Schwer vom Schlaf umfangen wandte sich Briz instinktiv der Wärmequelle zu,. Für den moment wirkten ihre Züge recht enspannt, fast friedlich. Ein Ausdruck den sie im Wachen kaum noch zeigte. Zviel der Arbeit, soviel des Ärgers und der Anspannung...
Lysande ließ die Schuhe fallen und legte die Beine auf der Kante des Bettes hoch. Sie strich der schlafenden Heilerin eine Haarsträhne aus dem Gesicht, dann löste sie die Spange, die die Haare der Älteren zusammenhielt. Sie würde nur drücken, wenn sie darauf schlief. Und hier konnte keiner stören oder Dinge sehen, die verboten waren.
Langsam schlich sich in Ruhe eine gewisse angespanntheit zurück, stockender Atem , Finger die sich zusammen krampften...welche Traumbilder die Heilerin wohl heimsuchten? Garantiert keine angenehmen.
Lysande, die sich mit einem Kissen im Rücken gemütlich eingerichtet hatte, runzelte erneut die Stirn. Sie nahm eine Hand der Drow in ihre und strich mit dem Dauemn sacht über ihre hand...
Am anderen Tag erwachte Faris gegen Mittag. Sie drehte sich stöhnend auf den Rücken und stellte fest, dass die Schulter immer mehr schmerzte, je länger sie sie ruhig hielt. Allein schon die Tatsache, dass sie im Bett bleiben musste, bereitete ihrem Rücken Probleme. Sie versuchte sich etwas aufzusetzen, versagte aber kläglich und musste sich helfen lassen, wozu schnell einer der jungen Leute bereit war. Mit ein paar Kissen im Rücken und dem aufgestellten rechten Bein war es erträglicher...
Eine der jungen Heilerinnen brachte Faris etwas zu Essen und heißen Tee. Ohne viel Lust trank sie, das Essen rührte sie kaum an. "Ihr müsst aber essen, Faris. Ihr verliert zu viel Kraft - und wenn ich das richtig sehe, ist die Schlacht noch nicht vorbei..."
Faris schrak auf. "Was? Nicht vorbei?" Sie setzte sich weiter hoch, die stechenden Schmerzen im Leib ignorierend. "Wieso? Wo sind die hauptleute? Was ist mit dem Sut'Rinos AlyT'Riss und dem Schwertmeister? Wo sind sie?"
"Ein Trupp Soldaten und Aelkri hat Gullminne vor etwa zwei Stunden verlassen. Sie sind über den Kopp geritten... Ust Sut'Rinos Khyl'Lian und Sutrinos AlyT'riss waren dabei. Ich habe sie gesehen, als ich herkam." Sie schob Faris wieder den Teller zu.
Geistesabwesend nahm Faris etwas von dem Brot und kaute darauf herum. "Ich muß hier raus. So geht das nicht. Was geht in Gullminne vor? Ich muß wieder zum Dienst. Hat man etwas von Wazag und Kar'Yann gehört? Wie viele wurden nach uns noch gebracht? Rede doch..."
"Ich weiß nicht alles. Als man Euch gestern brachte, kamen nur noch zwei Fuhrwerke nach. die Aelkri oder Kar'Yann waren nicht dabei. Um erhlich zu sein, habe ich weder ihn noch diese... diese... also ich habe sie seit dem Aufbruch nicht mehr gesehen."
"Na wunderbar!" Faris hätte sie am liebsten am Kragen gepackt und geschüttelt, wäre aufgesprungen und hinausgelaufen... Aber man hätte sie nie im Leben gehen lassen. Das wusste sie. Also ließ sie sich nach hinten in die Kissen fallen und starrte zur Decke. "Kann ich noch etwas zu trinken bekommen?" fragte sie nach einer längeren Pause. In ihrem Kopf gingen aber bereits ganz andere Dinge vor. Dieser blöde Verband musste erst einmal weg - und wo lagen ihre Sachen? Ah - auf dem Stuhl am Fußende des Lagers. Ja, hier herrschte Ordnung... sie unterdrückte ein Grinsen.
"Sicher. Ich mache noch Tee." Sie stand auf und ging hinaus.
Faris sah sich schnell um. Stiefel, Kleidung - schien alles da zu sein. Sehr schön. Dann noch abwarten, bis die Kleine den Tee gebracht hatte und anschließend 'erschöpft wieder einschlafen'. Dann in die Badegewölbe - das heiße Wasser würde der Schulter helfen - und vielleicht konnte dort auch jemand den anderen Verband erneuern...
Die junge Heilerin brachte den Tee - und ging etwas später, als sie vermutete, dass die erschöpfte Faris wieder eingeschlafen war.
Die Gelegenheit war günstig. Faris wartete noch eine Weile, dann schob sie die Beine aus dem Bett. Den gemeinen stechenden Schmerz verbiss sie sich. Mit nur einer Hand brauchte sie entsetzlich lange zum Anziehen, schaffte es aber. Dann musste sie sich wieder hinsetzen, weil der Schmerz reißend und heiß in ihrem Leib wütete. Sie wiegte sich eine Weile vor und zurück, bis es etwas nachließ, dann stand die Soldatin auf und verließ ungesehen das Haus der Heilung. Das lager hatte sie abgezogen, Decke und Kissen gerichtet - so hatte es den Anschein, man hätte sie entlassen. Sie ging hinaus in die Straßen und dann direkt hinüber zu den Heeresquartieren.
Man brachte den Ust Sut'Rinos am Abend in das Haus der Heilung. Er hatte ein paar gebrochene Rippen und zwei Bolzenschüsse. Die Wunden waren so gut wie versorgt und man brachte ihn in ein Zimmer zum Ausruhen.
Tha'Risha erreichte das Haus und war ein wenig außer Atem. Sie ließ sich schnell zu Khyl'Lian bringen. Erleichterung machte sich breit, als er ihr entgegengrinste. Sie trat an sein Bett und küsste ihn lange. Er zwinkerte, als sie sich voneinander lösten. "Wofür war das?" "Weil du lebend zurückgekehrt bist." Dann zwickte Tha'Risha ihn. "Au und wofür das?" "Weil du mir einen riesen Schrecken eingejagd hast." Er schmunzelte :"Kommt nie wieder vor, ussta ssin." "Das hoff ich für dich..."
Rel'Nag ging zuerst in das Haus der Heilung, um sich einen Überblick zu verschaffen. Er strahlte eine Ruhe aus, die sich sofort auf die Anwesenden übertrug. Er ließ sich zu Khyl'Lian bringen und blieb an dessen Lager stehen. "Was ist passiert?" fragte er nur und erwartete den bericht.
Tha'Risha saß an der Bettkante und strich ihrem Mann über den Kopf. Als Rel'Nag hereinkam, sah sie ihn nur kurz an.
Khyl'Lian hob den Kopf. "Gut, dass du wieder auf den Beinen bist, alter Mann." Er lächelte. "Wir wurden überfallen. Fünf Menschen, ich nehme an ein kleiner Racheakt für das, was wir am Säewerk veranstaltet haben. Es haben nicht viele des Trupps überlebt. Von den Angreifern keiner."
Die Halbdrow hasste es, so abgefrühstückt zu werden. Und wieder ließ man sie im Dunkeln. Sie hatte keine Ahnung, worum es geht. Achja, sie war ja nur Sargtlin... Sie funkelte Rel'Nag an.
Khyl'Lian berichtete :"Wir waren auf dem Weg nach Gullminne. Da oben in dem kleinen Waldstück wurden wir dann beschossen, sie haben uns definitiv aufgelauert. Zwei der Aelkri waren sofort tot. Mich holte man schnell vom Pferd. Mugnatz hat sich vor mich geworfen und den Bolzen abgefangen...." Dann berichtete er noch, wie es ausging.
"Rel'Nag, mein Freund." Er stützte sich etwas auf. "Ich habe einen bösen Schlag abbekommen. Als ich aufwachte, war da AlyT'riss. Keine Ahnung, was er angeordnet hatte. Ich war etwas benommen."