Als AlyT'Riss den Becher abstellte, kam ein leises: "Setzt Euch!" als Aufforderung an Rel'Nag. Kar'Yann hatte nur die Lider gehoben, sich aber nicht bewegt. Dann musterte er AlyT'Riss und was er hörte, gefiel ihm deutlich besser.
Rel'Nag wandte den Kopf, nickte bestätigend zu dem Heiler und kam zu AlyT'Riss, um sich auf der Kante des Lagers niederzulassen. Schweigend saß er einfach nur bei ihm, hing seinen Gedanken nach. Dann sah er Kar'Yann an und sagte sehr leise: "Ich werde Dir ein Versprechen abnehmen, Kar'Yann... Was immer Du bei diesem Mann gesehen hast, oder glaubst, gesehen zu haben, wirst Du niemals preis geben." Er fügte keine Drohung hinzu - denn Kar'Yann wusste, dass es ihn nicht nur die Zunge kosten würde. Rel'Nag hatte so leise gesprochen, dass es kaum mehr als ein Raunen war. Er würde alles für diesen Mann tun - ihm sein Leben und das der Seinen in Hände legen, wenn es sein musste.
AlyT'riss wurde wach, als sich Rel'Nag neben ihm setzte, öffnete aber nicht die Augen, da er eigentlich wieder schlafen wollte. Was Rel'Nag da gerade für ihn tat bestätigte eigentlich nur den Bund welchen sie gestern zwischeneinander beschlossen hatten.
Er wollte schlafen er wollte es wirklich, aber mit den Worten von Rel'Nag in den Ohren konnte er es nicht mehr. Was war das wieder für eine Konstellation hier. Fehlte nur noch das Iliah oder Ry'Kah nun um die Ecke käme, wobei er sich bei der Priesterin eher schämen würde ihr so unter die Augen zu kommen.
Kar'Yann hatte den Schwertmeister ernst angesehen - dann nickte er. "Ihr wisst, dass meine Berufung oft Dinge sieht oder hört, die für niemandes Auge bestimmt sind. Ich nehme es sehr streng damit. Was immer ihr meint, Sut'Rinos, wird weder Hand noch Mund je preisgeben." Kar'Yanns Antwort war ebenso leise wie aufrichtig und ehrlich. An seiner Integrität gab es keinen Zweifel.
Als Rel'Nag zufrieden "Bwael", sagte, war draußen ein leises Geräusch aus der Halle zu hören. Kar'Yann erkannte den leichten Schritt von Sirgal. Dem Heiler entfuhr ein leises: "Endlich!" Dann sagte er: "Entschuldigt mich für einen Moment." Er stand etwas steif gewirden auf und ging in die Halle hinaus.
Die Männer im Zimmer konnten ein leises "Ussta D'anthe" einer Frauenstimme hören und den Hauch eines Kusses. Dann fragte sie: "Du hast mich hergebeten. Was ist los? Cyrgaya trug mir auf, mich um ein paar Tiere zu kümmern... Sie sind versorgt. Aber was, wenn der Bewohner dieser Hütte länger fort bleibt? ich kann nicht mehrfach am Tag dort hinausreiten. Weißt Du etwas?" Ruhig antwortete der Heiler: "Es wird noch ein paar Tage dauern. Der Wildhüter ist erkrankt. Kannst Du etwas organisieren?" "Sicher - am einfachsten wird es sein, wenn ich mich selbst darum kümmere. Ich könnte Sha'Yann..." "NAU!" unterbrach er sie energisch. "Er bleibt hier! Du weißt genau, was ich von diesen Ausflügen halte! Dafür ist er noch viel zu klein!" Sirgal seufzte. "Ist ja schon gut." Den verzweifelten Blick konnten die Männer nicht sehen, aber sie sprach wesentlich leiser weiter: "Ich werde ein paar Sachen holen und oben bleiben. Wenn irgend etwas ist, weisst Du, wo Du mich finden kannst. War das der Grund, weshalb Du mich sehen wolltest?" "Eigentlich nicht", erklärte er. "Ich hätte Deine Hilfe gebraucht, aber das hat sich erledigt. Es wird auch so gehen." Sirgal nickte. "Dann werde ich mich auf den Weg machen.... uns'aa ssinssrigg dos..." die letzten Worte waren kaum zu hören. Ihre Schritte verklangen und die Tür schloss sich hinter der Botin.
Es dauerte eine Weile, bevor Kar'Yann sich regte. Er atmete ein paar mal tief durch, dann ging er in die Küche und bereitete für beide Männer nochmals spezielle Tränke zu. Rel'Nag erhielt etwas zur Blutbildung, AlyT'Riss den antibiotischen leicht gewärmten Tee vom morgen. Er brachte beides in das Zimmer zurück und reichte es den Drow an.
Rel'Nag stand am Tisch und hielt die Bolzenspitze in der Hand, die Kar'Yann aus Wazags Schulter geschnitten hatte.
Der Verlauf von dem Schwur den Rel'Nag Kar'Yann abrang beruhigte ihn. Er vertraute auf Rel'Nags Einschätzung bezüglich des Drow-Heilers.
AlyT'riss hatte dem Gespräch gelauscht, Es viel ihm nicht schwer die Worte da draußen zu verstehen, da ihm eh der Schädel vom Fieber noch schmerzte, da war jedes Geräusch unangenehm.
"Es ist nicht gut," meldete sich AlyT'riss mit geschlossenen Augen erschöpft zu Worte. "wenn sie da oben alleine ist." sagte er. "Zuviele Unwägbarkeiten bezüglich dieses..." er musste husten. "...dieses Wilderers." erklärte er weiter.
Kar'Yanns Antwort war erstaunlich ruhig: "Auch wenn diese Botin immer behauptet, sie würde nicht kämpfen können - stellt sie bei Gelegenheit mal auf die Probe. Sie trägt eigentlich nie ein Schwert, nur das lange Reitermesser am Bein... Aber werft ihr in der Schlacht ein Schwert zu und sie weiß es mehr als recht zu gebrauchen! Außerdem wird sie ihren Bogen dabei haben. Sirgal ist seit Kindesbeinen allein unterwegs... und sie lebt immernoch." Er trat zu Alyn'Triss und reichte ihm den Becher an, der wieder etwas gegen Schmerzen enthielt und das Fieber weiter senken würde.
Er brauchte eine Weile, bevor er erst die Augen öffnete und sich umsah. Seine Augen waren noch immer recht klein und das Fieber noch immer hoch, aber bei weitem nicht so gefährlich wie noch in den Morgenstunden. Er brauchte eine Weile um sich soweit aufzurichten das er abermals auf dem Ellebogen lag, dann trank er und er brauchte Zeit um den ganzen Becher zu leeren.
Rel'Nag meinte: "Kennst Du sie wirklich so gut?" Seine Anspielung bezog sich auf den kleinen Disput in der Halle. Auch wenn beide sehr leise gesprochen hatten - die Ohren eines Drow waren gut! Rel'Nag wusste, wer Sirgal war. Oh ja... sie hatte ihn gesehen... damals. Er atmete einmal tief. Sie war ein Mensch. Alyn'Triss wusste das nicht - zumal ihr Name nicht gerade rassetypisch war. Aber nicht einmal Rel'Nag wusste, ob die Botin ein Schwert wirklich richtig herum halten konnte, ohne sich damit selbst zu verletzen.
Kar'Yann warf ihm einen kalten Blick zu. Er machte sehr deutlich, dass er sich im Recht sah. "Wir sollten den Jabbuk jetzt wirklich schlafen lassen"; sagte kar'Yann dann. "Es ist genug geredet worden. und auch ihr solltet noch etwas ruhen, Sut'rinos."
AlyT'riss lag noch immer auf dem Ellebogen aufgestützt in seinem Lager und kämpfte damit den Becher zu leeren. "Kar'Yann" sagte er sanft und Rel'Nag kannte diese Tonlage von ihm. "Rel'Nag weis das ich die Gegend da oben besser kenne, vor allem..." er hustete und hatte mühe den Inhalt des Bechers nicht zu verschütten. "Vorallem in dieser Wilderersache." Er sah Kar'Yann kurz müde aber ernst an. " es ist schon riskannt für ...für jemanden wie mich, wenn da oben Banden unterwegs sind. Und glaubt mir, die meißten gehören zu einer!" er schluckte schwer und hustete kurz. "und der den..den ich gestellt habe, der hat mich zwei Tage Arbeit gekostet und er wäre mir entwischt wenn da nicht der Angriff gewesen wäre, vor dem er floh." Er sah Kar'Yann schweigend an der Blick reichte aus. Denn er drückte Besorgnis aus.
Kar'Yann wollte sich keine Sorgen machen. Die beiden unterschätzten Sirgal... Oder nicht? Der Alte sprach so ruhig, und auch Rel'Nag sah ihn ernst an. Mit einem kleinen Seufzen und einem sachten Kopfschütteln meinte er schließlich: "Sie wird zurecht kommen. Sirgal ist besonnen und wird sich ruhig verhalten. Außerdem ist derzeit wohl kaum jemand in der Lage, ein Wachkommando abzustellen. Gullminne hat schwerste Verluste erlitten." Jetzt wurde der Heiler ernst. Sehr ernst sogar. Er kannte die Zahlen. "Mehr als ein Fünftel unserer Soldaten sind gefallen, zu viele verwundet. Es wird dauern, bis die Grenztruppen umstrukturiert und Veratärkung vor Ort ist." Da sprach kein Heiler! Kar'Yann war mehr.
Er trank derweil den Becher aus und blickte Kar'Yann kurz an bevor er sich wieder in das Bett zurück rollte. Es hatte ihn angestrenkt, sich derartig aufzurichten er atmete heftig und nur langsam wurde die Atmung wieder Ruhiger. "Ist es so schwer?" fragte er. "Holt die paar Tiere vom Berg herunter bis ich ....." er musste abhusten. "... bis ich die Sache...regeln kann." Er grummelte, aber wohl eher wegen dem Umstand an's Bett gekettet zu sein, als wegen dem was er gesagt hatte.
"Sie wird zurecht kommen. Ich werde jemanden finden, der nach dem Rechten sieht oder gleich mit oben bleiben kann. Und jetzt wird geschlafen und die trüben Gedanken mal zur Seite gelassen. Ich rechne es Euch sehr hoch an, dass ihr euch solche Gedanken macht - aber warum sollten die Strauchdiebe gerade jetzt zu Eurem Haus kommen? Sie können auch schon über alle Berge sein. Gerade wegen der letzten Ereignisse. Sut'Rinos..." Er wies zur Tür, um Rel'Nag hinauszuschicken. Kar'Yann meinte das mit dem Schlafen ernst, denn er sah, wie sehr AlyT'Riss angestrengt war. Der Trank würde das Seine dazu tun. Der Heiler hatte sanft nachgeholfen.
Der Heiler geleitete Rel'Nag hinaus und wies auch ihm wieder das Bett zu. Der Hauptmann ging hinauf in das obere Stockwerk, um dem nachzukommen. Den großen Raum hatten die Bediensteten inzwischen wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt - einen gemütlichen Wohn- und Aufenthaltsraum.
Der Heiler ging hinüber an den Kamin und starrte in die Flammen. Das, was der Alte gesagt hatte, ging ihm doch im Kopf herum. Nun, nachher würde Wazag wiederkommen. Er konnte sie fragen, ob sie bereit wäre, eine Patrouille auf die Höhen zu reiten.
Eine Bedienstete brachte ihm ohne zu fragen etwas zu Essen - sie hatte das Knurren des Magens von Kar'Yann gehört. Er ließ sich am Feuer nieder und begann zu speisen. Das war wirklich nötig!
Zum erstenmal seit dem er in das "Abenteuer" verstrickt wurde träumte er etwas. In seinem Traum war er wieder in dieser Höhle und betrachtete die Flammen des Lagerfeuers. Er saß wieder dort und schloss die Augen bereit dazu sich der Matrone zu offenbaren. Wieder rief er ihren Namen im Geiste und ging darin auf. Wieder und wieder nannte er ihn, bis er sich selbt in dem Traum in einer tiefschwarzen Halle rufend wiederfand.