RE: Die Schreibstube der Botin - 48

Seine Miene wurde steinhart und er schloss die Augen. "Weiß sie es?"

"Sie ist noch nicht wieder bei Bewußtsein... und ich glaube, dass hier der unpassendste Aufenthaltsort für sie ist. Khyl'lian, es ist gefährlich zur Zeit. Jemand hat es ganz eindeutig auf Aly'Triss abgesehen - und Deine Leute sind hier, weil sie im Haus der Heilung nichts zu suchen haben. Ich habe auch Izz'dorl hier, weil sie zu Aly'Triss gehört - aber Rel'nag zum Beispiel möchte ich schnellstens hier weg heben, auch den Launim! Und Tha'Risha erst recht! Sogar T'risslay..." sie schüttelte den Kopf.

"Zuhause wäre sie allein... Ich möchte sie unter Aufsicht haben." Er wirkte etwas unsicher. "Wird sie ... ich meine, hast du sie versorgen können?"

"Dann lass sie ins Haus der Heilung..."

Und wieder barst klirrend die Scheibe eines Fensters...

"Deckung!" schrie Sirgal nur auf, sieß Khyl'Lian zur Seite und ließ sich fallen.

T'risslay war aufgesprungen und stand - den Körper als volle Deckung für die Anwesenden benutzend, mitten in der Tür... bis sie sagte:
"Kinder." Genau das Selbe hatte sie schon an der Drachenschänke für Khalek getan.

Sirgal hob langsam den Kopf, als Giro neben ihr den harten Ball aufhob.
"Sjaad'ur ussta suingmc xundus...*" sagte sie sehr leise und zog schleunigst die hand von Khyl'Lian weg. Ihr schlug das Herz bis zum Hals und schlagartig zitterten die Hände, als der Druck weg war.

Giro half ihr auf - Khyl'lian war längst wieder auf den Beinen.








* Verzeiht mein dummes Handeln...

Izz'dorl war heftig zusammengezuckt – erst recht, als ihr Mann so plötzlich hochkam.
Jetzt beugte sie sich zu ihm und küsste ihn sanft.
"Bleib liegen... Du hast mal wieder alle Aufmerksamkeit auf Dich gezogen." Sie lächelte liebevoll.

T'risslay grinste bei den Worten und senkte den Kopf.

Aber noch einer war inzwischen wach – und hielt unter der Decke einen Dolch in der Hand, den er nur langsam wieder weglegte. Giro würde nie einen seiner Leute unbewaffnet lassen.
Rel'nag hingegen hatte nichts davon mitbekommen – er lag auf der Seite und bewegte sich nicht. Das, was Sirgal ihm verabreicht hatte an Schmerzmitteln, würde für einen langen und tiefen Schlaf sorgen.

T'risslay drehte schließlich den Kopf und ließ den Blick über die Anwesenden gleiten – es war alles in Ordnung. Auch ihr Griff um die Spitze der Klinge des Dolches löste sich und sie ließ ihn wieder im Ärmel verschwinden.

"Genau das meinte ich..." sagte Sirgal im Flur zu Khyl'Lian. Sie ließ sich von Giro den Ball geben, dann trat sie entschlossen zur Tür, öffnete sie und ging hinaus auf die Straße.
Als sie den Jungen erkannte, winkte sie ihn zu sich und ging in die Hocke.

Khyl'Lian war alles andere als begeistert. Das war auch mehr als ein Jungenstreich, davon war er überzeugt. "Giro," sagte er und winkte ihn heran.

"Hey..." sagte Sirgal sanft. "Komm mal her."
Sie streckte die Hand aus, um ihn zu sich zu holen - seinen Ball hielt sie in der anderen.
"Glas ist sehr teuer, weist Du? Und ihr habt mir einen gehörigen Schrecken eingejagt. Ball spielen ist etwas ganz feines - aber geht dazu besser auf die Wiese oben am Hang. Da darf er auch mal weiter fliegen.
Wie heißt Du eigentlich, kleiner Mann? Du hast mir sehr geholfen."


Giro war lautlos zu Khyl'Lian getreten.
"Xas?" fragte er leise, einen halben Schritt hinter ihm stehend.

Khyl'Lian sprach sehr bedächtig. "Veranlasse, dass wir die Gegend hier kontrollieren. Ich will auf jedem Dach, an jeder Ecke in der Umgebung hier einen unsrer Leute haben. Dann informiere die Jallil Yaru, aber ohne, dass dich jemand als das erkennt. Ich werde die Ilharess aufsuchen!"