Amira lag noch immer da- von Falk gehalten. Nahezu reglos. Bleich. Schwach. Ihre Lider flattern. Ihr trüber Blick versucht seine Augen zu fangen. "...Helim...So...hell...", haucht sie abermals schwach und kaum hörbar.
"Kann mal jemand..."faucht Falk, und Sirgal reagiert. "So - alle, die hier nichts zu suchen haben - raus. Allister - ab, zurück ins Bett. Ich komme in zehn Minuten kontrollieren. Die Heiler: Danke, wir kommen zurecht." Mit einer Geste winkte sie die Leute weg.
Der Soldat, der Allister ins Zimmer gebracht hatte, sah seinen Gouverneur fragend an.
Sirgal trat an das Fenster und zog die Vorhänge zu, so dass Amira nicht weiter geblendet wurde. Anschließend trat sie zu Falk. "So - ihr seid inzwischen auch eiskalt, also abmarsch..."
"Nein."
"Wie - nein? Aber ja!"
Falk schüttelt den Kopf. "Ich lasse sie nicht allein."
"Sie ist nicht allein." dann seufzt Sirgal. "Also gut - Moment." Sie geht um das Bett herum. "Amira - nciht erschrecken. Den Hintern versohl ich Dir später..." Sie greift unter Schulter und Taille hindurch und zieht Amira ein stück zur Seite, so dass bei Falk etwas Raum entsteht. "Helfen müsst ihr schon."
Der Krieger versteht und errötet leicht. Dann aber stemmt er sich hoch und Sirgal verfrachtet ihn kurzerhand an Amiras Seite, wo er aufrecht mit ausgestreckten Beinen zum Sitzen kommt. Sie wickelt ihn ebenfalls in Felle und Decken, dann bekommt auch er einen Trank gegen Schmerzen. Kurz lauscht sie auf, als sie das geräusch der Krücken im Flur hört, kommt aber zunächst nicht auf die Idee, an Kyrillas zu denken...
Der junge Grabenkämpfer schaute sich auf dem Gang um, wo nichts zu sehen war. Ein gutes Stück weg sah er - Allister - und einen Soldaten. Kyrillas runzelte die Stirn.
Konnte das sein?
Er hummpelte weiter. Es war Still geworden und sonst war keiner zu sehen.
Was war hier los? Ich werde ärger bekommen, oh ja!
Fuhr es Kyrillas durch den Kopf ehe er mit schmerzender mine sich jener tür zu wandte die schräg gegenüber war und hinter der er die Stimmen von vorhin vermutete
Und Amira wäre Sirgal in keinster Weise böse, wenn diese ihre Drohung tatsächlich wahr machen würde. Und es hätte sie auch nicht gewundert, wenn nicht nur Sirgal versucht wäre, ihr eine reinzuhauen- verdient hätte sie es nach einem derartigen Tanz auf Messer's Schneide...Jedenfalls würde sie zu dem Schluss kommen, wenn es ihr wieder besser gehen und sie ohne fremde Hilfe wieder aufrecht sitzen können würde. Doch das sollte noch eine Weile dauern.
Sirgal kann sie bei der Umlagerung nicht helfen. Amira registriert jedoch am Rande ihre vertraute Anwesenheit als sie sie verlagert und quittiert dies mit einem trüben Blick und einem Wort, welches sie nun wirklich nicht oft in den Mund nahm... "...Dalninil...", kommt es immer noch äusserst leise und kaum hörbar, nachdem Sirgal auch Falk in's Bett verfrachtet und in Decken und Felle verpackt hatte.
Nach wie vor ist Amira praktisch nicht in der Lage sich zu von allein zu rühren, auch wenn sie immer mehr um sich herum wahrzunehmen beginnt. Dass sie im Lazarett ist, ist ihr bewusst und die 'Erinnerung' über der Stadt mit ihrem gefiederten Freund umherzufliegen erscheint ihr wie ein schöner Traum. Einerseits hat sie eine gewisse Ahnung, was gerade mit ihr passiert war, aber andererseits kann sie es in ihrem derzeitigen Zustand schlichtweg nicht begreifen. Plus und Atmung sind zwar für einen Menschen der zumindest halbwegs bei Bewusstsein ist immer noch relativ schwach im Vergleich, doch sie sind zumindest regelmässig und machen nicht den Eindruck, als würden sie nächstens wieder aussetzen geschweige denn ganz verschwinden- eher das Gegenteil ist der Fall.
Auch spürt sie Falks Anwesenheit und Nähe...Und dieser Umstand ist Amira nicht im Geringsten unangenehm. Müde, verschiedenfarbige Augen suchen seinen Blick unter halb geschlossenen Lidern. Ganz allmählich fangen die Fingerspitzen ihrer linken Hand an zu zucken und wie unter einen gewaltigen Kraftanstrengung hebt sich die zwar noch recht kühle, aber langsam wieder wärmer werdende, Hand zitternd in Richtung des Gesichtes des Kriegers. Ein dünnes Lächeln begleitet diese sanfte Geste... Sicher, ihr Verhalten in dem Moment mag auf gewisse Art und Weise ungebührlich sein und dürfte für allerhand Gerede sorgen, doch dieser Umstand wäre ihr wohl auch ziemlich egal, wenn Amira bei klarem Verstand wäre und nicht halbtot rumliegen würde...
"Haben sie die Frau nicht gehört?" herscht er den Soldaten gespielt an ," sie wird Zimmer inspektion machen, also sollten wir schauen das wir land gewinnen, nicht war.?"
Sirgal sieht sich das kurz an und schüttelt dann den kopf. "Warte, so wird das nichts." Über die vertrauliche Anrede 'Schwester' ist sie verwundert, aber nicht unangenehm überrascht. Mit wenigen Handgriffen dreht sie Amira auf die Seite, so dass sie Falk zugewandt ist. Der Krieger beobachtet das, lächelt und spricht ein tonloses "Danke", dass er nur mit den Lippen formt. Sirgal nickt. "Ich bin bald zurück. Will nur sicher sein, dass ein gewisser Herr auch wirklich wieder liegt."
Auch hier lässt Amira Sirgal einfach machen- selbst wenn sie es gewollt hätte, hätte sie sich im Moment in keinster Weise wehren können. Erneut versucht sie die Hand in Richtung Falk zu heben und es sollte ein Gefühl für sie sein, als hätte sie tonnenschwere Gewichte am Handgelenk hängen. Ein Wort bringt sie angesichts dieser Anstrengung nicht hervor...
Falk fängt ihre Hand auf, geleitet die nach oben und legt die rauhe Wange in ihre Handfläche. Als Sirgal weg ist, küsst er ihre Fingerspitzen. "Ich bin ja da."
Sirgal unterdessen trifft draußen im Gang auf noch jemanden, den sie zurück ins Bett schickt: Kyrillas! "Mach mir keinen Kummer. Ich bin froh, Dich auf den beinen zu sehen, aber übertreib es nicht. Oder willst Du nach Amira sehen? DAnn geh nur. Bleib nicht zu lange... Ich schau nach Deinem Gouverneur."
Damit geht sie weiter, und kehrt in das Zimmer zurück, wo sie allister wissen sollte... Schon beim Eintreten meint sie, da stimmt etwas nicht. Sirgal runzelt die Stirn und tritt leise zum Bett. Es konnte doch nicht sein, dass man das anderweitig belegt hatte?
Als Falk ihre Hand greift, kann er spüren, wie die Anspannung in ihren Muskeln nachlässt und Amira sich quasi von ihm führen lässt. Sie hat ihre Augen zwar immer noch halb geschlossen- zu mehr reichte es im Moment einfach noch nicht-, trotzdem lag ein sanfter Blick darin. Wieder zucken ihre Mundwinkel, als ob sie etwas sagen wollte, doch es dauert einen Moment, bis die beinahe tonlosen, leisen Worte über ihre Lippen kommen... "...Blöder...Körper...wollte...nicht...mehr...Konnte...nicht...gehen...", liegt die schwache Stimme im Raum, "...Noch...so...viel...zu...tun..." Dann eine kurze Pause und zwei drei Atemzüge später: "...Tee...Hast...versprochen...wir...gehen..."
Sirgal dreht sich nicht mal zu Allister um, sondern bleibt mitten im Raum stehen. Still nickt sie dem Soldaten zu und meint: "Danke. Ich denke, mit dem werd ich allein fertig." Ein Hauch von einem Schmunzeln im Gesicht. Sie wartet, bis der Mann weg ist.
"Sch... nciht sprechen. Ist gut. Ruh Dich einfacha us. Den Tee holen wir nach." Falk lässt Amira nicht aus den AUgen.
Als der Soldat draußen ist und die Tür hinter sich geschlossen hat, setzt Sirgal sich auf die Kante des Bettes. "Ich denke schon." Sie klopft neben sich auf das Bett, ihn zu sich bittend. "Erzählst Du mir, was los ist?"
"...Einverstanden...", spricht sie angestrengt weiter, um dann entspannt die Augen zu schliessen und ihren Kopf bequem abzulegen. "...Danke...mein...H-...", das letzte Wort ist zu leise, als dass Falk es hätte verstehen können, doch er konnte beruhigt sein. Amira war eingeschlafen. Kräftiger, regelmässiger Puls und eine ruhige Atmung. Friedlicher Gesichtsausdruck, vollkommene Entspannung- jene die sie länger kannten, wussten, dass Amira nur so zu schlafen vermochte, wenn sie sich absolut sicher fühlte- und genau das tat sie im Moment.