"Das Lager erwacht zum Leben, würde ich sagen. Mir scheint, man hatte so etwas wie eine Ausgangssperre verhängt, die jetzt aufgehoben wurde. Es sieht wie ein ganz normales Lagerleben aus..." nachdenklich sah sie ihn an. "Weißt Du, ob es unter den Karrak keine Heilkundigen gibt?" Sie stellte die Schale weg und ließ sich vor ihm auf dem Boden nieder.
Er dachte nach und verengte dafür den Blick. "hmm..." brummte er. "Soweit ich weiß schon Es müssten eigentlich die Schamanen oder eine Schamanin da sein die sich derartiger Dinge annimmt."
"Hm." Sirgal runzelte die Stirn. "Es kann doch nicht üblich sein, dass Krieger mit nicht verheilten..." sie brach ab, als es an der Tür ein Geräusch gab und er hob sich zügig, wenn auch etwas schwerfällig. Sie rechnete schon mit Targos Knurren, als genau der Karrak hereinkam, dem sie eben das Tuch gegeben hatte. Er brachte einen weiteren Korb und stellte ihn auf den Tisch.
"Warte!" sagte Sirgal, als er gehen wollte.
Bereitwillig blieb er stehen, fast, als hätte er es gehofft.
Sirgal ging zu ihm. "Was bringst Du?"
"Essen."
Sie streckte die Hand aus, deutete auf seinen Arm.
Der Karrak schüttelte andeutungsweise den Kopf und sah zum Fenster.
"Geh zum Tisch, stütz dich mit beiden Händen auf der Kante ab." wies Sirgal ihn an und wartete. Sie hatte den Blick so interpretiert, dass er mit einem Beobachter rechnete. Stand er mit dem Rücken zum Fenster, würde man nicht sehen können, was sie tat.
Sirgal trat zu dem Karrak, lehnte sich seitlich mit der Hüfte an den Tisch. Aly'Triss würde alles sehen können, was sie tat... Sie schob den Ärmel des Wesens hoch und entblöste das Tuch am Unterarm darunter. Die Botin löste es, legte eine tiefe, entzündete und nässende Wunde frei. Sie schnaubte leise. "Warum hat man nichts gemacht? Deine Hand ist unbrauchbar." Der Karrak sagte nichts.
Sirgal blieb weiter so am Tisch lehnen, als würde sie einfach plaudern, legte aber ein paar Blätter auf die Wunde auf, die sie Aly'Triss nie geben würde... und fixierte sie mit einem recht festen Verband. Brennessel wirkte Wunder bei schlecht heilenden Wunden.
Sirgal gab ihm etwas von dem Trank gegen Schmerzen auf den Schöpflöffel. "Nimm!"
Er trank es und sah sie etwas sonderbar an, dann ging er.
"Ich begreif das nicht." sagte Sirgal, die noch immer so am Tisch lehnte und ihm nachsah.
"Abwarten." sagte er ruhig. "Vieleicht ist die Lösung einfacher als Du denkst." Er beobachtete ihre Reaktion. "Auf den Erste Blick eröffnen sich mir drei Optionen. 1. er ist derjenige der wegen mir den Hinern versohlt bekommen hat. 2. er ist so niedrig im Rang das er diesbezüglich keine.. hm verfügung hat... oder 3. Die Schamanin ist nicht hier beziehungweise tot."
"Der Gund kannst nicht Du sein - die Wunde ist ... hm. Mindestens eine Woche alt."
Sie untersuchte den Korb und förderte eine große Schale mit einem Eintopf, Brot und einen verschlossenen Krug zu Tage.
"Oh..." Schnell waren zwei Schalen aus dem Regal befüllt und sie brachte eine und ein Stück Brot zu Aly'Triss. Sie selbst kam dazu, setzte sich wieder auf den Boden.
Sirgal schnupperte noch einmal und probierte dann. "Ja, das hab ich mir gedacht. Holunderblüten. Ein Saft, der mit etwas Fruchtsäure und Wasser angesetzt wird. Schmeckt nicht schlecht und ist nicht zu süß... probier ruhig."
Der Eintopf hatte verscheidene Gemüse, Wurzeln und Kräuter, Kartoffelstücke und Fleischbrocken und war noch sehr warm, roch frisch.
Inzwischen war Sirgal die abgrundtiefe Müdigkeit mehr als deutlich anzusehen.
"hulunderblüten...hmmm..." brummte er und verzog kurz den Mund, Der Durst jedoch tat das er es annahm. In der Hoffnung keinen Fehler zu begehen. Anschließend legte er sich dann doch wieder hin. Das ganze schmerzgedöns erst mal sacken lassen. denn hunger hatte er im Moment eher garkeinen.
Sirgal ließ ihm die Brotstücke und die Schale mit dem Eintopf trotzdem stehen, sie holte einen Hocker und stellte ihn neben das Bett. Da Sirgal Schmerz-und Heiltrank für ihn gemischt hatte, würde er nach der Grundlage, die sie ihm geschaffen hatte, wohl binnen zwei Tagen völlig wieder hergestellt sein. Sie selbst aß hungrig, trank reichlich und räumte dann am Tisch alles an Kräutern zum Trockenen zusammen und das Geschirr in die Körbe. Sie war dann dabei, ein paar Blätter abzustribbeln, als ihr die Hände in den Schoß sanken und sie schlicht einnickte...
Etwas später wachte Sirgal auf, weil ihr das Kinn auf die Brust sank. Sie erhob sich, nahm den Krug mit Tee mit, weil sie gemerkt hatte, dass Aly'Triss den Saft nicht mochte, und goß ihm seinen Becher nach, ließ den Krug am Bett stehen. Ganz sanft legte sie ihm eine Hand auf die Brust, nur um zu fühlen, ob die Atmung tief und frei war und lauschte auch seinem Herzschlag nach. Beides stellte sie derzeit zufrieden, und ebenso leise und sanft, wie sie ihn berührt hatte, zog sie sich zurück. Diesmal hatte er nicht die Lider gehoben, und auch die Atmung hatte sich nicht verändert. 'Gut', dachte sie. Diesmal schlief er wirklich. Liebevoll glitt ihr Blick über seine Züge, bevor sie sich aufrichtete und zu dem für sie selbst bereiteten Lager ging. Das Bett von Triss war an der Wand, nah am Kamin, ihres quasi in der Verlängerung davon zu seinen Füßen. Sie ließ sich darauf nieder und schlief so schnell, dass sie eher ein ein tiefes Loch fiel. Die Erschöpfung war so tief, dass sie kaum noch Gegenwehr aufbrachte.
Wieder hatten dunkle Augen sie gesehen, aber diesmal der, dem sie geholfen hatte. Er runzelte die Stirn. Still saß er auf der Ecke des Geländers der schräg zu ihrer Hütte stehenden Terrasse und schnitzte an einem Stück Holz, gelegentlich den Blick hebend und die Hütte im Auge behaltend. Irgend etwas hatte ihn misstrauisch gemacht... aber die anderen brauchten das nicht zu wissen.
Alytriss schlief sehr lange... der heilungscoctail und all das forderte seine Kraft und damit auch seinen schlaf. normalerweise würde er aufwachen wenn jemand ihn berührte, aber die Medikation ließ das nicht zu.
Targo lauschte immer wieder das leise schnip schnipp vom Schnitzen war in seinen oHren deutlich zu hören hin und wieder knurrte er zu anfangs bis das Geräusch irgendwann einfach dazu gehörte.