Sie nickte leicht und musterte Tha'Risha sehr genau. 'Wenn man mich um Hilfe oder Rat fragt, so werde ich dies sicher nicht verwehren.' Man konnte der Sendbotin förmlich beim Denken zusehen, eh sie die Hand nachdenklich an ihr Kinn legte und den Kopf leicht schief darin stützte. "Wer legt denn bitte ein Buch, dass den Grauen beinahe verrückt gemacht hat in dessen Sphäre? Na ja, ich werde es mir später ansehen gehen." Etwas irritiert von dieser Vorstellung schüttelte sie den Kopf. "Aber was die Angst und das Chaos angeht: Angst lähmt und wenn man von etwas gelähmt ist, das so groß ist wie das Chaos, kann man es nicht begreifen. Deshalb haben so viele Sterbliche Angst vor dem Chaos und meiden es. Ich versuche meinen Leuten auch die ganze Zeit klar zu machen, dass das Chaos im Grunde nichts Böses ist. Aber sie sehen immer nur die Teile, die sie fürchten und versuchen so gar nicht erst ihre Sicht zu ändern. Und was die Sterblichen fürchten, dass hassen sie leider auch meistens... Das ist auch einer der Gründe, warum die wenigsten der Grauen je erfahren werden, wie unglaublich viel Wissen das Chaos birgt." Ein leichtes Grinsen huscht wieder über ihr Gesicht, weil sie an verschiedene Situationen denken muss, die sie mit Chaos erlebt hatte.
"Das Buch des Chaos ist in der Grauen Sphäre, weil meine Mit-Grauen es mir, während ich es las und übersetzte, wegnahmen, in dem sie mich mit Magie ausschalteten. Unsere Magier wollten es im Ritualkreis zerstören und schickten es dadurch in ... naja, die Sphäre des Grauen Drachen." Tha'Risha grinste leicht amüsiert. "Zumindest ist es nun da, wo es hingehört. Wobei es ist gut, dass dieses buch nicht in der Sterblichen Welt weilt, auch wenn ich es gerne... naja. Es ist nicht zu begreifen... leider." Sie seufzte. "Das Lager des Chaos hat es den anderen in diesem Jahr auch nicht leicht gemacht, sich ihnen zu nähern, wenn ihr versteht. Denn auch sie haben es nicht begriffen, zumindest wenn ich mir einige der Subjekte ansehe... Und das hat nicht nur mit meiner persönlichen Abneigung gegenüber Nurgle zu tun. In diesem Jahr waren mehr Aspekte vertreten, die naja... auf mehr Gegenwehr seitens der Drachenlager gestoßen sind. Aber dennoch, das Große, das Ganze des Chaos gilt es anzunehmen. Ich wünschte nur, mehr der Grauen könnten das sehen, was ich sehe. Und ich weiß doch selbst nur ein Sandkorn in der Wüste..." Sie wollte mehr, das war mehr als deutlich.
Bei dem Wort "Nurgle" entfleuchte ihrer Tiefe ein mehr als hassendes Grollen. Vielmehr flackerten ihre Augen tief schwarz, ehe sie wieder das doch sanfte Violett annahmen. "Sie verbauen sich ihre eigenen Chancen durch unüberlegtes Handeln. Es gibt auch Chaoten, die nicht meinen ihre Umgebung quälen und foltern zu müssen. Die nicht so... radikal sind." Mit einem tiefen Seufzer, schien sie sich selbst wieder etwas beruhigen zu wollen. "Ich denke nicht, dass es euch gut tun würde, wenn ich mit euch einen kleinen Ausflug durch verschiedene Dimensionen machen würde... Und was die Kurzsichtigkeit des grauen Lagers angeht: Vielleicht kann ja mein weiser alter Onkel im nächsten Jahr ein paar klärende Worte erzählen oder gar eine Vorlesung halten. Er hat mehr als ein Sandkorn aus der Wüste, aber zu mehr als einem Karren voll wird es auch nicht reichen. Er kennt die Oberfläche, vielleicht noch ein Stück darunter. Es war gut, dass es 'nur' ein Buch war, das man ihm gab. Ich will mir gar nicht ausmalen... Ach, vergessen wir das." Der Mund wurde wieder einmal mit zwei Keksen auf einmal gefüllt, wobei in jeder Backe ein Keks landete.
Tha'Risha registrierte die Reaktion auf den Seuchengott nur allzu gut und speicherte dies. "Ihr sprecht mir aus der Seele und auch ich habe noch eine kleine Rechnung mit einer gewissen Dame offen." Sie lauschte dann interessiert weiter. "Ihr glaubt gar nicht, wie gerne ich mit euch reisen würde, doch ich bin sterblich und naja... Vielleicht später, doch - um ehrlich zu sein - ich bin momentan noch im Rang eines Schülers. Ein Lehrling, Akolyth, wie es heißt, mehr nicht. Und bis zur Unsterblichkeit ist es ein langer Weg." Sie grinste. "Ich beneide euch allerdings um dieses Wissen, ehrlich." Jetzt hatte Tha'Risha diesen Ausdruck eines Kindes in den Augen.
Sirgal kam unterdessen von einem langen und nachdenklichen Ritt nach Hause, nicht ahnend, was sich derweil in Gullminne zugetragen hatte. Sie lenkte das Pferd heim und saß dann am Stall ab, um es zu versorgen. Ihre Gedanken waren lange um die alte zeit gekreist und sie hatte viel über das nachgegrübelt, was sie noch über ihre Zeit als Legendenweberin von damals wusste...
Mit einem leichten Lächeln schüttelte die den Kopf. "Das hat nichts mit eurer Sterblichkeit zu tun. Ich fürchte eher, es könnte euren Geist wie ein Stück Papier zerreißen. Aber..." Ti'Larasu überleget wieder einen Moment und spielte dabei mit den Fingern in der Luft, als würde sie imaginäre Fäden fangen. Eine kleine Kugel, nicht größer als eine Murmel sammelte sich aus bunten Lichtern zwischen ihren Fingern, ehe sie diese Kugel langsam in die Handfläche rollen ließ. "Wenn ihr noch nicht sehr weit auf dem Weg seid, dann will ich vorsichtig sein. Wenn ihr wollt, nehmt diese Kugel. Aber vorsicht, es ist reine chaotische Energie."
"Ähm, nunja..." Er umriss kurz ein paar der Ereignisse und beschrieb die Fremde. "Man suchte euch..."
Und da war wieder diese Gier in den Augen. Tha'Rishas Fusseln, also die Warpfäden, die Chaosenergie in ihr, regte sich. Wenn jemand jemals diese Kraft erfahren hatte, würde sie nie wieder missen wollen und stets mehr verlangen. Sie war dem Chaos geweiht und sie arbeitete nun schon länger mit diesen Kräften, nichts im vergleich zu der jahrtausenelangen Übung der Sendbotin. Aber dennoch, sie wusste wie es sich anfühlte und welches Potential dahintersteckte. Sie hatte den Staub der Wüste eingeatmet und gesehen, gefühlt, was diese Energien sind. Und sie lernte begierig weiter. Tha'Risha hielt die offene Hand hin, betrachtete die Kugel mit Faszination, berührte sie fast schon fürsorglich.
Er wusste nicht alles und sagte :"Sie hat Jhan'afay naja... in Starre versetzt, lief über den Markt und schnappte sich dann das Chaospferd der Jallil. So viel ich weiß, waren die im Sumpf an der alten Schänke. Und man sagte mir, dass sie jetzt im Haus der Gäste sind. Die faust bewacht das Haus." Er stutzte. "UNd was ist eine Sendbotin?"
Als Tha'Risha die Kugel berührte geschah zuerst nichts. Das Funkeln und Glänzen, wie von einem winzigen Stern, blitze kurz auf und verschwand... in ihre Hand. Kräfte, die einem locker die ganze Hand abgesprängt hätten schossen durch den Arm quer durch ihren ganzen Körper und schienen im Kopf hängen zu bleiben. Angst, Schmerz, Kälte aber genau so auch Freude, Wärme und das Gefühl von Glück, unzählige Gefühle wechselten sich binnen kürzester Zeit miteinander. Der Raum schien sich leicht zu krümmen, und doch war er grade. Gerüche wurden zu Farben und Geräusche kribbelten auf der Haut. Man konnte nicht genau sagen, ob es nun angenehm oder nicht war, es war einfach nur fremd und unsteht. Das ganze Schauspiel dauerte vielleicht eine Minute, auch wenn es sich anders anfühlte. Alles, was danach blieb war ein leichter Kopfschmerz und ein Kribbeln in der Hand, mit der sie die Kugel aufgenommen hatte. Die Sendbotin wartete, bis Tha'Risha wieder zu sich gefunden hatte. "Wenn man sich und seine Umwelt nicht wirklich voll und ganz kontrollieren kann, so würde der Urstorm einen völlig zerreißen."
"Warum sucht man mich?" fragte Sirgal. Dann erklärte sie knapp: "Sie ist eine der gesandten aus den Drachenlanden, die Verkörperung eines Drachen in Menschengestalt."
"Weil ihr zu der Gesandtschaft gehört, die in diesen Drachenlanden war. Die Jallil wollte wohl, dass ihr dabei seid. Also kommt ihr?"
Nicht nur, dass ihr urplötzlich alle Farbe aus dem Gesicht gewichen war, irgendwie war ihr auch übel nach diesem 'Trip'. Tha'Risha schnappte nach Luft und ließ sie erst wieder entweichen, als es vorbei war. Völlig irritiert blinzelte sie und starrte, sich die Hand reibend auf genau diese. "Das war... Danke." Wunderschön, wollte sie sagen, doch das wäre eine maßlose Untertreibung gewesen. Sie nickte. "Ich verstehe... Ich wünschte, die anderen würden sehen, was ich sehe und verstehen, was ich verstehe." Sie schmunzelte.
Sirgal hängte den Sattel weg und wusch sich im Stall in dem kalten Wasser die Hände, dann kam sie - so wie sie war - mit. Ganz in schwarz gekleidet, Reithose und Tunika, darüber eine ebenso schwarze Lederweste.