Mit einem fragenden Gesicht schüttelte sie nun heftiger den Kopf. "Ich habe die Stählerne nur sehr am Rande mitbekommen. Das Jahr in dem sie ermordet wurde, war auch das Jahr in dem ich erst in die zweite Welt kam. Ich habe sie sehr kurz gesehen, aber ich konnte in ihr keine Schwester erkennen. Sie war anders als ich." Nach einem tiefen Seufzer sprach sie weiter: "Sie war ein Drache, der aus dem Blut des Silbernen und des Schwarzen geboren wurde. Ein Wesen, dass aus Hass geboren dem Urstrom entstiegen ist. Ich möchte nicht glauben, dass sie wirklich so etwas wie meine Schwester war." Wieder einmal verschwand ein ganzer Keks auf einmal in ihrem Mund, der zusammen mit etwas Tee herunter gespült wurde.
"Ich hab die Stählerne nie verstanden," meinte Tha'Risha. "Es war das Jahr, in dem der Kupferne noch nicht in den Kreis trat, aber seine Anhänger bereits in jedem Lager sein Unwesen trieb. Und je mehr man drüber nachdachte, desto einleuchtender war es für uns damals, dass die Stählerne doch sehr... verkupfert war, wenn man das so sagen darf. Wenn ich ehrlich sein darf, mir war ihr Weg... suspekt."
Sirgal warf Tha'Risha einen fragenden Blick zu. Sacht löste sie sich von Ti'Larasu und griff selbst zum Tee. "Ich habe nach wie vor nicht verstanden, was mit der Stählernen passierte. Niemand scheint zu wissen, wer den Drachen tötete... nur, dass sie durch die Klinge ihres eigenen Champions fiel. Aber er hat die Klinge nicht gegen sie erhoben."
Ein verschmitztes Grinsen zog über ihre Lippen. "Fragt doch mal den Goldenen... Er sorgt doch so gerne für Ausgleich in dieser Welt." Sie ließ Sirgals Hände wieder ganz los und ging ein paar Schritte durch den Raum. "Ich weiß selbst nicht einmal für was die Stählerne stand, außer für den Zorn, den die Silberne in sich aufgenommen hat."
"Sie war das, was dem Silbernen fehlte - gradlinig, hart und klar... so wie sie es jetzt wieder zeigt. Aber auch voller Gier nach Macht, was ich hoffe, in der silbernen, so wie sie jetzt ist, nicht finden zu müssen. Ich war sehr erschrocken, wieviel agression zwischen den Drachen herrschte, als das Fest sich neigte. Schon nach der Endschlacht war die Spannung greifbar." sagte Sirgal mit ernster Mine.
Ganz langsam und seich hin und her wiegend lauschte die Sendbotin. Einen Augenblick schien sie über diese Worte nachzudenken und sich an etwas erinnern zu wollen. "Sie streiten schon immer alle um die Macht. Nur seit der Kupferne wieder da ist, haben sie mehr Grunde denn je wieder zusammen zu halten und sich nicht nur in ihren Streitereien zu verrennen." Wieder einmal wechselten Ti'Larasus Augen vom seichten Violett zu den Raubtieraugen. "Dieses ganze Jahr, das Jahr der Orks, war sehr geladen." Sie stockte einen Augenblick und schien etwas in der Luft zu beobachten, was die anderen aber nicht sehen konnten. "Aber jetzt wird es besser. Davon bin ich überzeugt" fiel sie in ihren kindlich naiven Ton zurück.
Aufmerksam behielt Sirgal die Sendbotin im Blick. "Nun, es stimmt. DAs Jahr war voller roher Gewalt... Aber was könnte die Drachen in diesem Jahr so erzürnt haben, dass sie so offen gegeneinander vorgehen? In den Jahren zuvor war das nicht der Fall."
Tha'Risha lehnte sich zuück und kramte nach ihrer Pfeife. "Sirgal, trotz aller Verbundenheit der Drachen, es ist immer noch ein Wettstreit auf dem Schlachtfeld. Da ist Gewalt und Reibereien wohl nicht so ungewöhnlich, hm?"
Die Legendenweberin sah auf. "Nein, sicher nicht. Aber ich habe den Wettstreit noch nie so persönlich und die Anfeindungen noch nie so hart und direkt gesehen, wie in diesem Jahr! Noch nie wurde davon berichtet, dass es so etwas gab!"
Ein leises Kichern kam von der Sendbotin: "Nun, sie haben sich gegenseiteig versucht die Schuld in die Schuhe zu schieben, weil die Orks im Vorjahr gewonnen hatten. Wenn sie jemanden noch weniger in ihrem Kreis haben wollen als Kupfer, so sind es die Orks. Um so besser ist es, dass diese sich inzwischen dem Wettstreit entsagt haben und nur noch nach 'ihren Regeln' daran teilhaben."
Auch Sirgal lächelte - sie hatte die Erzählung niedergeschrieben. Erneut wandte sie sich an Ti'larasu: "Erinnerst Du Dich an Personen aus Weltenwacht?" Sie zögerte immernoch, dieses Wesen mit dem vertrauten Du anzureden. Der Graue hatte ihr mehr als deutlich gemacht, was er von derartigen Vertrautheiten hielt. Man hörte Sirgals leichte Verunsicherung aus ihrer Stimme heraus.
Ihr Lächeln war beinahe wie das eines Kindes. "Ja, ich erinnere mich an ein paar Leute. Besonders aber an meine Mutter, die Kadima. Phaedana war da auch noch Daroak und die anderen aus dem Legat eben, also die fünf, wobei ich meine, es wären mal sechs gewesen... Na ja, die waren alle in Weltenwacht. Ich erinnere mich auch noch an mehr Leute, aber ich habe die Namen vergessen." Sie überlegte wieder einen Augenblick, wobei sie in Gedanken mit einer Haarsträhne spielte. "Mama und Phaedana waren eigentlich schon immer da. Nur die anderen sind alt geworden und gestorben und es kamen Neue. Wie das bei Sterblichen so ist. Wen hast du denn dort getroffen?" Kam dann als neugierige Gegenfrage.
"Die Trigloria der Tarkuun - Nessian, Schimmersand und ... ach, ich vergesse immer wieder ihren Namen..." Sirgal grübelte eine Weile, kam aber nicht darauf. Kopfschüttelnd fuhr sie fort: "Ich hab manchmal ein Gedächtnis wie ein Sieb. Auf jeden Fall waren da noch Els'ra, der oberste Zwielichtwächter, der von seiner garde, den Not'ra begleitet wurde. Das Legat setzte sich neben Kadima aus eben Els'ra, Kazandra Feuerflut aus dem Haus Nirakis..." Sirgals Stimme bekam einen sonderbaren Klang, als sie den Namen sprach, "...Der Seherin Lady nanami und Sotun von den Silion zusammen. Einige Kalanar waren ebenfalls dort, die Schwurklingen. Interessant war, das ich keinen einzigen Soronn gesehen habe." Sie machte eine Pause. Dann fragte sie vorsichtig: "Sagt Euch der Name 'Liltha en Tiwás' etwas?" Es war Sirgals Name in der alten zeit, damals, als sie Legendenweberin des Grauen war...
Bei Sirgals altem Namen legte sie den Kopf leicht schief und lehnte ihn auf eine Schulter, wärend sie sich mit den Händen auf dem Sessel anstützte. "Ich meine diesen Namen schon einmal gehört zu haben, im Gegensatz zu den anderen. Aber wenn ich dich korrigieren darf, Elass'ra war meine ich der Name der Zwielichtwächterin." Beim Überlegen verdrehte Ti'Larasu leicht die Augen. "Die Norath'Ra sind so eine Art Wächter. Man kann nicht genau sagen wer oder was sie sind. Dazu müsste man sie überhaupt erst einmal auseinander halten können." Der Kopf wurde langsam zur anderen Seite gelegt. "Die Soronn zeigen sich genau so wie das Equilibrium und die Uyan'kar sehr selten, wenn überhaupt."