Viktorius taucht wieder vor Amira auf. "Ok. Wollen wir spielen? Was für spiele kennst du? Ich mag fangen." Der Himmel klart wieder auf und jetzt herrscht strahlender Sonnenschein. Und die Umgebung ändert sich zu einem kleinen Wäldchen mit See. Ofensichtlich ist Viktorius schnell wieder beruhigt.
Wenn sie gewinnen wollte, musste sie sich wohl oder übel auf dieses 'Spiel' einlassen- ganz egal ob es sie Zeit kostete, die sie nicht hatte, oder nicht. Amira's Gestalt lächelt und legt dem Wesen ihren Mantel um die Schultern, um ihn dann zu schliessen- wie von geisterhand passt er sich perfekt an. "Ein kleines Geschenk.", findet sie freundlich und streicht die Ärmel glatt. "Ein Spiel? Fangen?", fragt sie und legt einen Zeigefinger an die Lippen, "Hm...In Ordnung- eine Runde; aber nur wenn Du mir Deinen Namen verrätst. Ich heisse Amira. Und Du?"
"Danke. Du bist doch nett." findet Viktorius und als Amira sich vorstellt lächelt er noch mehr. "Du bist eine Amiralkalif, genau das bist du. Und ich bin ein Viktorius, jawohl ein Viktorius." Dann berührt er Amira schnell an der Schulter. "Du bist!" und er rennt los in das Wäldchen.
"Ein Viktorius?", murmelt Amira zu sich selbst, als die Gestalt vor ihr wegrennt.
Innerlich schüttelt sie den Kopf, als sie dem Wesen nachzukommen versucht. Im Wäldchen geht es über Stock und Stein und zielsicher treibt Amira es vor sich her, in der Hoffnung die vor ihr eilende Gestalt irgendwann einzuholen. Mit herkömmlichen Mitteln würde es ihr kaum gelingen- und HIER sowieso nicht, es sei denn, ER wollte es...Aber ER schien für den Moment auf dem Niveau eines naiven Kindes festzustecken..."Boah bist Du schnell- da komm' ich ja garnicht hinterher!", schauft sie im Laufen...
Viktorus lacht als er das Lob hört. "Ja, ich bin schnell wie der Wind. Komm und fang mich." Aber er wird auch merklich langsamer. "Das macht Spass. Juhchu!"
Amira lächelt und setzt 'Viktorius' nach- scheinbar geht ihr Plan auf. Sie lässt ihm noch eine Moment lang die Freude und holt schliesslich mit raumgreifenden Schritten und Sprüngen auf. "Hab' ich Dich!", ruft sie triumphierend aus, als sie nah genug dran ist, um ihm auf die Schulter zu tippen. Amira hat im Anschluss gestoppt und sich 'atemlos' an einen Baum gelehnt. "Du bist echt gut.", findet sie grinsend und deutet dann auf die Richtung, aus der sie gekommen waren,"Wollen wir zurück zum See? Ich zeig' Dir auch nen tollen Trick, wenn wir da sind."
Viktorius lacht als Amira ihn antippt und bremst. "Einen Trick? Was den für ein Trick? Wird der Spass machen?" fragt er Amira als er sich auf den Rückweg zum See macht. "Verrate mir mehr, bitte." drängelt er Amira. Aber diese wird sich nicht erweichen lassen bis die Beiden beim See ankommen. Als sie dies tun quengelt Viktorius wieder. "Du hast Versprochen mir einen Trick zu zeigen wenn wir da sind."
"Das habe ich und das werde ich.", lächelt Amira freundlich, kniet sich am Ufer hin und bedeutet dem Wesen es ihr gleich zu tun. Hier konnte sie ihn nicht in ihren Geist ziehen, um ihm Erinnerungen zu zeigen, doch es könnte anders funktionieren, hatte sie sich überlegt.
"Pass' gut auf und schau in das Wasser.", weisst sie ihn an. Daraufhin zieht sie ihre rechte Hand seicht über die Wasseroberfläche und nachdem sich die Verwirbelung beruhigt hatte, entsteht ein Bild. Mehr eine Art Diaschau. Eine Art Film. Ein Film, den VIKTOR kennen müsste. "Kennst Du das hier?", fragt sie ihn und deutet auf die sich abspielenden Bilder- sie zeigen eine Luftansicht des Grauen Lagers von diesem Sommer. Die Luftansicht wechselt in etwa Augenhöhe. "Und kennst Du den hier?", fragt sie weiter, als sie das Bild bei einem Mann stoppen lässt. Viktor Darius...
Viktorius legt den Kopf schief, und guckt. "Kenn ich ja." dann schreit er auf. "Nein, hör auf. Das tut weh. Ich will nicht mehr sehen" flehend schaut er Amira an. Und das Wetter fängt an sich zu ändern. Auf Viktorius Gesicht zeichnet sich Schmerz ab und Tränen fliessen. "Aufhören. Tut Weh. Will nicht. Das Tot bringt." und Viktorius bricht vor Amira zusammen. Der Regenschauer kommt fast plötzlich aber nicht überraschend und er ist heftig.
In der wirklichen Welt tut sich kaum eine Veränderung- abgesehen davon, dass man Amira den Stuhl unter dem Hintern hätte wegklauen können und sie es nicht gemerkt hätte. Mittlerweile seit mehreren Minuten verharrt sie in der selben Position; Viktor's Kopf in den Händen haltend und ihm tief in die Augen sehend. Muskelzittern macht sich allmählich wieder in ihr breit, als 'ihre' Kraft beinahe komplett aufgebraucht ist...
Der Blick trifft Amira wie ein Stich ins Herz. Es war zwar nicht DER Viktor, den sie hier vor sich hatte, aber irgendwie doch. Ihr kommt eine böse Ahnung. Wenn sie ihren Vertrauten zurück wollte, konnte es gut möglich sein, dass das 'Trugbild', dieses 'Kind' zerstört werden, also quasi 'sterben' musste. Behutsam zieht sie das Abbild in ihre Arme und hält dabei das Portrait im Wasser aufrecht. "Ssshhhh...Ruhig...Ganz ruhig...Es ist bald vorbei...Hab' keine Angst...Ich bin bei Dir...", flüstert sie selbst den Tränen nahe, dabei dem Wesen über das Haar streichend. Amira betet, dass sie sich nicht irrte, denn wenn sie das tat, dann war sie gerade höchstwahrscheinlich auf dem besten Wege den wirklichen Viktor ins Jenseits zu befördern- und das war etwas, was sie sich NIE würde verzeihen können.
Viktorius heult vor Schmerzen und weint weiter. "Nein, nicht mehr. Aufhören bitte." er drängt sich an Amira und der Regen wird heftiger. "Wieso? Ich habe nichts getan. Es tut weh." Die Schmerzen werden schlimmer und Viktorius schreit nicht mehr da er keinen Ton mehr rauskriegt. Er atmet schwer und drückt Amira fast die Luft ab so sehr klammert er sich an sie. Der Regen wird eine Wand aus Wasser und Amira kann kurzzeitig gar nichts sehen und der Regen dämpft auch die Geräusche, dafür ist sie wahrscheinlich bei der Lautstärke der Schrei von Viktorius dankbar. Dann lässt der Regen langsam nach und Amira kann eben so langsam einen Blick auf die leblose Gestallt in ihren Armen werfen.
Bei jedem seiner Worte...Laute...Schreie...Durchzuckt es Amira wie ein Blitz. Es tat weh. Sehr weh, denn, auch wenn es mehr die Wortwahl eines Kindes war, war es dennoch Viktor's Stimme, die sie hörte. Sie erwiedert den Druck der Umarmung. "Ich lass' Dich jetzt nicht allein.", verspricht sie ihm mit erstickter Stimme; ein Satz, den sie auch dem wirklichen Viktor einst gesagt hatte, als dieser vor einiger Zeit verwundet auf einem Schlachtfeld von Mitraspera vor ihr gelegen hatte.
Als der Regen nachlässt und sie die nun leblose Gestalt wieder richtig erkennen kann, setzt bei Amira jegliches Denken aus. "Es tut mir leid...", flüstert sie leise, als sie ihm mit zitternder Hand erst über das Haar streicht und dann nach einem Puls tastet...
Als sie die Haare der Gestallt berührt fühlen diese sich Trocken an obwohl es gerade so stark geregnet hat. Ihre andere Hand berührt den Hals und sucht einen puls, sie findet allerdings nichts.
Aber von der berührten Stelle ändert sich etwas und das breitet ich Kreisförmig über den Körper aus. Langsam änderen sich der Anblick. Erst löst sich der Mantel den sie der Gestallt angezogen hat in Rauch auf. Dann verschwindet langsam die Verschwommenheit und der Körper liegt mir klaren Umrissen vor ihr, ganz Dankbar wird sie für die schnelle weiter führung er Veränderung sein in schneller Folge bilden sich Falten, Narben und Muttermale. Und weiter geht es als sich aus dem Rauch langsam die erst unterwäsche und dann Viktor's Mantel nachbildet.
Als die Wandlung komplett ist zuckt die Gestalt mit den Fingern und scheint zu sich zu kommen.
Als sie keinen Puls fühlt, sinkt ihr Herz ins bodenlose. Fehlschlag. Vorbei. Endgültig. Doch dann macht sich eine Veränderung breit und die leblose Gestalt beginnt sich zu wandeln und schliesslich scheinabr zu sich zu kommen. Nun kann Amira es nicht mehr zurückhalten. Langsam perlen einzelne Tränen über ihre Wangen. "Viktor?", fragt sie zitternd und legt dem Körper eine Hand an die Wange und mit jener Berührung schickt sie den Rest der Energie, den sie noch hatte, hinüber.
In der wirklichen Welt zeichnet sich immer mehr die Erschöpfung auf Amira's Gesicht ab. Wie schon keine 2 Wochen zuvor bei Allister's Bergung beginnt etwas Blut aus ihren Augenwinkeln zu rinnen...
Langsam. quälend langsam, kommt Viktor zu sich. Er sieht sich um und erkennt das er sich in seinem eigenen Geist befindet. Dann sieht er Amira und wie ihr Tränen durchs Gesicht fliessen. "Was ist passiert? Wie komme ich hierher und was machst du hier? Das letzte was ich weiss ist das ich Sirgal etwas Magische Kraft abgeben wollte und jetzt fühle ich mich schlaffer als nach den Angriffen von Kupfer auf Weltenwacht." Er stöhnt auf. "Und ich hab HÖLLISCHE Kopfschmerzen."