Hrothgar grinste breit. "Ich sehe, ihr kennt die Sagen. Aber es wäre doch sehr verwunderlich, wenn dieser Bursche nicht verletztlich wäre ... und wer weiß, was es sein könnte."
Hrothgar trank einen großen Schluck. "Welcher Drache ist sein Vater, und wer war seine Mutter?"
"Das... weiß glaube ich keiner wirklich. Wie gesagt, auch ich hege nur eine Vermutung. Er sit geradlinig und voller Tatendrang. Die Ordnung ist sein höchstes Ziel. Aber auch die Sucht nach Macht. Er ist ... ehrenvoll, sucht den Zweikampf... Wenn also ... der Rote sein vater ist..." sie wagte nciht, weiter zu sprechen.
"Wäre die Skaldin, also eure Legendenweberin - Schwester Cuirina, in einer ihrer vorherigen Leben die Mutter dieses Bastards" vollendete Hrothgar ungerührt den Satz.
Sirgal schluckte. Dann nickte sie langsam. "Die beiden hatten ein Kind, einen Sohn. Sie starb und das Kind wurde verstoßen. Ich weiß nicht, ob es mal wieder Dargass war, der sie fand und tötete, oder ob es einfach das Schicksal der zeit und einer jungen Frau im Kindbett war... auf jeden Fall war der Rote außer sich vor Wut." Sirgal sprach, als sähe sie in eine ferne Zeit.
Hrothgar stöhnte leise. Er kannte diese Art von Geschichte zur Genüge. Die geliebte Frau stirbt im Kindbett, und das Kind das das "schuld" war, wurde von dem Vater verstoßen. Oh ja, auch in seiner Heimat kam so etwas vor.
"Bei uns ist es Sitte, das ein Kind, das verstoßen wurde, von einer Familie aufgenommen wird, wo gerade ein Kind gestorben war. Dafür erhielt die Familie auch einen Geldbetrag zur Entschädigung."
Hrothgar saß nach diesem Satz in Gedanken versunken am Tisch, und trank langsam und beständig seinen Humpen leer.
Hrothgar schaute auf. Er schien gerade sehr weit weg gewesen zu sein. "Seine Eigenschaften, so wie ihr sie gerade beschrieben habt, weisen darauf hin, das der Kupferne zumindestens eine Zeitlang ihn unter seine .... Fittiche genommen hat."
"Aber als er ein Säugling gewesen war, mußte er eine menschliche Amme gehabt haben, ausser er hat von Anfang auf eine rein fleischliche Ernährung bestanden." Hrothgar grinste säuerlich.
"Meine Vermutung ist eher die, das er bis zu einem gewissen Alter menschliche Eltern hatte; vielleicht Eltern, die dem Kupfernen verbunden waren."
Hrothgar nickte. "Sirgal, ihr sagtet vorhin, euer Herr ist sowohl der Herr des Wissens, als auch der Zeit, richtig? Kann er seine Eidleute in jede beliebige Zeit versetzen?"
"Sirgal, um Inat Laronn ausschalten zu können, müßt ihr seine Vergangenheit erforschen. Ihr müßt seine Adoptiveltern heraus finden. Und ihr müßt wohl oder übel mit dem Roten reden."
Hrothgar wollte von seinem Humpen trinken, bemerkte aber, das er leer war. Er drehte sich um, und winkte dem Wirt mit dem leeren Krug zu.
"Und ihr müßt mit eurer Legendenweberin - Schwester reden, und versuchen, ihr Gedächtnis auf zu frischen. Wenn sie sich an die Liebe zum Roten erinnert, dann muß sie sich wohl auch mit dem richtigen Reiz an die Geburt des Kindes erinnern."
Leise murmelte er ..."und vielleicht ist die Konfrontation mit seiner leiblichen Mutter ..."
"Ich ... soll dem Roten sagen, dass unser Hauptproblem sein SOHN ist? Und meiner Schwester, dass sie die Mutter des Leides schlechthin ist?" Sirgal war fassungslos. "Wenn er mich nicht tötet, wird Inat es tun." stellte sie dann trocken fest.
Hrothgar blickte auf. "Findet Beweise Sirgal, und legt sie dem Roten vor. Wenn diese hieb und stichfest sind, dann wäre der Rote ein schlechter Drache, wenn er euch deswegen töten würde. Und wenn ihr mit ihm sprecht, dann unter vier Augen, bzw. in Anwesenheit eures Drachen, dem ihr vorher alles erklärt habt. Wenn er dann durchdreht, wird euer Drache euch wohl beschützen."
"Was eure Schwester angeht, so ist sie es nicht entschuld, das ihr eigen Fleisch und Blut so geworden ist, wie er jetzt ist" meinte Hrothgar trocken. "Das hat wohl eher der Erzeuger zu verantworten."
"Das... ist eine unglaubliche Aufgabe..." sagte Sirgal sinnend, und schon überlegend, wen sie darüber befragen konnte. Das Orakel? Die Stimme der zeit? Die Seherin des Legats? Grübelnd drehte sie ihren Becher in der Hand.
Hrothgar sah das Blitzen in den Augen von Sirgal, und er konnte regelrecht hören wie ihre Gedanken rasten. Sein Grinsen ging unvermittelt in Gelächter über.
"Kann es sein, das ich der Legendenweberin den richtigen Gedankenanstoß geliefert habe?" fragte er dann.