"der Kupferne war von jeher der Herrscher der Drachen. So wie der Rote der Kriegsherr ist, der Graue der weise Berater so war der Kupferne derjenige der Drachen, der die Herrschaft über seine Brüder ausübte. Als die Drachen allerdings anfingen, sich mit den Sterblichen abzugeben, sie sogar zu lehren, da war der Kupferne gar nicht erfreut. Er verbot den Umgang mit den Sterblichen, was wiederum dazu führte, das diese sich gegen ihn auflehnten. Sie hatten längst Gefallen daran gefunden, die Sterblichen zu unterrichten, und zu helfen, weil sie von den Sterblichen wie Götter verehrt wurden."
Hrothgar überlegte. "So gesehen ist Kupfer derjenige Drache, der am meisten auf Ordnung Wert legt, allerdings einer sehr starren Ordnung, wo jeder und jede seinen Platz hat, und es gibt weder ein Auf noch ein Ab in dieser Ordnung."
Sirgal nickte. Er hatte also teilweise verstanden, worum es ging. Welche Verbrechen der Kupferne allerdings beging, schien Hrothgar nicht zu wissen. Auch gut. Sie sah den fremden Mann am anderen Tisch an, der schräg hinter Hrothgar saß.
Hrothgar grinste. "Mein Gehirn funktioniert noch ganz gut, trotz meines Alters. Und genauso habt ihr es erklärt. Trotzdem ist mir nicht ganz klar, wie sich der Bericht der Fee Sonea mit dem angeblichen Verbrechen des Kupfernen vereinbaren läßt. Ich weiß " Hrothgar winkte mit der Hand " wie Kriegspropaganda funktioniert, denn ich habe auch schon zu solchen Waffen gegriffen."
"Dass es ein zufriedenes Lager von Kupfernen Anhängern ist, die aufgebaut wurden und ihrem Anführer zu Füßen liegen? Das mag völlig richtig sein, ändert aber nichts an der Tatsache, was Kupfer will und für Ziele hat."
Sie hatte vorhin Drache und Eule wieder aus dem Kragen gezogen und umshcloss die blaue Steineule nun schon eine ganze Weile mit einer Hand, so dass sie warm und pulsierend darin lag.
"Ich erhielt ihn als Geschenk von einer Händlerin als ich das erste mal in Weltenwacht war. Ich hatte etwas auf dem Fest der Drachen für sie getan..."
Sirgals Gedanken schweiften ab und kehrten nach Weltenwacht zurück. Ihre Miene wurde trauriger, verschlossener. Der Streit mit Mae belastete sie. Wie lange Mae wohl gelebt hatte? Ob sie je an anderen Orten in der Welt gewesen war? Sirgal schloss die Augen. Schlagartig war sie sehr weit weg. Grau die Welt um sie herum und voller Nebel, durch den sie lief... Kurze Bilder kamen ihr in den Sinn, Inseln, Berge, flaches Land. 'Was kann ich nur tun, um dem Wunsch und Befehl der Kaiserin gerecht zu werden? Mae... Schwester...' Dann musste sie an die Laute denken. 'Wo bist Du gewesen, als Dein Leben endete? Hattest Du die Laute da noch?'
Im Außen runzelte Sirgal mit geschlossenen Augen die Stirn und sah fast so aus, als hätte sie Schmerzen.
Hrothgar schaute in das Gesicht von Sirgal, und sah, wie sie es verzog.
Sollte er was sagen? Nein, lieber noch einen Moment warten; er hatte einige Dinge gesagt und getan, die Sirgal wohl verärgert hatten. Aber was sollte er machen? Ihm ging diese Verhaftung einfach nicht aus dem Sinn, auch wenn Bruder Sotun, der Oberste der Silion nach der Unterhaltung ihm ja Unterstützung zugesagt hatte ....
Sirgal saß zurückgelehnt, die langen Beine ausgestreckt. Irgendwann hob sie eine Hand an die Stirn, rieb sich die Nasenwurzel, als hätte sie Kopfschmerzen. Sie verbarg ein hartes Schlucken und die gefühle, die sie quälten.
Hrothgar stand leise auf, und ging zu Mika."Habt ihr einen Tee, der Schmerzen lindert?" fragte er leise den Wirt. Mika schaute auf Sirgal, und nickte dann. Danach verschwand er in der Küche. Hrothgar ging wieder zu seinem Platz und setzte sich.
Sorgenvoll betrachtete er die Legendenweberin, die anscheinend in ihrem eigenen, ganz privaten Schmerz eingeschlossen schien.
Bei dem schabenden Geräusch sah Sirgal auf. Sie blickte erst auf die Tasse, dann zu Hrothgar, dann wieder auf die Tasse - nahm sie schließlich und schnupperte. "Weidenrinde?" fragte sie verwundert...