"Hektik ist eine sehr schlechte Eigenschaft der Menschen, Sirgal. Es kommt alles so, wie es kommen soll. Was du in diesem Leben nicht schaffst, machst du ihm nächsten. Es bedeutet nicht, frei von Sorgen zu sein, wenn du das meintest. Mein Weg verhilft zur Gelassenheit und zum Frieden." Sie lächelte. "Wieso fehlt dir Ruhe?"
"Es ist viel passiert in der letzten Zeit. Schlimme, aber auch wunderschöne Dinge. Ich bin schon lange von zu Hause weg, und kehre jetzt erst nach Monaten zurück. Ich bin ... unruhig, was mich erwartet."
Sirgals Gesichtsausdruck veränderte sich. "Nein, Kaya... das ist es wohl nicht mehr. Es sind Dinge geschehen, die ich nie wieder gut machen kann. Ich warte noch auf die anderen, dann werden wir gemeinsam den Grenzposten aufsuchen."
Sie legte den Kopf schief. "Wenn du Vergebung suchst, wirst du sie finden. Nur bist du die erste, die dir verzeihen muss, dann werden es auch die anderen tun. Sprich über das, was deine Seele belastet, vertraue dich dem Geist an, der auch dich führt." Ihre Stimme war warm und ihr Blick gütig.
"Dass du hier sitzt und so darüber sprichst, dir eine Schuld eingestehst, ist der erste Schritt der Vergebung." Kaya legte die Hände auf den Tisch und öffnete sie für Sirgals. "Wir leben alle nach unseren Dogmen, nach einem Credo, welches tief in uns verankert ist. Ein Pfad, der uns durchs Leben führt. So, wie du hier sitzt und sprichst, scheinst du aus welchem Grund auch immer für einen Moment von diesem Pfad abgekommen zu sein. Aber nun bist du wieder auf ihm und er wird dich weiter führen. Es ist gut, dass du weinst, denn es ist beweis dafür, dass du zurück von Schuld auf den wahren Pfad gelangst. Und nur hier wirst du Vergebung finden. Auch wenn du sagst, du hast deine Liebsten verraten, wird - wenn du voll Vertrauen weitergehst, wirst du Frieden finden!" Kaya war überzeugt von ihren Worten.
Kayas Worte ließen Sirgal den Kopf senken. Tränen fielen auf das Holz der Tischplatte und hinterließen dort dunkle Flecke. In diesem Moment war sie dankbar, dass Allister grade mal nicht anwesend war. Sirgal hatte die Hände in die von Kaya gelegt. Sie waren eiskalt.