Die Decke fliegt unter weiteren wüsten Flüchen vom Bett und Amira will aufstehen- erst jetzt registriert sie Falk auf dem Stuhl neben dem Bett. Einen Moment lang hält sie in ihrer Schimpftirade inne und mustert den Krieger aufmerksam. Amira schwingt die Beine aus dem Bett und setzt sich auf die Art halb vor Falk. Sie streckt eine Hand nach ihm aus. Sorge mischt sich in ihren Blick und drängt ihren Zorn für den Augenblick in den Hintergrund. Es war nicht zu übersehen, dass mit Falk etwas nicht stimmte. "Was hast Du?", fragt Amira deutlich sanfter, traut sich jedoch nicht, ihn zu berühren, da sie fürchtet, ihm weh zu tun, "Was ist passiert?"
"Stab?! Blind?!", fragt Amira alarmiert und zieht misstrauisch die Brauen zusammen, "In Ordnung. Was zum Henker ist passiert, nachdem der Dolch mich ausser Gefecht gesetzt hat?" Ein erneutes Mustern. Sie nimmt jede Einzelheit ihres Gegenübers auf- ähnlich wie wenn sie eine Schwachstelle bei einem Gegner sucht. Amira registriert das Atemgeräusch, welches nicht ins Bild passte, und seine gebeugte Haltung neben dem verbissenen Gesichtsausdruck, als wolle er körperliche Schmerzen verbergen. "Rücken? Rippen? Oder beides?", hakt Amira schliesslich nach und es war klar, dass sie sich nur mit einer ausführlichen Antwort zufrieden geben würde...
Falk schließt kurz resigniert die AUgen. "Blind, weil es um Dich ging. Ich konnte nicht sehen, was passiert war. Es... sah so aus, als hätte er dich niedergestochen. Ich werde mir einiges anhören müssen. Angriff auf einen Vorgesetzten... Er weiß mit dem Stab umzugehen. Ich bin wie blind in den geblockten Stab hineingelaufen - und als ich registrierte, dass er sich ernsthaft wehren würde, war es zu spät. ja... beides." Er hustet wieder.
"Verdammt...", stöhnt sie auf und legt eine Hand über die Augen, "Du konntest ja nicht wissen, WAS es für eine Klinge war, die er benutzt hat- ich habe das Teil erkannt, da ich bei der Erschaffung dabei war; Schlafgift. Im Grunde harmlos...Args..." Amira atmet tief durch, sich der kommenden Probleme voll und ganz bewusst- Allister würde nicht begeistert sein...und das bei seiner momentanen Laune... Amira rückt näher an Falk heran. "Lass' sehen.", verlangt sie sanft und berührt ihn sacht an der Schulter, "Die Rippen zuerst."
Er atmet schnell, flach und fast ausschließlich in den Bauch. Das Ende des Stabes hatte die Rippengelenke direkt neben dem Brustbein getroffen - hätte Falk nicht so schnell mit einer winzigen Drehung des Oberkörpers reagiert, hätte selbst das stumpfe Ende sich zwischen die Rippen in die Weichteile schieben und ihn schwer verletzen können. So hatte er rechts etwa in der Mitte des Brustbeins einen schnell dunkler werdenden Fleck, der schon zu einer beachtlichen Beule geworden war, und ahnen ließ, wie es darunter aussehen mochte.
"...Oh mist...", entfäht es Amira murmelnd beim Anblick der Verletzung. Behutsam fährt sie mit den Fingerspitzen über die Stelle, jede Unebenheit registrierend. Sie zögert kurz ehe sie weiterspricht. "Ich will gern versuchen, mir anzusehen, wie es unter der Haut aussieht...Die Verletzung exakt erfassen...", meint sie leise und blickt ihm abwartend in die Augen.
Schon die sanfte Berührung lässt ihn zusammenzucken und die Zähne aufeinanderbeißen. "Nichts, was eine Bandage und etwas Zeit nicht richten würden", knurrt er.
"...Männer...", murmelt sie vor sich hin und konnte sich trotz Allem ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. "Klappe zu und stillhalten.", weisst Amira ihn an und berührt eine Stelle neben der Verletzung, um ihm nicht noch mehr Schmerrz zu bereiten. Sie atmet tief durch, konzentriert sich, bis sie völlig abwesend wirkt und ruft sich Sirgal's Lektionen in den Sinn. Amira beginnt sich umzusehen. Behutsam. Äusserst vorsichtig.
Gerissene Fasern über kleinen Gelenken, zwei gebochene Knochen direkt am Rippengelenk. Flammendes Rot, dass sich wellenartig ausbreitet und mit jedem Atemzug auflodert. Weit im Hintergrund ein sattes dunkles Rot, dass von weit unten kommt...
Noch traut sie es sich nicht zu, eine Reparatur ganz allein vorzunehmen. Daher greift Amira zu der Methode, die bereits funktioniert hatte- sie tut ihr Bestes, zunächst die Schmerzen im Brustkorb nach und nach zu dämpfen. Als dies zu ihrer Zufriedenheit geschehen ist, wandert ihr 'Blick' weiter zum unteren Rücken. Von hier hatte sie ebenfalls Schmerzen registriert, weshalb sie sich hier nun nach Schäden umsieht. Das Summen in ihrem eigenen Körper war wieder stark geworden und beginnt sich allmählich zu einem Brennen zu entwickeln, doch Amira drängt es hartnäckig bei Seite- ihre Aufgabe war wichtiger, als ihre Schwäche...
Frische Verletzungen gab es, bis auf diverse blaue Flecke, keine - nur die alte Verletzung war bis an die Grenze der Belastbarkeit ausgereitzt. Es fehlte nicht viel, um ihm erneute, wirkliche Probleme zu machen.
Unbewusst stösst Amira ein heiseres Knurren aus, als sie die alte Verletzung betrachtet. Verbissen dämpft sie auch hier die Schmerzen, wobei ihre Hände merklich zu zittern beginnen und sich kalter Schweiss auf ihrer Stirn sammelt. Doch sie bleibt konzentriert, bis sie fertig ist. Schliesslich zieht sie sich aus seinem Körper zurück und löst die Verbindung. Amira sinkt leicht zusammen und atmet zitternd durch, eine Hand auf den Bauch gepresst...
Diesmal streckt Falk vorsichtig eine Hand aus, setzt sich zu ihr auf das Bett und streicht ihr über den Rücken. "Danke ... aber das solltest Du nicht tun."
"...Ist mir egal...", entgegnet sie hinter zusammengebissenen Zähnen, "...Solang...es Dir hinterher besser geht...ist es mir egal..." Amira zwingt sich zur Ruhe und versucht verbissen das Brennen zu ignorieren, was ihr jedoch nur zu einem Teil gelingt, was Falk spätestens dann merken würde, wenn sie ihm wieder in die Augen sieht. Langsam, beinahe unmerklich zitternd, hebt sie den Blick. "Du wirst die Manschette wieder tragen müssen. Das vorhin war zuviel- es fehlt nicht mehr viel und Dein Rücken ist wieder hin...Und ich weiss nicht, ob man DAS dann wieder hinbiegen kann...", findet sie gepresst, "Ausserdem sind zwei Rippen gebrochen...nah am Brustbein...jeweils direkt kurz vorm Rippengelenk...Werden das irgendwie richten und fixieren müssen, damit es sich nicht weiter verschiebt...Verzeih' bitte...Doch Du hattest mehr Glück als Verstand...Musst Dich sehr vorsichtig bewegen, sonst..." Amira bricht ab und zwingt sich erneut, tief und ruhig zu atmen... "...sonst wird das böse enden.", vervollständigt sie den Satz nach zwei kontrollierten Atemzügen, wobei sich ihre Stimme merklich festigt.
"Und jetzt...", sie versucht sich hartnäckig hochzustemmen, "Gehe ich Viktor RICHTIG in den Hintern treten." Langsam richtet sie sich auf und kommt leicht zitternd auf die Beine. Zielstrebig geht sie auf den Tisch zu und greift sich ihren Dolch, um ihn wieder an ihrem Gürtel zu verstauen. "Der glaubt doch nicht allen Ernstes, dass er mich DAMIT aufhält.", Amira hält vor sich hin grollend die von Darius angeritzte Linke in die Höhe, "Der kann was erleben, wenn ich ihn in die Finger kriege..."
Zur gleichen Zeit betritt ein Trupp von 5 Männern das Lazarett. Der Anführer fragt nach Amira und Falk und man weist ihm den Weg zu der verschlossenen Türe mit dem Wachposten davor...