Ruhig und ohne den Blick zur Seite zu wenden, betrat der Krieger den Altarraum und schritt nach vorn bis zum Altar. Dort ließ er sich auf ein knie nieder und senkte das Haupt, Ry'Kah den entblösten Nacken preisgebend. "Malla Ilharess," sprach er mit dunkler, klarer Stimme, "Ihr wünschtet mich zu sehen?"
Aun'Nar war still gefolgt und hatte sich in den Schatten an der Wand gestellt. Aufmerksam beobachtete er, was hier geschah.
"Nau..." sagte sie leise. In Tha'Risha geschah etwas, sie spürte, wie ihr die Knie weich wurden, ihr die Kraft geraubt wurde. "Wie kannst du nur..." sagte sie ungläubig.
Ry'Kah sah Tha'Risha an. Dann sagte sie: "Xas, mein lieber. Du, Vater dieses Kindes, wurdest ebenso gerufen, wie die Mutter, um dem Ritual des Kindes beizuwohnen, das sie der Göttin zum Geschenk macht."
Mit entsetztem Gesichtsausdruck sah sie Ry'Kah an. "Wenn du Blut vergießen musst, dann nimm meins..." Sie schrie nicht, sondern sie sprach ruhig und gefasst.
"Ich bin Euer treuer Diener, malla Ilharess. Wie kann ich meinen Dienst an Eurer Seite tun?"
Khyl'Lian hatte die Worte Tha'Rishas sehr wohl vernommen. Er hatte es sich gestattet, die Augen für Sekunden zu schließen, um sich innerlich zu wappnen, bevor er jetzt die Frage stellte.
Jhan'afay verlieh den Worten der Jabbress Nachdruck, in dem sie ihren Griff verstärkte und flüsterte :"Komm, gib ihr einen Grund, damit ich handeln kann..."
Tha'Risha ignorierte die Sargtlin und sah Ry'Kah an. Sie schwieg und schaute zu Boden. Sie konnte das nicht mitansehen.
Khyl'Lian jedoch sah es nur zu gut, das Zittern, zumal Ry'Kahs Hand direkt vor seinem Gesicht war. Er zog den langen, schlanken und sehr scharfen Dolch und legte ihn Ry'Kah in die Hand. Dabei umschloss er Ihre Finger mit seinen warmen Händen und sah ihr für einen Moment in die Augen. Was er dort sah, ließ ihn die Stirn runzeln. Was war geschehen?
Jhan'afay griff mit einer Hand in Tha'Rishas Haare und zog daran, so dass sie aufsehen musste. "Du willst doch nicht das beste verpassen, oder?" Sie grinste widerlich.
Ein drohender Blick von Ry'Kah traf Jhan'Afay. Dieser Blick machte deutlich, dass sie beide später noch ein kleines, ganz privates Treffen haben würden - und diesmal würde die Sargtlin nicht so gimpflich davon kommen.
Ry'Kah nahm den Dolch von Khyl'Lian an und hob ihn mit beiden Händen über den Kopf. "Große Mutter - hier der Dolch des Vaters, gegeben, um dem Kind Ehre zu erweisen. Nimm dieses erste Ofer ..." Die Klinge senkte sich und Ry'Kah machte eínen Schnitt in ihr eigenes Handgelenk, ließ ihr Blut in die Schale auf dem Altar fließen. Es war so warm, dass sich auf dem Silber der Schale ein dampfendes Kondensat bildete. Eigentlich zu warm... Aber Ry'Kah beachtete es nicht. Sie wusste schließlich, woher diese Hitze kam. Aber die Priesterin merkte auch, dass ihre Kräfte nicht unendlich waren. Sie sprach ein leises Gebet.