Nun war es an der Zeit, die Wunde zu säubern. Sirgal neutralisierte die Reste des Giftes zunächst mit dem selben grauen Pulver, dass sie schon bei Aly'Triss verwandt hatte, dann spülte sie die Wunde großzügig aus. Langsam nähte sie den Schuss, streckte immer mal den Rücken zwischendurch. Langsam ging ihr die Arbeit an die Substanz. Schließlich schloss sie die Wunde und legte einen Verband an. "Ich will sehen, ob sie noch auf das Gift reagiert..." Die Botin legte Tha'Risha die Hände auf Brust und Leib und ließ sich in sie hineinsinken...
Das Gift würde in Tha'Rishas Körper keinen Schaden mehr anrichten, doch da war noch etwas. Sirgal konnte in der Bauchgegend einen dunkler werdenden Fleck erkennen.
Khyl'Lian stand vor der verschlossenen Tür. Er schüttelte den Kopf und drehte denselben zu Giro. "Es wurde jemand versehentlich angeschossen!" Bei seinen eigenen Worten ballte er die Faust.
Giros Faust traf einen Balken neben der Haustür. "Verdammt. Was ist los in der letzten Zeit? Erek war erst kurz dabei..." Er schloß die Augen. "Hast Du gehört, was da oben in der Binge passiert ist?"
Sirgal wusste, sie hatte nicht viel zeit - und das hier würde kurz, heftig und blutig werden. Still machte sie sich an die Arbeit...
Giro berichtete in knapper Zusammenfassung über die Feuerkäfer, das Auffinden von Rel'Nag und seinem Zustand, den Zwergen, die sie gnadenlos angegriffen hatte, die aber diesmal unbeteiligt waren. Dann sprach er vom Rückzug und dem, was sie in der großen Höhle gefunden hatten - und vom Tod Ennos. Schließlich fand er ein paar sehr lobende Worte für Aly'Triss... und berichtete abschließend, was sich hier zugetragen hatte. "Rel'nag ist versorgt, er konnte auf eigenen Beinen aus der behandlung zurückkehren. Aly'Triss ist stabil - er hat Fieber, aber das wird schon. Izz'Dorl ist bei ihm. Farin wird es überleben, der junge Launim war großartig, als er ihn versorgte. Auch dieser T'risslay geht es besser - die Schwellung ihrer Augen geht zurück." Von sich selbst sprach er nicht, aber die Verbände waren eindeutig.
"Bwael," sagte Khyl'Lian. "Es gibt Zeiten, da gewinnt man und Zeiten, in denen man verliert, Giro. Dein Verlust ist auch meiner." Er legte ihm die Hand auf die Schulter.
Fast eine Stunde später kam Sirgal zu den Männern heraus. Sie war ernst, tiefe Falten standen ihr auf der Stirn. Giro warf ihr einen abschätzenden Blick zu - schwieg aber.
Die Botin kam zu Khyl'lian, berührte ihn am Ellenbogen und nahm ihn zur Seite. Sie sah ihn eine Weile schweigend an, dann fragte sie: "Wußtest Du, dass Tha'Risha schwanger war?"
Giro kam nicht umhin, es mitzuhören. Der Assassine hatte die Arme vor der Brust verschränkt, schloß die Augen und senkte den Kopf.
Sirgal nahm Khyl'lian an beiden Armen. "Ruhig... es ist wahr. Das Gift hat das, was das Kind hätte werden können, getötet. Sie muß etwa im Dritten Monat gewesen sein."