"Die weiße blume blüht noch nicht..." sagte Thradug. "...und der Rest der anderen ist derzeit nicht verwendbar, oder wächst hier nicht, Rula. Es geht schon." Unendlich müde sah Sirgal Triss an. "Lass mich das zubereiten, was ich gestern geholt habe - das wird reichen."
Er richtete sich zu seiner Vollen Größe auf und streckte Bedrohlich den Rücken durch. Mann könnte schon meinen das da gleich ein gewaltiges Donnerwetter über Sirgal herreinbrechen würde. Aber Alytriss sprach ruhig. "Lu'oh verve?"
"Vergebung, Herr..." sagte sie leise und verkroch sich regelrecht auf dem Lager. Der Karrak wich ein Stück zurück und beobachtete die Beiden. "Zwei, vielleicht zweieinhalb Tage."
Er nickte nur langsam und zog sich dann zurück. Mit dem Rücken zum Fenster, vor dem Kamin auf den Stock gestützt stehend schloss er kurz die Augen und richtete sich tief durchatmend auf.
"Es tut mir leid..." flüsterte sie, machte, dass sie schleunigst aus den Federn kam und raffte das Leder vom Kopfkissen, um sich die Haare zusammenzubinden. Sie rieb sich mit einer Hand die Augen, schüttelte leicht den Kopf und kam dann zum Tisch, um den Kessel zu holen.
Thradug nahm ihn ihr aus der Hand. "Voll?"
"Nicht ganz..."
Er nickte und verließ die Hütte.
Sirgal stützte die Hände auf die Holzplatte und sah sich konzentriert auf dem Tisch um. Es war alles da - und vor allem das, mit dem sie sehr vorsichtig sein musste... ein Fehler, und sie würde kaum bis Gullminne kommen. Das, was Sirgal zusätzlich mitgebracht hatte, lag in ein großes Blatt eingeschlagen am Rand des Tisches.
Sie hatte den Kopf vom Fenster weggedreht, stand mit dem Rücken dahin und sah ihn an. "Wenn ich das hier fertig habe, und der Trank wirkt, wird es fast Mittag sein... Versprich mir eins: Egal wie groß die Versuchung sein mag - nimm NIEMALS auch nur einen Schluck davon, okay?"
"Dafür habe ich nicht alle Zutaten. Es ist eine Abart davon..." Sie würde ihm nicht sagen, was sie da hineinmischen würde. Es war ein Spiel mit dem Feuer - und bei falscher Dosierung äußerst giftig.
Er drehte ihr den Kopf etwas mehr zu. "Achte darauf was du tust, sonst schwör ich dir versohl ich dir so den Hintern das du auf Jahre nicht mehr sitzen können wirst!" Bei dem satz war es egal ob man ihn hörte oder nicht. Er hoffte nur das Sirgal die Worte richtig verstand.
Sie verstand es - und seine Sorge war ja berechtigt... aber wenn sie hierbei Fehler machte, würde er ihr den Hintern lange versohlen können - sie würde nichts mehr davon spüren. "Wie ihr wünscht, Herr. Euer Wunsch ist mir Befehl."
Die Tür öffnete sich und Thradug brachte das Wasser.
Er sah Thradug forschend ann, drehte sich ihm etwas zu und meinte schließlich. "Nein." ruhig und gelassen. "Sirgal wird etwas nach meinen Anweisungen Herstellen und das ist nicht für jedermanns Augen und Ohren gedacht." er sah dem Karrak ruhig in die Augen. "Wenn sie später den anderen Trank zubereitet den ich noch benötige ist es ihr freigestellt ob sie Dich zusehen lässt."
Der Karrak nickte und verschwand ohne weiter nachzufragen. Er schloss die Tür hinter sich - und so konnten die beiden weder sehen noch hören, wie Hände nach ihm griffen end ein Schwertknauf ihn lautlos zu Boden schickte - er aber aufgefangen und weggetragen wurde...
Sirgal setzte sich an den Tisch und begann, die am Vorabend gesammelten Kräuter sehr fein zu schneiden. Sie säuberte ihr Messer sehr sorgfältig, bevor sie sich an die nächste Sorte machte. Aus dem großen Blatt holte sie dann einige tiefschwarze Beeren, die Kirschgroß waren und einen satten Glanz hatten. Sie säuberte sie und schnitt sie in feine Scheiben... ein süßer, aromatischer Duft verbreitete sich im Raum.
Sirgal brauchte lange. Sie maß das, was sie verwendete, sehr genau ab und begann schließlich, die Kräuter zu mischen. Auch eine andere Mischung stellte sie zwischenzeitlich zusammen und gab sie in einen Becher zum überbrühen - frischer Tee für Triss. Dem hatte sie ein paar wie durch ein Wunder den Winter überdauerte Rosenblätter beigemischt, was dem ganzen einen feineren Geschmack gab. Sie holte das Wasser, goß den Tee auf, seihte ihn durch ein Tuch und brachte ihn Triss. "Hier - trink etwas..." Dann kehrte sie zum Tisch zurück und versank wieder in Mischen und überbrühen, abgießen und verdünnen. Schließlich war eine rötliche Mischung entstanden, die einen ganzen Becher füllte und einen höchst angenehmen Geruch hatte, der allein schon anregend war...