Von draussen hört man eine männliche Stimme die anscheinend ebenfalls singt. Aber durch die Wand ist der Text nicht zu verstehen, allerdings scheint diese Melodie eher fröhlich zu sein. Vor der Tür hört der Gesang auf und es erklingt zweimaliges aufstampfen. Erst dann öffnet sich die Tür und ein Mann mit einem grauen Mantel und einem Dreispritz mit Feder tritt ein. Er blickt sich um, findet fröhlich zum Wirt: "Ich hätte gerne einen Krug von dem dunkelsten Bier das ihr habt." und schlendert dann an den Tisch zu Amira und Allister.
"Seid gegrü... Sehr gern." Mika stellt Glas und Tuch weg und geht mit einem Krug nach hinten in die Küche. Wenig später bringt er dem Neuankömmling ein Glas mit einer tiefbraunen Flüssigkeit, die eine feine Schaumkrone hat und herb duftet. "Eine geheime Empfehlung des Hauses."
Amira kennt das Lied. Unbewusst beginnt auch sie leise mit zu singen. Die Ankunft von Viktor geht völlig an ihr vorbei.
"Leise ganz still, schliess die Augen und hör Was die See Dir erzählt, welche seltsame Mär Ein Lied folgt den Wellen in ihrem Lauf Kaum hörbar und doch hört sein Klang niemals auf
Fern an den Ufern am felsigen Riff Wo an Klippen zerschellte schon manches Schiff Stand eins eine Burg so Grau wie der Stein Auf dem sie erbaut in den Felsen hinein
Dort lebte vor Jahren, so sagt es die Mär Ein Mädchen so bleich, dem das Herz schien schwer Denn ob Tag, ob Nacht, stand sie doch am höchsten Turm Und sang dort ihr trauriges Lied in den Sturm
'Ach wär' ich so leicht wie die Feder im Wînd Die der Sturm jagd über das Meer Ja dann ginge mein Weg über Wellen und Flut Und mein Lied trägt der Wind vor sich her...so weit fort...'
Viele fragten und sagte 'Was mag mit ihr sein?' 'So bleich, doch so schön, steht dort immer allein.' 'Ihre Blicke sind dunkel, ihr Haar fliegt im Wind.' 'Welch stummes Geheimnis umgibt dieses Kind?'
'Ist es Trauer um Menschen, die sie einst geliebt?' 'Ist es Krieg voller Schrecken, der hinter ihr liegt?' 'Warum spricht sie nicht, niemals, ein einziges Wort?' 'Nur ihr leiser Gesang wiegt den schweigenden Ort...'
'Ach wär' ich so leicht wie die Feder im Wînd Die der Sturm jagd über das Meer Ja dann ginge mein Weg über Wellen und Flut Und mein Lied trägt der Wind vor sich her...so weit fort...'
Und so zogen die Monde, die Jahre ins Land An der Klippe, wo singend das Mädchen stand Und der Morgen, der fnd sie stets schmaler und bleich Als die Nacht sie umfing, im nebligen Reich
Bis dann eines Morgens das Mädchen verschwand So still und so lautlos, dass keiner verstand Nur der Wind trägt sie Feder ganz sanft vor sich her Und das Wasser erzählt diese seltsame Mär
'Ach wär' ich so leicht wie die Feder im Wînd Die der Sturm jagd über das Meer Ja dann ginge mein Weg über Wellen und Flut Und mein Lied trägt der Wind vor sich her...so weit fort...' "
Als sie mit dem Text geendet hatte, wiederholt sie die letzte Strophe summend und bleibt noch einen Moment lang mit geschlossenen Augen sitzen, ehe sie einen weiteren Schluck aus dem Glas nimmt, um es somit ganz zu leeren. Amira blickt auf. "Viktor?", fragt sie leicht überrascht, "Wo kommst Du denn auf einmal her?"
Die Zimmer sind einfach aber sauber. Ein geräumiges Bett, frisch bezogen, Kommode mit Waschutensilien, frische Handtücher. Ein Tisch, zwei Stühle und ein schlichter Webteppich auf dem Boden. Als Mika Allister den Weg hinauf gewiesen hatte, deutete er auch auf die Tür am Ende des Flures im Erdgeschoß. "Dort ist das Zimmer der Legendenweberin."
Viktor nahm den Krug entgegen und findet "Danke, es riecht schon sehr gut." Dann fängt Amira an zu singen und er hört gebannt zu.
Als sie dann aufhöhrt und ihn fragt wo er herkommt ist es als ob er aus eine Trance aufwacht. "Na, ich komme wie du aus Neu Igrane. Irgend was nicht in Ordnung mit dir?" frägt er und setzt sich an den Tisch und trinkt entlich einen Schluck des Bieres. Sein Geschicht erhellt sich gleich um einiges als der köstliche Saft in seine Kehle rinnt.
Amira blinzelt verwirrt und schüttelt leicht den Kopf, als ob sie einen klaren Gedanken fassen wollte. "Was soll denn nicht in Ordnung sein?", fragt sie Viktor und streicht sich die Haare hinter's Ohr. "...Scherzkeks...", fügt sie leise murmelnd hinzu und lehnt sich auf ihrem Platz wieder zurück.
Mika hatte inzwischen den gewünschten Zuber zubereitet und alles für das Bad der Dame bereitgelegt. Als er Allister gut untergebracht wusste, kam er in den Schankraum zurück. "Wenn es euch beliebt, der Zuber wird in ein paar Minuten fertig sein." sagte er zu Amira.
Die Frau hebt den Blick und lächelt. "Klingt hervorragend, vielen Dank.", antwortet sie erfreut. Innerlich war Amira schon in dem warmen Wasser am entspannen.
Amira überlegt kurz. In Anbetracht des Muskelkaters, der sie im Moment plagte wäre es wohl angenehmer, sich nicht verrenken zu müssen, um an wirklich jede Stelle auf ihrem Rücken ranzukommen. Sie nickt zögernd. "Wenn es ihre Zeit erlaubt, würde ich dies gern in Anspruch nehmen.", antwortet sie.