Es war nicht nur die Mischung aus Minze und Kamille vom Vortag - einige andere Kräuter schmeckten noch heraus und überdeckten den bitteren Hauch der Weidenrinde, die in ganz geringer Dosierung mit enthalten war. Rose und ein feiner Geschmack wie von Zimt waren dabei...
'Bete zu welcher Göttin auch immer, dass das hier gut geht...' dachte Sirgal, goß dann genau einen Schöpflöffel ab und nahm nur den zu sich - keinen Tropfen mehr. Es schmeckte verdammt gut... Die Dosis war hoch...
Es brannte ein bisschen beim Schlucken. Aber schon wenige Minuten später setzte die Wirkung ein. Sirgal wurde ruhiger, ihre Augen weiteten sich etwas. DAs Zittern hörte auf und sie atmete ruhig. Zügig aber ohne hast räumte sie die verräterischen Zutaten zusammen und ließ sie im Feuer verschwinden. Sie sah Triss schräg von unten herauf an und lächelte.
"Brau den Trank auf alle Fälle, lieber wir haben ihn mit wie alles sandere." er nickte. "nachmittag. ...gut. und.. mit Schmerzen komm ich schon aus. Mach dir keine Sorgen."
"Das tue ich immer, das weißt Du doch!" Ihr Lächeln war sanft und sie stand behände und ohne Mühe auf. Der Schatten, der sie umgeben hatte, war wie weggewischt und selbst die eben noch blassen Wangen hatten eine gesunde Farbe angenommen. Es war, als stünde eine andere Frau vor Aly'Triss - eine jüngere Sirgal, so wie sie eigentlich immer hätte sein sollen, ohne all das Leid, dass sie schon gesehen haben musste. Sie machte sich daran, die Pflanzen zu sichten und zu Mischungen zusammenzustellen, die sie nach und nach zu Tränken verarbeiten wollte - mussten sich nur noch geeignete Behältnisse finden.
Thadug war zum Obrok und den anderen führenden Clanmitgliedern gebracht worden. Mit harten Bandagen befragte man ihn... Er erzählte nur allgemeine Dinge und Nebensächlichkeiten, die er beobachtet hatte... allerdings musste er zu den Kräutern und dem Wasser Stellung nehmen und erzählte etwas von dem heißen Kräuterwasser, dass die Snagga so viel tranken, das die Frau für den König machte. Thradug war schon lange Krieger, und er hatte einiges ausgehalten. Auch das, was sie mit ihm taten. Vielleicht würde der Arm diesmal nicht heilen - aber er war noch so weit in der Lage, die Beiden zu warnen und sie auf den alten Pfaden von hier weg zu führen... der Krieger-König würde ihn dann vielleicht schnell töten und nicht wie die anderen strafen. Er fasste einen Plan.
Sirgal hatte einen einfachen, aber hochwirksamen Schmerztrank fertig, als ein Korb mit weiterem Essen gebracht wurde. Diesmal von einer weiblichen Karrak, die ihn nur auf der Holzterrasse vor der Tür abstellte und wieder verschwand. Mit leichten Schritten und schneller hand holte Sirgal ihn herein und untersuchte den Inhalt. Frisches Brot, noch warm, Scheiben von gebratenem Fleich und auch kaltes, scheinbar ungewürztes Fleisch für den Hund. Ein Topf mit einer Mischung, die wie Butter mit aromatischen Kräutern aussah und wieder ein verschlossener Krug. "Hast Du hunger?" fragte Sirgal Triss und brachte Korb und Teller zu ihm. Sie bewegte sich völlig anders, mit weichen, unhörbaren Schritten auf dem Holzboden, federnd in den Gelenken und nicht mehr steif oder gemessen. Nur als sie sich hinhockte, knirschte ihr linkes Knie leise. "Ich würde Dir gern die Schiene abnehmen..."
AlyTris war sceptisch. Traduk kam klopfenderweise immer herrein. Er dachte darüber nach. "Warte. Humpelnd ging er seitlich zum Fenster und beobachtete das was draußen geschah. Er suchte die Beobachter. Es waren zwei gewesen und Traduk war auch immer in der Nähe, aber jetzt? Er kehrte zum Kamin zurück und setzte sich in die Nähe der Wärme. Sein Blick ging etwas in die Ferne er sah nach draußen und seine Ohren lauschten.
"Targo...tlu kyorl'urn." Der Hund änderte seine Haltung, wieder legte er sich vor die Türe, Seitlich davon und lauschte schnupperte zum schmalen Türspalt und passte auf. Dann sah er Sirgal nur mit einem kurzen Seitenblick an. Er sprach langsam, damit sie Zeit hatte zum verstehen. "Folbol zhah b'veknin." Er beobachtete weiterhin das was er durch das Fenster sehen konnte. "udos zhal'la morfeth udosstan kyone ulu alu kr'athin." er sprach noch immer langsam." dann tipte er gegen die Schiene. "Nindyn z'klaen harl."
*Targo...sei Wachsam **Etwas ist fremd ***wir sollten uns vorsichtig zum gehen bereit machen ****Die muss runter
Sirgal suchte sich die Bedeutung aus dem Gesamtzusammenhang der Worte heraus. Sie verstand ihn sinngemäß und nickte. "B'veknin... ele?" fragte sie ihn, Kniete vor ihm nieder und hob sein geschientes Bein an, legte es sich in die Beuge zwischen Oberschenkel und Leib und machte sich daran, den geflochtenen Zügel aus den Schienenteilen auszuhaken. Langsam löste sie ihn und nahm so den Druck von seinem Bein. Sehr vorsichtig löste sie danach die beiden Schienenhalbschalen - das Bein war so in seiner gestreckten Position an ihrem Körper fixiert und konnte weder wegrutschen, noch fallen. Sirgal nahm den gefalteten Deckenstreifen weg und schlug das aufgetrennte Hosenbein auseinander. Ein schneller Blick über die glatte, schwarze Haut zeigte ihr, dass sie zumindest insofern sauber gearbeitet hatte, dass es keine verbliebenen Hautwunden gab. Sanft und vorsichtig strich sie seine Knöchelregion aus, überzeugte sich, dass es keine Schwellungen gegeben hatte und die harte Schiene ihn beim Aufstehen nicht verletzt oder mit Druckstellen versehen hatte - aber das Deckenpolster war dick genug gewesen. Ihre Finger strichen seine Schienbeinkante hinauf, umgriffen es an einigen Stellen, um Stabilität und Heilungszustand zu prüfen. Besondere Aufmerksamkeit widmete sie dem Scheinbeinkopf, prüfte Gelenkspalt und Bänder und ob es Einsteifungen gegeben hatte... Sein verfrühtes Aufstehen hatte aber keine nachteiligen Auswirkungen auf den Knochen oder die verheilten Wundverhältnisse gehabt. Wenn Aly'Triss bleibende Schäden zurückbehalten hätte, würde Sirgal sich diese niemals verzeihen. Jeder Schritt mit Schmerzen, jeder unsichere Tritt oder Sturz wären ihre Schuld... und genau das hatte sie mit Dummheiten gemeint, als sie vor einer scheinbaren Ewigkeit darüber gesprochen hatten.
Inzwischen musste es zur zweiten Stunde nach Mittag sein. Sirgal strich Aly'Triss Wade und Oberschenkel aus, lockerte sanft die Muskulatur und sorgte dann mit ein paar geübten Griffen dafür, dass die Blutzirkulation schnell wieder in Gange kam. Dann bewegte sie langsam ihr Bein, bewegte damit passiv sein Knie. "Ganz locker lassen..." meinte sie leise und begann, Muskelansätze und Bänder auf die kommende Bewegung und Belastung vorzubereiten. "Erzähl mir, was Du denkst, Triss", meinte sie leise und mit gesenktem Kopf, so dass man die Bewegung ihres Mundes nicht sehen konnte. Warm und wie sehend arbeiteten ihre Hände mit seinem Bein.
"udos z'klaen alu rath ulnin" sagte er noch einmal. und kniff die Augen zu, als soie das Knie zu bäugen begann. Ein unterdrücktes Seufzen entfleuchte ihm. "Egal wie."
"Gib mir eine Viertelstunde, und das hier tut nicht mehr weh", sagte sie sanft und massierte weiter, während sie das Bein bewegte. Sie löste die Verklebungen Stück für Stück - keine angenehme Sache, aber sie war sich sicher, dass die Beweglichkeit hinterher wieder so gut wie frei sein würde, und der Schmerz auf ein Minimum reduziert. "Was erregt Deine Aufmerksamkeit? ... außer meinen Fingern in Deinem Knie!"
"usstan talinth bauth vel'bol zhah sha'nalt ghil. ol zhah fridj natha tejmook'cinkjuu.. saph natha barra." sagte er langsam und leise und atmete gepresst ein, als Sirgal einen besonderst schmerzenden Punkt traf. eine Narbe die wohl nie heilen würde. "nau...".
**Ich denk darüber nach was hier passiert. Nur ein Gefühl aber wie ein Schatten.
Sirgal ließ eine sehr warme hand auf der Stelle liegen und arbeitete mit der anderen auf der gegenüberliegenden Seite des Gelenkes weiter. Was seine Beweglichkeit anging, hatte Sirgal nie die Gelegenheit gehabt, ihn in dieser Form zu überprüfen - und war sehr angenehm überrascht. Für einen So 'alten Mann' war er in beneidenswert guter Form und von einer Beweglichkeit, von der die Meisten ihr Leben lang nur träumen konnten. Sie beendete die Mobilisation des Knies nach fast einer halben Stunde. Sanft setzte sie seinen Fuß auf dem Boden ab, löste aus den Fasern der Hose einzelne heraus, die sie verdrehte und verflocht... und so das Hosenbein auf eine etwas ungewöhnliche Art und Weise einigermaßen reparierte. "Ich will zusehen, ob ich irgendwo Gefäße für die Tränke auftreiben kann. Lass Dir Zeit mit dem Aufstehen und mach langsam. Oder soll ich grad noch helfen?"
"nimm meinen Wasserbäutel. den kleinen." er nichte zur Satteltasche. Er war ersteinmal erleichtert, das die Behandlung hinter ihm war und lehnte sich zurück gegen die Kaminwand. "und ich bleib grad was sitzen..."
Sirgal wusste - sein Knie würde sich warm und überreizt anfühlen, aber das gefühl würde schnell vergehen und außerdem war er nicht gerade der Typ, der angesichts einer solchen Situation ruhig sitzen blieb.
"Es sind vier unterschiedliche Tränke, Triss." sagte Sirgal, ohne darauf zu achten, dass sie grade eine Koseform seines Namens benutzte. "Ich bin bald zurück."