"Es tut mir leid.", meint Amira wieder leise und wahre Aufrichtigkeit liegt in ihrem Blick, "Ich wünschte, ich könnte mehr tun." Sie könnte, wenn er es zulassen würde- das spricht sie jedoch nicht aus...
Er schüttelt nur langsam den Kopf. Falk war Schmerz gewohnt - ob er wollte oder nicht. Er war wirklich hart im Nehmen. Amira das hier zuzumuten lag außerhalb seiner Vorstellung. Er würde es nie gestatten. Das hier war sein Schicksal - nicht ihrs.
Amira nickt schweigend. Auch wenn es ihr weh tat, zu wissen, dass Falk damit noch eine ganze Weile- und wenn es ganz dumm lief für immer- belastet sein würde. Es rührt sie zutiefst, dass er nicht wollte, dass sie sich das antat. Doch auch Amira ist Einiges an Schmerzen gewöhnt, sonst hätte sie ihm wohl kaum das Angebot gemacht. Es musste die Hölle für ihn sein. Stumm legt sie eine Hand an seine Wange und ihr Blick wird weich. "Ich bin da...", sagt sie leise und es klang wie ein Versprechen...
Amira nickt, erhebt sich und dreht sich schnell weg, sodass er hoffentlich nicht sehen würde, dass ihr eine einzelne Träne aus dem Auge rann. Sie atmet tief durch und geht dann auf den Gang hinaus. Sie mochte Falk sehr. Hatte ihn in der kurzen Zeit sehr in ihr Herz geschlossen. Viel mehr, als es möglicherweise gut für sie war- aber wann tat sie schonmal was, was gut für sie war? Ihr klingen Bakals Worte von einst im Ohr. 'Jemand wie wir, muss sich seine Gefährten sehr sorgfältig auswählen- einen Fehler verzeiht das Schicksal nicht.' "Aber diemal bin ich mir sicher.", murmelt sie leise zu sich selbst und tappt weiter durch das Lazarett. Sie fragt sich zu Sirgal durch, dass sie dabei abermals teils verwunderte, teils ungläubige Blicke von den Heilern erntet, schiebt sie für den Moment bei Seite. Schliesslich kommt sie bei dem erwähnten Raum an und klopft sacht gegen die Tür...
Amira streckt den Kopf zur Tür hinein und macht sich schonmal auf eine Schimpftirade gefasst- zwar war ihr noch schleierhaft WAS genau mit ihr passiert war, aber sie weiss, dass es diesmal äusserst knapp gewesen war...Vielleicht schauten die Leute sie deswegen so komisch an... "Guten Morgen.", grinst sie breit, auch wenn ihre Augen einen eher dunklen Schimmer haben, "Ich hoffe, ich störe nicht."
"Oh Amira! Schön, Dich auf den Beinen zu sehen - Ruhe wäre zwar besser, aber Du weißt ja, was Du tust..." Sirgals Blick ist ebenfalls dunkel, als sie die Freundin ansieht. "Tu so etwas nie wieder, hörst Du?" sagt sie dann leise.
Sie ist inzwischen eingetreten. Schuldbewusst senkt sie den Kopf. "Hatte ich nicht vor...", Amira macht eine kurze Pause ehe sie mit einem nachdenklichen Klang in der Stimme fortfährt, "...Die Heiler sehen mich so seltsam an...Beinahe, als hätten sie einen Geist gesehen...War ich etwa...tot?..." Abwartend schaut sie die Freundin an.
Sirgal sieht sie lange an. "Ja. Und ich .. konnte nichts tun... dachte ich." Sie schüttelt den Kopf. "Ich weiß nicht, warum Du jetzt vor mir stehen kannst. Scheinbar hat der Graue noch etwas vor mit Dir."
Sie macht einen Schritt auf Sirgal zu und legt ihr eine Hand auf den Arm. "Danke, dass Du es trotzdem versucht hast- das bedeutet mir sehr viel.", entgegnet Amira leise, "...Es klingt seltsam, ich weiss, doch...ich habe es gesehen...Ich habe Allister gesehen, Dich, Falk, die anderen Heiler...Ich habe erst nicht verstanden, was los ist...Doch dann...Na ja..." "Und dann war da noch was, was mir die Kraft gab, wieder...in meinen Körper zurückzukommen...Hm...Eigentlich hat jemand gefehlt...", fährt sie andeutend fort, "Aber das ist jetzt nicht wichtig. Ich bin hier weil ich Dich um Deine Hilfe bitten wollte...Es geht um Falk..."
Amira braucht Sirgal nur anzusehen, um zu wissen, dass die geweint hatte. Die lider waren noch verschwollen und sie sah nicht gerade lustig aus. "Ist etwas passiert?" fragte Sirgal aber und stellte den Karton weg.
"Nein. Bisher nicht, aber ich weiss gerade nicht mehr richtig weiter.", gibt sie zu und legt dann den Kopf schief, "Was hast Du? Ist alles in Ordnung?"
"Ja, geht schon. Ich hasse solche Situationen einfach. Ich..." Sie breitet die Arme aus und schließt Amira darin ein. "Bitte, mach das nicht wieder." Wieder läuft ihr eine Träne über die Wange.
Amira erwiedert die Umarmung und streicht Sirgal sacht über den Rücken, so wie diese es bei ihr getan hatte, um sie zu beruhigen. "Keine Sorge.", verspricht sie leise, "Das habe ich nicht vor. Ich werde nicht einfach so verschwinden."