorls Füpße schlitterte. So war es aus dem Weg - und der Soldat würde sich sicherer fühlen.
Sie konnte es einfach nicht. So sehr auch ihre Stimmung ihren Geist vernebelte, so mächtig war die Präsenz dieser tiefen Verbindung zwischen ihr und dem Drachen. "Hör auf mit mir zu spielen...!" Es klang fast flehend, aber dennoch trotzig und bestimmt.
Ihr Gesicht zeigte völliges Unverständnis. Tha'Risha hielt mitten in der Bewegung inne und zögerte einen Moment. Kopfschüttelnd warf sie Cyrgaya die Klinge vor die Füße. "Du weißt genau, dass ich das nicht kann!" Dann drehte sie sich rum und ging in Richtung des Hauses.
Er konnte langsam wieder sehen. Und er spürte seine Klinge an seinen Stiefeln. Also griff er danach. Immer noch fluchend. Das geschehen konnte er nur akutstisch verfolgen. Am meissten ärgerte er sich über sich selbst.
Mit einer weichen Bewegung ließ sie ihre Beiden Klingen in der Halterung auf dem Rücken verschwinden und hob Tha'Rishas Klinge auf.
Dann wandte sie sich dem Soldaten zu und fragte: "Ich hoffe, ich habe Dich nicht zu sehr verletzt, mein Junge?" Sie hob auch sein Schwert auf und gab es ihm. "Gedämpftes Licht und eine kühle Kompresse werden die Beschwerden binnen einer Stunde beenden. Sollte es Probleme geben, wende Dich erneut an mich." Mit diesen Worten wandte sie sich ab und folgte Tha'Risha in das Gasthaus zurück.
"Geht es Dir jetzt besser?" war die ruhige Nachfrage, als sie ihr das Schwert reichte.
Jetzt war er doch etwas überrascht. Auf die erste Frage kam nur ein kurzes "Nau", aber nicht wie sonst in seinem knappen, militärischen Ton, sondern in einem überraschten Tonfall. Auf den Rest nickte er nur. Seine verblüffung kannte wirklich keine Grenzen, aber er versuchte, sie so gut es ging, zu verbergen. "Bella'dos" sagte er nur noch, als ihm Cyrgaya seine Klinge wiedergab. um sie in den Schwerthalter zu stecken, brauchte er kein Augenlicht. Das konnte er wirklich blind.