"So es der Wunsch meines Herrn ist, werde ich auch wieder nach Weltenwacht gehen, ja. Natürlich gefällt es mir noch immer dort - auch nach so vielen tausend Jahren..." meinte Sirgal nachdenklich.
Mit einem zufrieden wirkenden Lächeln fragte sie weiter: "Tha'Risha erzählte mir, dass ihr Probleme hattet mit den höher gestellten in Weltenwacht zu reden. Stimmt das? Warum hat die Kaiserin euch nicht empfangen? Und was war mit den Orden? Gibt es noch alle Orden? Wem dient das Haus der Klingen in dieser Zeit? Wie viele der Kinetiker sind noch übrig? Steht denn in Weltenwacht überhaupt noch alles?" Plötzlich wurde Sirgal regelrecht mit Fragen überschüttet. "Ihr hattet mir die Karte gezeigt, auf der das Westtor fehlte. Und die Schattenstadt wirkte darauf so klein, irgendwie..." Zwischen den Sätzen verschwanden immer wieder Tee und Keks im Mund der Sendbotin.
Der winzige Drache landete auf ihrer Hand und rollte sich dort zusammen, so dass er wie ein kleiner rauher Stein aussah. Ein sehr warmer kleiner Stein.
Sirgal lächelte kurz, dann begann sie nach und nach die vielen Fragen zu beantworten: "Ja, ich hatte erst sehr spät das Glück, mit Herrin Phaedana sprechen zu dürfen. Sie erinnerte sich nicht an mich. Wie auch - ich war einst eine völlig andere." Herb wurde ihre Stimme und rauh, als sie sagte: "Dieser Leib hat nichts elfisches mahr an sich..." Dann fuhr sie fort: "Das Legat ist ganz eigen gewesen zu jener Zeit, als wir dort waren. Sie waren sehr mit sich selbst und einigen wenigen Magiern beschäftigt, die wohl meinten, wichtiger zu sein, als alles andere. Allen voran dieser Theodorus. Die Kaiserin wurde ebenfalls mit so vielen Fragen und Personen konfrontiert, das ich es nciht darauf anlegte, sie ebenfalls zu belästigen. Von den Orden waren zu der Zeit unseres Besuches Die Silion und die Tarkuun am aktivsten. Soronn habe ich keine gesehen. Auch das haus Nirakis war dort und einige Schwurklingen kreuzten meinen Weg - aber ich habe so wenig tun können..." ihre Stimme wurde leise. Trauer mischte sich hinein, als Sirgal weitersprach: "Ich kenne in Weltenwacht jeden Baum und jeden Strauch und jeden Stein. Aber niemand erinnerte sich an mich, keiner erkannte mich. Nicht einmal mein alter Freund Nessian." Sie schluckte. Dann beantwortete sie weiter: "Das Haus der Klingen schwankte, ob es Kupfer dienen sollte. Zumindest die junge Frau, die ich traf und mit der ich sprach. Kinetiker gab es einige, aber ich hatte wenig mit ihnen zu tun. Weltenwacht schien unversehrt... im Gegensatz zu Blütensang, das ja nicht wieder aufgebaut wurde."
Der rauhe Stein reckte den Kopf und gab ein leises Quieken von sich. Es war einfach ein kleines Geschöpf, ziemlich unmagisch, mehr wie ein Camälion.
"Phaedana..." Langsam und leise wiederholte Ti'Larasu diesen Namen. "Dieser Theodorus und vorallem ein Magier namens Ansgar hielten mich am Fest der Drachen für sie. Aber da ich mich an die Kaiserin erinnern kann, zumindest etwas, kann ich sie nicht sein." Mit ihren violetten Augen musterte sie Sirgal eingehend. "Es ist nicht wichtig, wie wir aussehen, sondern was wir in uns tragen. Die Sterblichen gehen viel zu oft nach dem Äußeren, was sie blind macht. Na ja, nicht so blind wie das Licht der Wahrheit." Als Sirgal die Schwurklingen ansprach seufzte auch die Sendbotin schwer. "Ich war doch schon etwas schockiert, als ich am Drachenfest eine der Klingen sah. Eine gewisse Lady Niham, ich glaube so heißt sie, will das Haus Nirakis in der zweiten Welt wieder aufbauen. Aber die zweite Welt ist so... schwach gegen die erste. Das könnte aber auch daran liegen, dass die Drachen nur menschliche Abbilder von sich in diese Welt schicken und nicht mehr selbst präsent sind. Als damals die Darchen durch den Kupfernen von der Welt der Sterblichen abgeschnitten wurden war auch erstmal ein ziemliches Durcheinander. Ich war die Botin zwischen der Welt der Drachen und der der Sterblichen, bis ich dann..." Sie brach den Satz ab und starrte vor sich auf den Tisch in ihre leere Teetasse.
Tha'Risha streichelte das kleine Geschöpf behutsam. Dann sah sie auf, als sie die beiden Namen hörte. Ansgar und Niamh, beide dem Grauen Drachen zugetan, beide Freunde von Lilis. Jetzt lauschte sie erst recht.
Sirgal stellte die Tasse weg und schob Ti'larasu beide Hände hin, die Handflächen nach oben, einladend, sie zu ergreifen und sah das Geschöpf an. "Du bist jetzt hier. Das, was geschah, machte Dich zu dem, was Du bist. Es schenkte Dir Erfahrungen und behütet Dich davor, Fehler zu machen... Es ist Teil von Dir, doch es ist Vergangenheit!" Sie sprach ganz sanft und leise. "Wir haben Dich gern hier, Ti'larasu! Als genau das, was Du bist. Hier und jetzt." Sacht strich Sirgal über die Hand der Sendbotin. "Magst Du erzählen, was Du damals warst? Ich habe mich gewundert, so wenig Nähe der Drachen in Weltenwacht zu spüren..."
Behutsam, grade so, als könne sie Sirgal aus Versehen verletzten, legte sie ihre Hände Sirgals. Sie atmete einmal mit geschlossenen Augen tief durch. "Ich weiß nicht, ich bin, was ich bin und nie war..." Verdutzt über diesen Satz stockte sie kurz schüttelte knapp den Kopf. "Alte Erinnerungen vermischen sich mit neuen. Ich weiß nicht genau was ich bin. Ich weiß nur, dass ich das Kind des Schwarzen und der Kadima bin. Ich war nie ein Mensch und wuchs bei meinem Vater auf. Er lehrte mich meine Kräfte zu nutzen. Eines Tages jedoch wurde ich vom Kupfernen Drachen entführt." Ihre Stimme wurde kalt und gefühllos. "Er verbannte alles Gute in mir und zwang mich meine Kräfte gegen andere einzusetzen. Ich habe tausende und aber tausende von Leben genommen, bis der Schwarze es schaffte mich zu befreien. Aber auf meiner Flucht stürzte ich in das Urchaos. Ich muss etwa... achttausend Jahre dort gewesen sein. Wenn ich mich nicht sehr irre, dann muss ich heute knapp neuntausend Jahre alt sein." Eine einzelne Träne kullerte über ihre Wange und tropfte von ihrem Kinn in ihren Schoß. "Ich weiß heute nicht einmal, wer oder was ich bin. Ich habe zwar inzwischen mehrere Namen und auch einen Teil meiner Erinnerung wieder, aber es fehlt noch so viel. Ich bin froh, dass ich überhaupt wieder in der Lage bin zu empfinden."
Tha'Risha hatte sie angesehen und beobachtete Ti'Larasu. Es war selten, dass sie wahres Mitgefühl empfand, doch dieses Mal war es echt. Was sollte sie sagen, was konnte sie sagen.? Sie nickte nur.
Sirgal erinnerte sich, dass sie, zu Füßen der Sendbotin im Kraftplatz des Grauen sitzend, leise zu singen begonnen hatte... was für Kräfte waren in diesem Wesen gebunden! "Kadima..." sagte Sirgal leise und nickte. Dannkam ihr etwas anderes in den Sinn. "Du bist Kind des Schwarzen... Du hattest eine Schwester, Ti'larasu." Wieder strichen ihre menschlichen Finger snft über die der Anderen.
Überrascht und doch verwirrt schüttelte sie leicht mit verwirrtem Blick den Kopf. "Ich weiß nichts von einer Schwester. Mir wurde zumindest nie etwas über eine Schwester erzählt..." Kurz durchwühlte Ti'Larasu ihre Erinnerungen und musste an die Erzählungen in der Magiergilde denken vom letzten Abend. "Ihr meint Phaedana, also die Kaiserin?" fragte sie etwas skeptisch.
An einem anderen Ort der Stadt, in einer etwas ruhigeren Gasse bewegt sich Kel nachdenklich schlendernd. Seine Gedanken kreisen umher, so viel hat sich in der letzten Zeit in seinem Leben geändert. Das Leben an der Oberfläche war nicht einfach für ihn, zumal er es nicht gewohnt war unter so vielen Menschen zu sein. Er kannte lange nur das Leben im Unterreich. Sicher, er war das ein oder andere mal an der Oberfläche gewesen, doch nie so lange, er wusste immer das er bald wieder zurück kehren würde. Er beschloss wieder zurück auf die belebten Strassen zu gehen, er musste sich seinem neuen Leben, seiner neuen Heimat stellen. Von dem was momentan vor sich geht wusste er nichts, zu sehr hatte er darauf geachtet eine ruhige umgebung zu haben, als das ihn jemand finden konnte. Er bewegte sich nun wieder in Richtung der Strassen aus dem das laute Stimmengewirr der verschiedenen Rassen kam,,,, So anders war es hier... er wusste nicht ob es im positiven oder negativen Sinne anders war, aber im Moment mochte er nichts was anders war. Auch die Wunden die er auf dem Fest der Drachen geschlagen bekommen hatte, wollten nicht so recht verheilen, vor allem die Narbe auf seiner Brust Schmerzte sehr.